Köln | 26 Jahre jung war Gian Luca, als er auf der Aachener Straße von einem weißen BMW-Mietwagen so schwer verletzt wurde, dass er wenige Tage später seinen schweren Verletzungen in der Uniklinik Köln verstarb. Die Polizei schließt ein illegales Autorennen als Unfallursache nicht aus. Jetzt hat die Unfallkommission von Stadt und Polizei beschlossen noch energischer und mit aller Härte gegen Raser in Köln vorzugehen. Am kommenden Freitag ist ein Gedenken an Gian Luca um 20 Uhr an der Aachener Straße geplant, dass auch vom ADFC unterstützt wird und der bei der Polizei Köln eine entsprechende Mahnwache beantragt hat. Den Aufruf finden Sie im Wortlaut am Ende des Artikels.

[infobox]Polizei und Stadt rufen die Kölnerinnen und Kölner dazu auf, wenn Sie Raser oder illegale Autorennen sehen, sofort über den Notruf 110 die Polizei zu informieren.

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Mit der gesamten Härte des Gesetzes

Wer in Köln rast oder sein Auto manipuliert, dem droht in Zukunft die gesamte Härte des Gesetzes. Darüber herrscht bei Kölner Polizei und Stadt Köln Einigkeit. Man kann gerade der Kölner Polizei nicht vorwerfen, dass sie nicht konsequent gegen die Raser vorgegangen sei. Sie hat eine Sonderermittlungsgruppe die BAO „Rennen“ aufgestellt und nach eigenen Angaben seit Anfang Mai 8.600 Fahrzeuge kontrolliert. Man habe in 98 Fällen so hohe Geschwindigkeiten gemessen, dass ein Fahrverbot wahrscheinlich sei. Zudem stellte man 24 Wagen sicher, die nicht für den Verkehr tauglich waren.

Schnellere Gerichtsverfahren sollen abschrecken

Polizei und Stadt Köln haben darüber hinaus eine noch engere Zusammenarbeit vereinbart, so eine Mitteilung der Stadt: Drei Schwerpunkte werden sofort gesetzt: temporeduzierende Maßnahmen auf Straßen, verschärfte Geschwindigkeitskontrollen und die beschleunigte und wirkungsvolle Bearbeitung der Verfahren gegen beschuldigte Fahrer und Fahrzeughalter sein mit Fahrverboten und Stilllegung von Fahrzeugen bei vorgenommenen Fahrzeugmanipulationen. Dabei sollen alle rechtlichen Möglichkeiten in Gänze ausgeschöpft werden. In diesem Zusammenhang werden auch die Verfahrensschritte zum Nachweis der geforderten „charakterlichen Eignung zum Führen eines Kraftfahrzeuges“ noch einmal überprüft. Stadtdirektor Guido Kahlen wird darüber hinaus kurzfristig Kontakt mit der Kölner Justiz aufnehmen, um auch ihre Vertreter über die aktuellen Erkenntnisse über die Raser-Szene zu informieren und für eine gemeinsame Vorgehensweite gegen die illegale Raserei zu werben. „Von einer Beschleunigung und damit deutlicheren Strafwirkung erwarten wir auch einen deutlichen Abschreckungseffekt. „Null Toleranz für Raser“, so Guido Kahlen.

Mehr Kontrollen auf der Aachener Straße, den Ringen und dem Auenweg

Vereinbart habe man, dass noch in dieser Woche auf dem Auenweg mit Maßnahmen begonnen werde, die die Geschwindigkeit deutlich senken soll. Dort sei, so Stadt und Polizei zuletzt ein Fahrer mit 170 km/h geblitzt worden, obwohl die Kontrollen der Polizei bekannt seien. An den Kölner Rennstrecken, wie dem Auenweg, der Aachener Straße und den Kölner Ringen werden so genannte teilstationäre Geschwindigkeitskontrollen eingesetzt. Da Raser vermehrt Mietwagen für ihre Rennen einsetzten soll es auch in diese Richtung eine Initiative geben: Polizei und Stadt werden Kontakt zu den den Mietwagen-Anbietern aufnehmen und für eine enge Kooperation bei der schnellen Übermittlung von Fahrerdaten in den Fällen werben, in denen Mietwagen an relevanten Unfällen beteiligt waren.

Kreuzung an der Aachener Straße bisher kein Unfallschwerpunkt

Die Geschäftsstelle der gemeinsamen Unfallkommission informierte die Sondergruppe heute außerdem über die gemeinsame Einschätzung der Kreuzung Aachener Straße/Universitätsstraße. Mit insgesamt 73 Verkehrsunfällen im Jahr 2014, von denen der weit überwiegende Teil (56 Fälle) als reine Bagatell-Unfälle klassifiziert wurden und in nur zwei Fällen schwere Verletzungen registriert wurden, gehört die Kreuzung zwar zu den hochfrequentierten Verkehrsknoten aber nicht zu den Unfallschwerpunkten. Insofern stellt diese Kreuzung nicht die „gefährlichste Kreuzung“ Kölns dar. Die gemeinsame Sondergruppe der Unfallkommission wird sich in der nächsten Woche erneut treffen, um engmaschig die Wirksamkeit der getroffenen Entscheidungen zu bewerten und weitere Maßnahmen zu entwickeln, heißt es von der Stadt Köln.

Die Kölner Grünen wollen den Radverkehr sicherer machen und eine Ratsinitiative anstoßen.

„Der tragische Tod eines Radfahrers auf der Aachener Straße muss nun Konsequenzen haben.“, fordert Bürgermeister Andreas Wolter sichtlich betroffen und erklärt weiter schriftlich: „Der Beschluss der Bezirksvertretung Innenstadt vom 18. Juni, stationäre wie mobile „Blitzer“ zu installieren sowie weitergehende, leicht umzusetzende Maßnahmen, müssen nun rasch realisiert werden. Mit einfachen, schnell erreichbaren Maßnahmen, wie z.B. Abmarkierungen von Spuren, dem Wegfall von Rechtsabbiegern und vor allem einer Temporeduzierung kann schon viel erreicht werden.“

Die Kölner Grünen schlagen folgende Maßnahmen vor:

<UL><LI>am Aachener Weiher bis Roonstraße muss die dritte Autospur zu Gunsten des Radweges entfallen,

</LI><LI>zwischen Händelstraße und Ring sollen Radfahrende auf die Straße geführt und eine Temporeduzierung auf 30 km/h ausgewiesen werden,

</LI><LI>am Ring Ecke Pilgrimstraße muss der freilaufende Rechtsabbieger zugunsten des Fuß- und Radwegs gewidmet werden,

</LI><LI>ebenso sollen die freilaufenden Rechtsabbieger „Alter Militärring“ und „Am Stadtwaldgürtel“ entfallen,

</LI><LI>tempomindernde Maßnahmen und ihre wirksame Kontrolle entlang der Aachener Straße sind notwendig.

</LI></UL>

„Erhöhte Geschwindigkeit verlängert den Brems- und Anhalteweg entscheidend. Dort, wo man mit 30 km/h bereits zum Stehen kommt, fängt man mit 50 km/h durch die verzögerte Reaktionszeit erst an zu bremsen. Deshalb müssen wir nun ernsthaft die Diskussion ‚Tempo 30 in den Innenstädten‘ führen.“, teilt Lino Hammer, verkehrspolitischer Sprecher der grünen Ratsfraktion schriftlich mit und weiter heißt es: „Außerdem müssen wir alles tun, um den wachsenden Radverkehr in Köln sicherer zu gestalten. Dazu gehören ausreichend breite und übersichtliche Radwege sowie eine Temporegelung für PKW und LKW, die andere Verkehrsteilnehmende nicht gefährdet.“

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Der ADFC Köln ruft zu einer Mahnwache und einem stillen Gedenken auf

(Aufruf im Wortlaut, kursiv gesetzt)

Freitag, 17. Juli 2015 um 20 Uhr

Am Montag starb der vierte Radfahrer in unserer Stadt in diesem Jahr. Er wurde als Unbeteiligter durch ein außer Kontrolle geratenes illegales Autorennen am letzten Freitag lebensgefährlich verletzt und verstarb am Montag im Krankenhaus.

Auch die junge Radfahrerin am Auenweg Mitte April und ein Taxipassagier Ende März waren bereits Opfer illegaler Rennen. Eine weitere Radfahrerin starb beim Warten an der Ampel durch ein Überholmanöver eines rücksichtslosen Autofahrers. Der vierte Radfahrer wurde von einer Bahn an der unübersichtlichen Kreuzung der Keupstraße in Mülheim überrollt.

Wir sind schockiert von diesen schrecklichen Unfällen und wünschen uns von der Polizei, der Politik, der Verwaltung und auch der oder dem neuen OB, dass hier endlich etwas gegen die zum Rasen einladenden Straßen getan wird. In verschiedenen Foren und Gruppen sowie in den Medien

wurde zu einem Gedenken anlässlich des tragischen Unfalls an der Aachener Straße aufgerufen. Wir als ADFC Köln haben für diesen Freitag um 20 Uhr eine Mahnwache bei der Kölner Polizei angemeldet und laden unsere Mitglieder und andere Kölner Radfahrer zur Teilnahme ein. Wir bitten von Plakaten oder Bannern abzusehen, um dem stillen Gedenken einen würdigen Rahmen zu geben.

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Autor: Andi Goral
Foto: Mit dieser Grafik ruft der ADFC Köln zu einer Mahnwache am Freitag um 20 Uhr an der Aachener Straße / Innere Kanalstraße auf