Der Galerist Manoucher Khoshbakht in seiner Galerie an der Jülicher Straße. Foto: Bopp

Köln Eigentlich wollte der Kölner Manoucher Khoshbakht nach dem Abitur Kunstgeschichte studieren. Doch eine Deutschlehrerin brachte ihn mit dem Hinweis, dass dies brotlose Kunst sei, von seinem Vorhaben ab. So entschied sich der Abiturient für ein Jurastudium – zunächst in Köln und später an der Humboldt-Universität in Berlin.

Das Interesse für die Kunst blieb aber ungebrochen, auch weil viele Freunde aus der Schulzeit sich für ein Kunststudium entschieden. „Ich war im Freundeskreis der Einzige, der sich für ein bürgerliches Studium eingeschrieben hatte. Die anderen studierten Kunst, Philosophie oder Germanistik. Mein Kontakt zur jungen zeitgenössischen Kunstszene blieb so weiter bestehen“, erinnert sich der heutige Galerist.

Der Weg zur eigenen Galerie in Köln

Khoshbakht arbeitete zunächst im Hauptberuf als Dozent bei einem juristischen Repetitorium, beteiligt sich aber bereits im Frühjahr 2015 in der von Max Precht und Andi Bischoff betriebenen Galerie „Part One“ auf inladung von Behrang Karimi als Kurator an einer Ausstellung. Seine erste Schau in eigener Verantwortung fand ihren Platz am Josef-Haubrich-Hof, wo in einer Pop-Up-Galerie zwei Monate lang die Arbeiten der befreundeten Künstler René Kemp und Behrang Karimi zu sehen sind.

Kurze Zeit später eröffnet Khoshbakht auf acht Quadratmetern an der Albertusstraße sein Off-Space „8Q“, wo er zwei Jahre lang Ausstellungen mit jungen Künstlern präsentiert. „Die Galerie war für mich damals noch eine Nebenbeschäftigung, bei der es nicht in erster Linie um das Verkaufen von Kunst ging. Ich wollte einfach einen Projektraum für Kunst schaffen.

Schwierigkeiten in der Corona-Zeit

Den nächsten Schritt geht Khoshbakht nach einer anderthalbjährigen Auszeit im Jahr 2019, als er mit dem Berliner Shahin Zarinbal an einem neuen, größeren Ort an der Albertusstraße eine neue Galerie eröffnet. „Vier Monate nach der Eröffnung begann allerdings die Pandemie mit ihrem Lockdown und unsere Arbeit als Galeristen wurde deutlich anstrengender. Es war schwer, in dieser Zeit noch Aufmerksamkeit für unser Programm zu bekommen. Trotzdem haben wir das Projekt bis Ende 2021 fortgesetzt und keine Ausstellung abgesagt.“

Ende Januar wechselt Khoshbakht dann ins Belgische Viertel und eröffnet seine jetzige Galerie an der Jülicher Straße. „Ich konnte dort die früheren Räume von Jan Kaps übernehmen. Hier habe ich 60 Quadratmeter und viele spannende Nachbarn aus der Kunstszene. Ich mache fünf Ausstellungen im Jahr und war gerade erstmals auf der Art Cologne vertreten.“

Offenheit beim Programm der Galerie

Bei seiner Galerie will sich Khoshbakht programmatisch mit Blick auf das Genre und die Stilrichtung so offen wie möglich halten. „Ich möchte überwiegend die Arbeiten von jungen Künstlern meiner Generation zeigen, die ich aus ganz verschiedenen Gründen für interessant halte. Mir geht es darum, dass Künstler ihre eigene Tonalität vorweisen können. Das Neue ist für mich dagegen keine Leitgröße. Junge Künstler ergänzen in der Regel das, was seit Jahrhunderten in der Kunstgeschichte stattgefunden hat, auf ihre eigene Art und Weise. Mir ist auch wichtig, die Liste der von mir gezeigten Künstler zu begrenzen, sodass ein intensiver Austausch mit ihnen möglich bleibt.“

Die aktuelle Ausstellung mit Arbeiten von René Kemp

Noch bis zum 28. Januar ist bei der Galerie Khoshbakht die Ausstellung „Love Colder Than Death (Wall Pieces)“ des Konzeptkünstlers René Kemp zu sehen. „Das ist ein sehr facettenreicher und diverser Künstler, der neben der Malerei beispielsweise auch im Bereich der Zeichnung, der Videokunst und der Skulptur arbeitet. René kenne ich schon aus alten Schulzeiten. Von ihm habe ich sehr viel gelernt.“

Der Titel der Ausstellung ist eine Anspielung auf ein kriminelles Liebesdrama von Rainer Werner Fassbinder von 1969. Gezeigt werden auf den Gemälden des Werkkomplexes „Wall Pieces“ fragmentierte Elemente verschiedener Wand- und Mauerstrukturen. Sie basieren zumeist auf den Eindrücken, die der Kölner Künstler selbst bei seinem Weg durch die Stadt gesammelt hat. Es gab aber auch Fotografien von Wänden und Mauern, die Kemp von Freunden und Kollegen bekommen hat.

Dem Titel wohnt eine gewisse Doppeldeutigkeit bei. Denn alle Gemälde zeigen nicht nur Fragmente von Wänden, sondern sind auch selbst Wandfragmente, wenn sie aufgehängt werden. „Es geht um eigentlich triviale Gegenstände, die für eine tiefgründige Idee stehen und die so beim Betrachter Fragen aufwerfen. Fragmente einer Wand zu zeigen, steht auch für unseren Umgang mit der Realität, von der wir als Menschen auch immer nur ein Teilstück wahrnehmen können.“

Service: Galerie Khoshbakht, Jülicher Straße 24A, Köln, Öffnungszeiten: Mittwoch bis Freitag 14 bis 18, Samstag 12 bis 15 Uhr.

www.khoshbakht.de