"Filme müssen eine Seele haben"
In "Nunchucks" reflektiert Regisseur und Schauspieler Chen Tianxing seine eigene Generation. Er erzählt die Geschichte von Filmemacher Dong Fanghze, der wie Tianxing selbst begeisterter Fan von Kungfu-Star Bruce Lee ist. Fanghze will einen neuen Film über den Kungfu-Meister schreiben und vertieft sich immer mehr in die Arbeit an dem Drehbuch. Darüber vergisst er seine Familie, bis sein Sohn plötzlich verschwindet. Dadurch gerät der Filmemacher in einen Konflikt zwischen Selbstverwirklichung und Familienleben. Mit dieser Spannung, so erklärte Tianxing heute, ist Fanghze nicht allein. Sie habe die Männer seiner Generation insgesamt ergriffen. Viele müssten so viel Arbeiten, dass sie keine Zeit mehr für ihre Familie hätten – dabei arbeiteten sie eigentlich doch nur der Familie wegen. Mit seinem Film will er seiner Generation warnend einen Spiegel vorhalten. Daneben kommen jedoch auch die Action-Elemente nicht zu kur, schließlich lernte Tianxing selbst über 20 Jahre die Kampfkunst Jeet Kune Do. Einen reinen Action-Film wollte Tianxing jedoch nicht. "Filme müssen eine Seele haben", betonte er heute, nur so hätten sie einen Wert für die Zuschauer. Genau diese Seele fehle vielen aktuellen Action-Filmen, die nur der Kampf-Szenen wegen gedreht würden.

Kritisch blickte Tianxing auch auf die zunehmende Technologisierung der Film-Branche. Die meisten Action-Szenen entstünden heute im Computer. "Der beste Film ist jedoch nur durch natürliche Bewegungen des Menschen darzustellen", so der chinesische Regisseur. Ziel eines Martial Art-Schauspieler müsse es daher sein, seine Kampfkunst und Körperbeherrschung weiterzuentwickeln.  Dabei müssen Schauspieler auch Verletzungen in Kauf nehmen – so wie Tianxing selbst, der sich beim Dreh von "Nunchucks" den Rücken verletzte. Bevor die Dreharbeiten zu seinem nächsten Film beginnen, muss er sich nun erst einmal erholen. Schließlich führt Tianxing bei seinen Film nicht nur Regie, sondern übernimmt zumeist auch die Hauptrolle.

Filmkunst in China wird westlicher
"Nunchucks" ist einer von zehn Filmen, die das Kölner Filmhaus im Rahmen des Festivals "Visions of China" zeigt. Gezeigt wird der Martial Art-Film am kommenden Sonntag, 18. September 2011, während der Preisverleihung. An diesem Abend werden sowohl der Jury- als auch der Publikumspreis vergeben. An drei Tagen danach zeigt das Filmhaus dann noch vier chinesische Filme außer Konkurrenz sowie eine Filmrolle mit Kurzfilmen. Ausgewählt wurden die Filme aus über 100 Aussendungen. Dabei fiel Festival-Leiter Dirk Werner auf, dass chinesische Filme immer westlicher werden. "Inzwischen sind sie leichter für das westliche Publikum zu konsumieren", sagte Werner. Ein weiterer Trend in diesem Jahr: Viele Filme machen das alltägliche Leben in China selbst zum Thema. Die Filme seien daher auch für alle diejenigen geeignet, die mehr über China erfahren wollten. Präsentiert werden alle Filme im Original mit englischen Untertiteln.

China-Herbst in Köln
Das Festival "Visions of China" findet 2011 bereits zum fünften Mal in Folge statt. Es ist das einzige Festival in Deutschland zum chinesischen Film. Zum zweiten Mal wird es dabei in einen Kölner China-Herbst eingebettet. Von September bis Ende November laden zahlreiche, ganz unterschiedliche Veranstaltungen dazu ein, die aufstrebende Weltmacht kennen zu lernen. Die Universität zu Köln läst im kommenden Wintersemester etwa zu einer Ringvorlesung über China ein, das DAPG China Forum veranstaltet eine Podiumsdiskussion zur Ambivalenz Chinas und im Opernhaus Köln ist die chinesische Kun-Oper zu Gast. Darüber hinaus organisiert die Stadt Köln eine Fachtagung für chinesische Unternehmen, die Interesse haben, sich in Köln anzusiedeln. Der China-Herbst 2011 ist damit gewissermaßen Auftakt für das China-Jahr 2012 in Köln. Damit möchte die Stadt im kommenden Jahr die dann 25 Jahre währende Städtepartnerschaft mit Peking feiern.

"Visions of China" – das Programm
Wettbewerb
Donnerstag, 15. September
18:30h Eröffnungsfeier
20:00h Shadow
Freitag, 16. September
18:00h Once Upon a Time in Tibet
20:00h My Girlhood
22:45h The Floating Shadow
Samstag, 17. September
16:00h A Little Shoe Polisher
18:00h Lost
20:00h My Mongolian Mother
22:00h Unusual Love
Sonntag, 18. September
16:00h Under the Influence
18:00h Love Tactics
19:30h Preisverleihung
Nunchucks

Panorama
Montag, 19. September
20:00h Green Love
22:00h 9 Minutes Shorts
Dienstag, 20. September
20:00h A Good Rain Knows
22:00h The Classes of Students from Tibet
Mitwoch, 21. September
20:00h The Law of Attraction

Filmhaus Köln

Maybachrt. 111
50670 Köln

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