"Architekten sind manchmal mutiger als Produktdesigner", betonte heute Dr. Gabrielle Lueg, Kuratorin der Ausstellung. Denn sie müssten sich anders als Produktdesigner weniger Profilen unterwerfen. Sie entwürfen die Möbel allein für sich oder ihren Bau. Lange waren Architekten zudem die einzigen Möbel-Designer. Erst etwa Mitte des vergangenen Jahrhunderts trennte sich das Möbeldesign vom Berufsbild Architektur und etablierte sich als eigenes Metier. Doch auch heute noch entwerfen international bekannte Architekten eigene Möbel. Deren Produkte stellt nun das Museum für Angewandte Kunst (MAKK) in den Mittelpunkt der Sonderausstellung "Von Aalto bis Zumthor". Die meisten Exponate der Schau stammen dabei aus dem MAKK selbst. Eine "vergleichbare Schau hat es noch nie gegeben", sagte Lueg.


Die Ausstellungshalle im MAKK

100 Jahre Sitzmöbel – von minimalistisch bis spektakulär
Lueg stellt in der Ausstellung berühmte Möbel wie etwa die Stahlrohrmöbel der Bauhauszeit, die kristalline Sitzskulptur von Daniel Liebeskind auch den Kubussessel von Walter Gropius. "Er wurde zu einem Lieblingsentwurf der Architekten", berichtete Lueg. Denn seit den 1920er Jahren griffen zahlreiche Architekten diese Form auf und variierten sie durch eigene Entwürfe. In der Schau sind nun allein sieben verschiedene Kubussessel zu sehen. Anhand der einzelnen Exponate der Schau lässt sich auch die historische Entwicklung des Möbeldesigns nach erfolgen. Den Beginn bildet gleich ein gesamtes Zimmer-Ensemble von Emil Beutlinger, das 1903 bis 1904 entwarf. Mit seinem Umbausofa erscheint er als Vorläufer heutiger Formerfindung.

In den 20er Jahren zeigte der Bauhaus-Stil auch in den Möbeln, die nun genial einfach und ökonomisch wurde. Nach den Zweiten Weltkrieg wurden die starren Formen von fließenden, organischen und freien Formen abgelöst. Dazu zählen in der Schau etwa die Korbmöbel von Egon Eiermanns. Auf diese Phase folgte ein Bedürfnis nach technischen und skulpturalen Möbeln . Zugleich entstanden minimalistische Produkte wie der Stuhl "Superleggera" von Gio Ponti. Seit Mitte des vergangenen Jahrhunderts werden die Möbel nun spektakulärer und exklusiver. Sie fallen durch ungewöhnlicher Materialien oder Formgebungen auf. Dazu gehört etwa ein Tisch von Gae Aulenti aus dem Jahr 1993, dessen Glasplatte auf vier Fahrradreifen montiert ist.


Ein isch mit ungewöhnlicher Form von
Gae Aulenti aus dem Jahr 1993


Architekturjahr in MAKK
Die Ausstellung ist ein Kultur-Highlight während der der Möbelmesse imm cologne und den Passagen 2012 und bildet den Auftakt zum Architektur-Jahr des MAKK. Parallel zu den Architektenmöbeln zeigt das Museum derzeit auch Skulpturen von Wasa Marjanov. Insgesamt präsentiert das MAKK in diesem Jahr fünf Sonderausstellungen: Neben den beiden genannten folgt im Sommer eine Schau zu modularem Bauen im digitalen Zeitalter. Und im Herbst stellt das Haus anlässlich des Kölner China-Jahres Architektur-Fotografien aus China und Deutschland gegenüber.

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Von Aalto bis Zumthor
16. Januar bis 22. April 2012
Museum für Angewandte Kunst Köln
An der Rechtschule

Öffnungszeiten
Di bis So: 11 bis 17 Uhr
1. Donnerstag im Monat: 11 bis 22 Uhr
Eintritt: 7 Euro, ermäßigt 4,50 Euro

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