Köln, 22.10.2006, 22:45 Uhr >
Vorstellnachmittag im Tanzbrunnen, herrliches Oktoberwetter, die Kölner gehen im Rheinpark mit ihren Kindern spazieren… Im Theater am Tanzbrunnen, herrscht schon eine andere Jahreszeit, es stellen sich die Karnevalisten für die kommende Session vor. Der Saal rappelvoll und in bester Feierlaune. Heute präsentieren sich 19 Top Künstler und Tanzgruppen.

Foto oben: Die Fidelen Kölschen und die Booreschnäuzer waren die Eisbrecher des Nachmittags und das war gut gewählt.

Schon mit einem richtigen Einmarsch beginnt der Nachmittag. Vorher begrüßte Manfred Wolff, Präsident der Nippeser Bürgerwehr und 2. Vorsitzender der Klubs Kölner Karnevalisten in Vertretung von Fritz Schopps die Gäste. Dann kamen die „Fidelen Kölschen“ zusammen mit dem Dellbröcker Boore Schnäuzer Ballett. Allein der Beginn schon ein Hi-light. Mit einem kölschen Medley und den schön gestalteten Kölner Typen, in den Uniformen der Traditionskorps,  überzeugen die Fidelen Kölschen von der ersten Minute an. Nebenbei bemerkt bieten die Fidelen Kölschen natürlich ein famoses Bild auf der Bühne. Klasse gemacht. Im Netz: www.fidelekoelsche.de


Die Fidelen Kölschen bei ihrem Auftritt


Die Dellbröcker Boore brachten erst mal ein Zebra-Päd-Rodeo vom Allerfeinsten auf die Bühne. Das ist genau die richtige Mischung von Ulk und Männerballett. Die Dellbröcker Boore machen sich, anders als andere Männerballette dabei zum Gespött. Ganz im Gegenteil,  vor allem durch die schwarzen Fräcke und die schönen roten Schärpen setzen die Dellbröcker Boore ihre Tänze und ihren Klamauk in einen stilvollen Rahmen. Das Bild das die Dellbröcker Boore auf die Bühne zaubern überzeugt und ist professionell. Die Männer persiflieren den Kölner Karneval seit mehr als 30 Jahren. Die Männer gehören der KG Uhu an. Im Netz: www.kg-uhu.de

Die Filue

Da merkt man halt die Profis. Denn so muss man die Filue bezeichnen. Sie haben den Saal von der ersten Minute im Griff, keiner der nicht mitschunkelt, die Hände in die Höhe nimmt, oder mitsingt. Und das nicht weil die Filue das Publikum plump animieren, nein die Filue überzeugen durch ihre Musik und ihre Texte. Die Texte sind klar und gut gemacht, haben die bestimmte eigene Note die man braucht um sich von den anderen zu unterscheiden. Musikalisch Top können sie, wenn sie wollen das Tempo von der einen auf die andere Sekunde ändern und steigern. Das Publikum geht 1:1 mit. Das ist optimal. Besonders witzig die Einsprengsel mit der Biene Maja und dem Willi. Die Jungs sind top!!! Im Netz: www.diefilue.de


Der Tulpenheini

Eines kann er gut, er bringt seine Witze schnell und ansatzlos hintereinander, da gibt es keine lange Pause zwischen den einzelnen Sequenzen. Die Länder in denen seine Witze spielen,  wechseln wir rasend schnell, von Holland, über Polen, Russland nach Italien und Belgien… Der Tulpenheini hat ein breites Repertoire an Witzen, das populistisch und breit mainstreamig  angelegt ist. Roland Poquet ist aus Belgien, da kommen die selbstreflektierenden Holländer und Belgierscherze ganz besonders gut. Mehr Infos gibt’s im Netz: www.tulpenheini.com


De Boore

Bringen ihr neues Lied mit: „Nur mit Dir will ich bis zum Himmel fliege…“, eine romantisches Stück, getragen und melodiös, wie man es von den Boore kennt. Die zweite Nummer erzählt eine Geschichte die wir alle tagtäglich kennen: Alle Kassen im Supermarkt besetzt und wir stehen immer an der falschen an. Das Stück ist rhythmisch gut eingestellt und aufgebaut, das wird sich durchsetzen. Zum Schluss gab es „Rut sin de Rosen“. Dreimal dürfen Sie raten was dann passierte.  Das komplette Theater am Tanzbrunnen sang, da ist den Boore ein echter Evergreen gelungen, das muss ganz klar gesagt werden. Gut ist dennoch, dass die Boore neue Stücke bringen und mit diesen auch anfangen.


De Beckendorfer Knallköpp

Bester kölscher Humor in breitestem Kölsch. Das ist keine Doppelung sondern beschreibt am Besten die Beckendorfer Knallköpp. Ehealltag pur persiflieren die beiden auf der Bühne. „dann heul doch“ ist jetzt schon das Markenzeichen dieser exzellenten Typen. Die beiden, auch im richtigen Leben ein Paar, ziehen sich auf einmalige Art gegenseitig durch den Kakao und breiten die Problemchen, Familiengeschichten mit direktem frechen Witz und versteckten Wortspielen vor dem Saal aus. Vor allem der Einsatz der kölschen Sprache gelingt hervorragend und wird authentisch vorgetragen. Wenn der Knallkopp in den Saal kommt dann erscheint es so, als käme er durch die Wohnungstür von einem Kneipenbesuch im Veedel nach Hause. Die sind gut. Optisch sind die beiden natürlich ein Hi-Light, er overdressed im Frack und sie underdressed in der typischen Hausfrauen-Schürze der 60er Jahre. 


Dirk und Sepp

Klassisches Stimmungsduo, die gute Schlagermusik mit kölschem Einschlag bringen. Mit ihrer aktiven Bühnenshow, die beiden stehen nicht einfach in der Mitte rum, sondern sind immer von links nach rechts unterwegs, aktivieren sie das gesamte Publikum. Das macht dann auch mit, das klappt gut. Die Texte sind eingängig, spielen mit Bekanntem und bringen dennoch viele neue Textelemente und wirken so frisch. Die Fusion zwischen Kölsch = Dirk und Sepp = Österreich gelingt. Die beiden sind das einzigste männliche Gesangsduett im Kölner Karneval. Beim letzten Lied holen sich die beiden sogar ein ganzes Tambourkorps auf die Bühne. Das Tambourkorps Viktoria Straberg.  Im Netz: www.dirk-sepp.de

Peter Fassbender

Ist „Dä Bundeswehrsoldat“, der uns von seiner Hochzeitsnacht erzählt und den wir zum Pychater (das ist kein Schreibfehler) begleiten. In gebückter Körperhaltung präsentiert er mit sonorer Stimme ganz cool seine Geschichten aus dem Leben eines Soldaten. Ultratrocken kommen seine Scherze die auch immer mit der Sprache spielen. Und er hat ein überdimensionales Schießgewehr dabei…und da hängt ein Spickzettel dran, ein nettes Detail… Peter Fassbender formt die Type „Dä Bundeswehrsoldat“ seit mehr als 20 Jahren. 



D
ie Kalauer

Fangen mit einem Song über Funkenmariechen an: „Stemm mich so wie ich bin…“ Die Marie hat Nachts um halbvier Anwandlungen noch einmal an alte Zeiten anzuknüpfen und bittet ihren ehemaligen Tanzoffizier um Beistand, nur dass sie mittlerweile ein bischen mehr wiegt … ein lustiges Lied mit witzigem Text. Vor den Kalauern ist keiner sicher, ganz egal ob Karel Gott, die Biene Maja, Angela Merkel, dazu die bekanntesten Melodien frisch verquirlt und neu, frech und witzig zusammengesetzt. Vor allem die Persiflage der Fußballhymne von den Sportfreunden Stiller dieses Sommers zur Fußball WM kommt klasse an, aber auch die Ostermannpersiflage auf die Stillen-Örtchen-Kosten im Sartory sind hervorragend. Klasse Kalauer von den Kalauern und die haben noch mehr auf Lager. Der Tanzbrunnen honorierte die Vorstellung der Kalauer mit offenem Szenenapplaus.


G
oldenen Helligen Knäächte un Mägde der Lyskircher Junge
Die Goldenen Helligen Knäächte un Mägde der Lyskircher Junge zeigen ein stark auf den Tanz abgestimmtes Programm, das ohne große akrobatische Nummern auskommt. Gerade das wird hier zum Vorteil, denn der Tanz wirkt ohne Akrobatik flüssiger, harmonischer und konzentrierter. Der erste Tanz zu einem klassisch kölschen Medley und dann eine Welturaufführung: Tanz zu einem italienisches Potpourri. Die 17 jungen Mädchen und 11 Jungs, allesamt eine Augenweide in ihren schönen Kostümen, zaubern eine tänzerisch und rhythmisch gut durchchoreografierte Show auf die Bühne. Von der merkt man, dass sie den jungen Karnevalisten große Freude macht und diese Freude transportieren sie Eins zu Eins in den Saal. Wunderbar. Im Netz: www.lhkm.de



Funky Marys

Die fünf Mädchen haben jetzt auch eine eigene Band am Start. Los ging es mit ihrer bekannten Nummer: „Mir sind die Mädche vom Ring“. Musikalisch sind die Mädels noch besser geworden, stimmlich hervorragend aufeinander abgestimmt. Da passt alles auf den Punkt. So muss das an einem Vorstellabend sein. Die Verstärkung durch die Band tut vor allem dem Sound gut. Auch an ihrer Show haben die fünf sympathischen Kölnerinnen gearbeitet, auch die hat gewonnen. Klasse vorbereitet starten die Funky Marys in die neue Session. Mehr Infos unter: www.funkymarys.de


Willy Armbröster

1968 hat er begonnen, da hat er sich beim Literarischen Komitee beworben…. Ein Könner der Reimrede präsentierte sich stilecht in der Bütt. Davon gibt es ja nicht mehr viele im Kölner Karneval. Gekonnt setzt er seinen breiten Wortschatz ein und beschreibt den Besuch eines Rentners bei Dr. Müller, Dr. Müllers Sexworld. Und dort erlebt der Rentner einiges…Wenn man jetzt glaubt, da ginge es nur schmuddelig zu, der wird durch die Rede eines Besseren belehrt. Klasse Rede. Seit 53 Jahren ist Willy Armbröster aktiver Karnevalist und sicher ein Vorbild. 


Die Wanderer auch mit Headbanging-Einlage

Die Wanderer
A Capella „loss mer fiere“ so führten sich die vier Jungs mit den roten Hemden und den schwarzen Pullundern ein. Auf dem Pullunder ein W. Bei dem Bandnamen muss man natürlich auch einen Coversong auf „The Wanderer“ von den Wanderers dabei haben. Gut kam das Lied zum Thema Karneval. Da singen die vier Jungs frisch von der Leber weg was sie alles tun würden um auf die Bühne zu kommen. Das ist gut, denn der Text ist eigen und das kommt auch sofort gut beim Publikum an. Mut zur Lücke und zum eigenen Text zahlt sich aus. Auch der letzte Song zum Thema Bützen überzeugte, der Applaus sehr gut.  Standing Ovations gab es für die Rocknummer „Heimweh nach Kölle“. Auch die Wanderer sind der Beweis dafür, dass neuer Sound, frische Ideen gut ankommen.
Im Netz:
www.de-wanderer.de


Zunft Müüs

Die ZunftMüüs sind eine der Top Tanzgruppen des Kölner Karneval. Schnelle Tanzchoreographien haben die ZunftMüss im Gepäck für die aktuelle Session. Das wirkt gut und sehr dynamisch. Die Hebefiguren sind bei den ZunftMüüs sauber in die Tanzpassagen eingepasst und wirken nicht als Einzelteile. Das ist gelungen und unterscheidet die Zunftmüüs von den anderen. Die erste Nummer baut Regenschirme in den Tanz ein, ein schönes Detail das optisch gut wirkt. Die Zunftmüss feiern ein karnevalistisches Jubiläum, sie sind seit 11 Jahren jecke Botschafter. Mehr Infos: www.zunftmuess.de



Klaus und Willi

Beste Bauchrednerkultur gepaart mit spontanen Reaktionen auf die Vorgänge im Saal. Das kann er gut, die Rede hervorragend eingestellt. Da kann man sich auf die Session freuen. Die beiden garnieren einen Knaller an den anderen und beziehen sich auf das aktuelle Geschehen. Klaus und Willi gehören zur Top Ten der Kölner Redner. Ganz klar, dem ist nichts hinzufügen. Im Netz: www.klausundwilli.de



Die Rheinländer

Auch in dieser Session sind die Rheinländer mitten drin, denn mit dieser Nummer starteten die sechs Jungs im Kölner Tanzbrunnen durch. Bei der zweiten Nummer drehen die Rheinländer richtig auf, das Tempo nimmt Fahrt auf, bei dem neuen Stück. Den Mädels von den Zunftmüüs finden das Stück schon richtig gut und machen Backstage voll mit. Die dritte Nummer „ävver schön wor et doch“ ist ein Stück zum Schunkeln, ein Stück zum Träumen, das von der ersten Liebe erzählt. „Der Herzschlag ist die Dicke Trum“, das vierte Stück das mit Unterstützung von Helmut Blödgens Musikern musikalisch vielfältig aufgestellt ist … der Refrain ist ein Brüller der den Saal mitreißt und in den Zwischenpassagen melodiös mit ungewöhnlichen Elementen verblüfft. Das ist schön denn dadurch bleiben die Stücke in sich interessant und sind ausgereift. Eine hervorragende Band. Im Netz: www.die-rheinlaender.de


Tanzkorps Seiner Tollität Luftflotte

Der Tanz der Tanzgruppe wird dominiert von den Hebefiguren und den akrobatischen Einlagen, dem die musikalischen und tänzerischen Elemente untergeordnet werden. Mit der zweiten Nummer gelingt es den begeisterten Tänzerinnen und Tänzern das Publikum endgültig mitzureißen. Imposant ist die Zahl der Tänzerinnen und Tänzer die das Tanzkorps auf die Bühne bringt, das ist wirklich beeindruckend, auch die Zahl der Hebefiguren, die von soviel Paaren dargeboten eine tolle Wirkung auf der Bühne entfalten. Abgeklärt wirkt das Tanzkorps, weil viele   und Tänzer aus mehreren Sessionen mitwirken. Dies zeigt sich in der ausgereiften Form der Darbietung und in der Ruhe mit der die Figuren entwickelt werden. Aus dem Publikum gab es Bravo Rufe. Im Netz: www.luftflotte.de



Bruce Kapusta

Der Clown mit seiner Trompete, wer kennt ihn nicht. Zauberhaft, wenn Bruce Kapusta seiner Trompete diese tollen Töne entlockt und auch noch Silberkonfetti regnen lässt, zumindest sieht es so aus im Verfolgerscheinwerfer. Als Bruce Kapusta ins Theater am Tanzbrunnen kommt stehen alle und das nach fast fünf Stunden NON STOP Programm, das will was heißen. Der Mann ist excellent und kann sich auf jede Situation gut einstellen, daran hat sich nichts geändert. In der letzten Session feierte Bruce Kapusta sein 11jähriges Bühnenjubiläum.

Im Netz: www.bruce-kapusta.de

 

Ein Nachmittag mit vielen guten Programmnummern ging zu Ende. Ein Nachmittag an dem klar wurde, der Klub Kölner Karnevalisten verfügt über die Top Kräfte des Kölner Karnevals, viele kennt man und hier findet man absolute Profis, auch die Technik spielte bis auf minimale Aussetzer hervorragend mit. So muss das sein, da bekommt man Vertrauen in die Künstler und ihre Präsentation. Bei allen Vorstellnachmittagen oder Abenden muss gesagt werden: Letztendlich passt nicht jeder Künstler zu jeder Gesellschaft oder Veranstaltung. Verantwortliche Programmplaner und Gestalter müssen sich diese Frage wer passt wann zu meiner Veranstaltung immer genau fragen, denn so unterschiedlich wie die Künstler sich präsentieren und ihr Programm darstellen,  so vielfältig können sie nach reiflicher Überlegung eingesetzt werden. Dem Klub Kölner Karnevalisten ist ein guter Nachmittag gelungen, nicht zu Letzt auch durch die frische und gut vorgetragene Präsentation durch Wolfgang Nagel.

Andi Goral für report-k.de / Kölns Internetzeitung