Berlin | Der Dichter und Liedermacher Wolf Biermann hat den Literaturnobelpreisträger Günter Grass vor politischer Kritik in Schutz genommen – und sein Gedicht „Was gesagt werden muss“ gleichzeitig als „literarische Todsünde“ verdammt.

„Dass Neonazis in Deutschland Grass jetzt ans Herz drücken, macht aus Grass noch keinen Nazi“, schreibt Biermann in einem Essay in der in Berlin erscheinenden „Welt am Sonntag“ (Osterausgabe). Grass sei auch als junger SS-Mann „wohl kein Faschist“ gewesen.

Doch „eine Dichtung ist das nicht“ heißt es bei Biermann weiter. Es sei aber eine „beleidigende Aufschneiderei, dass Günter Grass seine stümperhafte Prosa am Ende auch noch zerstückelt hat, dass er uns seine Satzfetzen untereinander setzte und der Menschheit nun verkauft als freie Rhythmen, als reimlose Lyrik. Das ist eine literarische Todsünde“ heißt es weiter in dem Text, den Biermann, der sich gerade in Israel aufhält, in Tel Aviv geschrieben hat.“ Günter Grass war in seiner Jugend ein starker Romancier, aber ein Dichter wird er auch mit diesem späten Versuch nicht“ urteilt Biermann.

Autor: dts
Foto: Das Foto zeigt Biermann bei einer Lesung in Köln-Rodenkirchen