Das Gebäude des Museum Ludwig und des Römisch-Germanischen Museums in Köln vor dem Kölner Dom. | Foto: Bopp

Köln | Die Antwort auf die Frage: ziemlich und manchmal gar nicht. Das ist insofern bemerkenswert da sich diese Frage auf städtische Kultureinrichtungen bezieht, die ja eigentlich Vorbildfunktion haben sollten.

Das Römisch-Germanische Museum ist männlich dominiert

Das Gestaltungsbündnis aus Grünen, CDU und Volt fragte im Ausschuss für Gleichstellung von Männern und Frauen nach. Jetzt liegen die Antworten der städtischen Kulturverwaltung vor. Besonders schön ist die Antwort aus der Verwaltung zum Römisch-Germanischen Museum. Da heißt es – auch noch sprachlich inkorrekt – „Das Römisch-Germanische Museum bekennt sich ausdrücklich zur Gleichstellung von Frauen und Männern sowie Vielfalt aller Menschen in der Verwaltung“. Das ist kein Scherz, sondern traurig. Seit wann kann sich ein Museum dazu bekennen. Das Museum stellt doch keine Menschen ein. Noch skurriler wird es allerdings, wenn die beiden diesem Satz vorangestellten Sätze dazu gestellt werden: „Sämtliche Führungsfunktionen sind männlich besetzt. Es fehlen Hinweise, ob für die Zukunft vorgesehen ist, dies zu ändern oder so zu belassen.“ Nein, das ist keine Satire und nein, das hat sich die Redaktion nicht ausgedacht, sondern dies befindet sich in der Antwort der Kulturverwaltung der Stadt Köln an die Ratspolitik in der Drucksache 3214/2023.

Ist der Text zum Römisch-Germanischen Museum nicht redigiert worden? Denn es geht munter weiter: Da stellt die Kulturverwaltung fest: „Tatsächlich sind die vier Leitungspositionen der Dienststelle aktuell männlich besetzt. Möglich ist, dass sich dies bei den in näherer Zukunft anstehenden Neubesetzungen der Verwaltungsleitung und der Abteilungsleitung Restaurierung ändern wird.“

Das Gürzenich-Orchester spielt gerne maskulin komponierte Werke

Das Gürzenich-Orchester spielte seit 2015 rund 250 Werke männlicher Komponisten. Elf Werke von Komponistinnen wurden aufgeführt. Aber dort ist die Verwaltungsleitung männlich dominiert: Vier Männer in der Führungsebene und eine Frau. Die Kölner Philharmonie ist nicht in der Lage eine Aussage zu treffen wie viele Darbietungen von weiblichen Komponistinnen seit 2015 unter ihren 2.800 Aufführungen waren. Dazu schreibt die Kölner Kulturverwaltung: „Die Datenbank dokumentiert die Werke der Komponist*innen, nicht das Geschlecht des kreativen Geistes.“ Das in der Philharmonie stattfindende Acht Brücken Festival robbte sich allerdings mit der letzten Ausgabe auf 50 Prozent heran. 2015 wurden dort nur 25 Prozent der Uraufführungen von weiblichen Komponistinnen erdacht.

Die Atelier-Förderung

Bei den städtischen Ateliers werden 56 Prozent der Räume von Männern und 44 Prozent von Frauen angemietet. Auch hier glänzt das Kulturdezernat sprachlich: „Die städtischen Atelierräume sind zu 56% von männlichen Künstlern angemietet und zu 44% von weiblichen Künstlern, wobei weniger als ¼ der Mieter*innen jünger als 50 Jahre ist.“ Warum nutzt das Kulturamt nicht einfach die weibliche Schreibweise: Künstlerinnen? Und gendert dann hinterher. Zur Projektförderung kann das Kulturamt keine Angaben machen, stellt aber dann fest, dass kein Missverhältnis durch die Referate festgestellt werden konnten. Wie kann eine Behörde kein Missverhältnis attestieren, wenn sie dazu keine Angaben machen kann.

Weitere Spitzenpositionen

Im Kulturamt der Stadt Köln gibt es 7 Leitungspositionen. Drei davon sind mit Frauen besetzt. Der Chef ist ein Mann: Kulturdezernent Charles. Aktuell laufe ein Besetzungsverfahren.

Zwar ist im Wallraf-Richartz Museum auch ein Mann an der Spitze, aber die Abteilungsleitungen sind mit Frauen besetzt. Im Museum Ludwig ist ein Mann der Chef und vier Frauen haben Führungspositionen inne. Im Museum für Angewandte Kunst hat einen Frauenanteil von 86 Prozent in der Führungsebene und im Museum für Ostasiatische Kunst sind alle Führungspositionen mit Frauen besetzt. Das Museum Schnütgen ist paritätisch besetzt. Beim Kölnischen Stadtmuseum, dessen Direktorenstelle aktuell mit einem Mann besetzt wird und dem NS-Dokumentationszentrum finden sich Frauen auf den Stellvertreterinnen-Posten.

Bei den Bühnen der Stadt Köln gibt es 33 Frauen und 65 Männer in Führungspositionen.

Kauft die Stadt Werke von Künstlerinnen?

Für das Wallraf-Richartz Museum im Bereich der Alten Kunst und der Kunst des 19. Jahrhunderts gibt es keine weibliche Kunst, die Frage wird als nicht zielführend abgewiesen.

Beim Museum Ludwig zeigt die Stadt aus den Jahren 1900 bis 1960 zu 90 Prozent Werke männlicher Künstler. Erst ab 1960 bis 2020 steigt der Anteil der Werke von Künstlerinnen auf 50 Prozent. In den vergangenen Jahren seien paritätisch Werke von Frauen und Männern erworben worden.

ag