Das Foto zeigt Kay Voges als Intendant des Schauspiels Dortmund, als dieser das Programm am 15. September 2019 das Programm seiner letzten Spielzeit in der Ruhrmetropole vorstellte. | Foto: IMAGO / Cord

Köln | aktualisiert | Es gibt Medienberichte und Informationen aus gut informierten Theaterkreisen, die im Netz spekulieren, ob der aktuelle Direktor des Wiener Volkstheaters Kay Voges in Köln ab der Spielzeit 2025/26 in Köln neuer Intendant des Schauspiels werden könnte. Ein Düsseldorfer. Reker soll der „Süddeutschen“ zufolge dem Hauptausschuss am heutigen Montag die Personalie Voges vorschlagen.

Kommt Voges nach Köln, dann könnte im Bild von einer Art Köln-Wien Rochade gesprochen werden. Der Kölner Intendant Bachmann geht an die Burg und Voges vom Volkstheater nimmt die umgekehrte Richtung an den Rhein. Es ist die „Süddeutsche Zeitung“, die am Samstagnachmittag berichtet. Autorin Christine Dössel nennt es in ihrer Überschrift „Gute Lösung“ und schreibt, dass ein Intendant für das Kölner Schauspiel gefunden sei. Am Montag legt das Portal „Nachtkritik“ nach, bleibt aber neutraler und sendet nicht schon eine Wertung in der Überschrift. Dössel will die Personalie aus gut informierten Theaterkreisen erfahren haben.

Wer ist Voges?

Voges ist 1972 in Düsseldorf geboren. 10 Jahre leitete er das Schauspiel Dortmund von 2010 bis 2020. Mit der Inszenierung „Die Borderline Prozession“ war Voges zum Berliner Theatertreffen eingeladen worden. Am Wiener Volkstheater gabs leere Ränge und Kritik aus der Öffentlichkeit. Zurückgeführt wurde dies auf die Lust Voges aufs Ausprobieren im eher konservativ geprägten Wiener Theaterhaus.

Voges sagte in einem Interview mit dem Onlineportal „parnass“ zur Ausrichtung des Wiener Volkstheaters unter seiner Leitung: „Wir wollen lustvoll sein, leidenschaftlich, gegenwärtig, mutig. Und wir glauben, dass das Theater eine Gegenwartskunst ist, die sich auch immer wieder für die Gegenwart erneuern muss.“ Mit “humanistää!“ nach Ernst Jandl, inszeniert von Claudia Bauer, ging es zum Berliner Theatertreffen und dort gab es Standing Ovations für die Auflösung des Spartendenkens. Er holte den Performance-Künstler Paul McCarthy nach Wien, Tobias Rehberger, der eine Bühne für das Stück „Der Würgeengel“ baute oder Jonathan Meese, der Abende gestaltete. Dazu gesellten sich in Wien Konzerte in der aktuellen Spielzeit etwa von Danger Dan, Crime and the City Solution, Rufus Wainwright oder Marc Almond. Und es gab neue elektronische Musik im Volkstheater Wien mit der Reihe „Dishes“. Auf die Frage ob er gerne provoziere sprach Voges im „parnass“-Interview davon, dass er eher den Begriff „Zumutung“ nutze, da sich darin das Wort „Mut“ finde. Voges: „In diesem Sinn würden wir gern eine ZuMUTung für das Publikum sein, weil wir glauben, dass Bewegung, Infragestellung, Zweifel, Diskurs etwas sind, was uns als Gesellschaft weiterbringt.“

So geht es in Köln zunächst weiter

Durch den schnellen Weggang Bachmanns nach Wien wird nun zunächst in der Spielzeit 2024/25 Rafael Sanchez die Leitung des Kölner Schauspiels im Interim übernehmen.

Um Voges zu finden setzte die Kölner Oberbürgermeisterin Reker eine Findungskommission ein: Darin vertreten unter anderem die ehemalige Kölner Intendantin Karin Beier, die heute das Hamburger Schauspielhaus leitet oder Ulrich Khuon, der zuletzt die Intendanz des Deutschen Theaters in Berlin innehatte. Nicht vertreten in der Findungskommission war das Kölner Ensemble, dass das allerdings eingefordert hatte. Die Autorin Dössel der „Süddeutschen Zeitung“ beschreibt Voges als sanften Kommunikator und zeigt sich verwundert, dass dieser es als weißer Mann über 50 auf den Posten schaffte. In ihrem Artikel heißt es: „Einen solchen zu berufen, war jahrhundertelang eine Selbstverständlichkeit, jetzt ist es erklärungs- und durchsetzungsbedürftig, wenn nicht gar mutig.“

Die „Süddeutsche Zeitung“ spricht davon, dass Oberbürgermeisterin Henriette Reker heute dem Kölner Hauptausschuss die Personalie zur Entscheidung vorlegen will.

FDP wählt Voges

Lorenz Deutsch, kulturpolitischer Sprecher der FDP-Fraktion im Rat der Stadt Köln, erklärt zur Personalie: „Ich freue mich sehr, dass die Kommission mit Kay Voges einen Kandidaten gefunden hat, der mit seiner Freude an Experiment und künstlerischem Wagnis sehr gut zu Köln passt. Das Dortmunder Haus war unter seiner Leitung eines der interessantesten in NRW, auch weil er ein starkes Ensemble versammelt hatte. Ich bin sicher, dass für Köln gerade für die Zeit der Rückkehr in das Haus am Offenbachplatz eine vielversprechende Lösung gefunden wurde. Auch in der persönlichen Vorstellung in der Runde der kulturpolitischen Sprecherinnen und -Sprecher konnte Kay Voges überzeugen. Die FDP-Fraktion freut sich auf die Zusammenarbeit und wird für den Vorschlag stimmen.“

Kölns Grüne überzeugt

Brigitta von Bülow, Kulturpolitische Sprecherin der GRÜNEN im Kölner Rat, sagt dazu: „Wir sind mit der Auswahl von Voges sehr zufrieden. Er und sein Team bringen Kreativität und eine eigene Handschrift mit. Das ist gut für das Schauspiel und gut für Köln. Nach dem langen Findungsprozess war es wichtig, dass das Kölner Schauspiel Klarheit darüber bekommt, wie es weitergeht. Dass Rafael Sanchez das Kölner Schauspiel interimsweise übernimmt, ist ein guter Plan. Er kennt das Haus und wird einen reibungslosen Übergang organisieren.“

SPD spricht von Glücksgriff

Maria Helmis, kulturpolitische Sprecherin der SPD-Ratsfraktion: „Kay Voges ist – bei aller berechtigten Kritik am Auswahlverfahren – für die Intendanz des Schauspiels ein Glücksgriff! Ich bin zuversichtlich, dass er das Kölner Schauspiel mit progressiver Energie weiter nach vorne bringen wird und ihm dabei eine noch engere Verknüpfung mit der Kölner Stadtgesellschaft und der Freien Szene gelingen kann. Besonders gefällt mir, dass Kay Voges in flachen Hierarchien denkt und in enger Kooperation auf Augenhöhe mit seinem Team arbeiten möchte. Zukünftig brauchen wir allerdings transparente, nachvollziehbare und für alle Beteiligten glaubhafte Verfahren bei der Auswahl von Spitzenpersonal in der Kölner Kulturlandschaft. Dafür ist unbedingt eine frühzeitigere Einbindung der politischen Akteure notwendig. Dies werden wir im Kulturausschuss einfordern.“


Hinweis der Redaktion: Der Nachname der Autorin des Artikels in der „Süddeutschen Zeitung“ war in einer früheren Version des Artikels falsch geschrieben. Dies wurde mittlerweile korrigiert und die Redaktion entschuldigt sich für den Fehler.

ag