Köln | Seit seiner Jugend kennt der New Yorker Künstler Ken Okiishi bereits die Sammlung des Museums Ludwig. „Ich hatte sie nie persönlich gesehen, bin aber immer wieder Werken in Bildern begegnet“, sagt der 1978 geborene US-Amerikaner. Zum 25-jährigen Bestehen der Kunststiftung NRW hat er sich vor Ort persönlich mit der Kölner Sammlung auseinandergesetzt und daraus sein eigenes Werk „Screen Presence“ geschaffen, das bis zum 1. Februar an drei Orten im Museum zu sehen ist.

„Es gibt in NRW so viele wunderbare Museen in einer Region, die sich mit zeitgenössischer Kunst beschäftigen. Das gibt es sonst nirgendwo in der Welt. Wir wollen mit dem aktuellen Projekt den Bürgern der Städte deutlich machen, was sie an diesen Sammlungen haben“, erklärt Barbara Könches von der Kunststiftung. Für „25/25/25“ wurden 25 Museen und 25 internationale Künstler ausgewählt. Ziel war es, dass die Künstler sich vor Ort mit den Sammlungen auseinandersetzen und daraus eigene Projekte entwickeln.

Ken Okiishi hat für sein Projekt „Screen Presence“ Günther Ueckers „Nagelrelief weiß-weiß“ von 1961 abgefilmt. Er zeigt diese Bildschirm-Kopie des Uecker-Werks in Originalgröße auf einem Monitor. Der Bildschirm wird in der Nähe des Originals von Uecker präsentiert, so dass der Museumsbesucher beide Werke gleichzeitig betrachten kann. Okiishi bearbeitet den Monitor mit Nägeln, die er in einer Weise auf den Bildschirm klebt, dass die Nägel in einen spannungsvollen Austausch mit der in die Fläche des Screens gebannten Materialität des Werkes von Günther Uecker geraten.

Diesen mit Nägeln versehenen Bildschirm filmt Okiishi wiederum ab und zeigt die Videobilder auf einem großen Bildschirm in der Sammlung Haubrich, gegenüber einem Porträt des Sammlers, der dem Wallraf-Richartz-Museum vor der Gründung des Museum Ludwig 1946 seine Sammlung klassischer Moderne vermachte. Auch der Bildschirm, auf dem das zweite Video ausgestrahlt wird, bearbeitet Ken Okiishi, so dass die originalen Werke der Vorbilder in eine komplexe Beziehung untereinander gebracht werden. „Das ist quasi der iPad von Haubrich“, sagt Okiiski beim Fototermin gut gelaunt.

In einer ähnlichen Weise verfährt Okiishi mit „Monochrom blau: IKB 73 und Blaues Schwammrelief: RE 19“ von Yves Klein, die er ebenfalls abfilmt und die Monitore dann mit Farben bearbeitet. Dieses Werk wird in einem Raum mit Blick auf den Rhein präsentiert. Der Besucher trifft zufällig auf solche „Störimpulse“, wie Okiishi seine Werke selbst bezeichnet, wenn er den wunderbaren Ausblick auf den Fluss genießen möchte.

Okiishi beschäftigt sich mit der heutigen Wahrnehmung über Bildschirme, die teilweise die Betrachtung des Originals überflüssig zu machen scheint. Kunstwerke und Ausstellungen gelten als „gesehen“, auch wenn dies nur über den Computer- oder Smartphone-Bildschirm geschehen ist.

In seiner Arbeit stellt Ken Okiishi die besondere Materialität des Videobildes der Aura des Originals gegenüber. Er begibt sich immer wieder auf Spuren vergangener Kunst – aber nicht, um diese zu vereinnahmen, sondern um die Gegenwärtigkeit des Vergangenen in neuen Arbeiten sichtbar zu machen. „Für mich war die Begegnung mit der Sammlung eine großartige Erfahrung, gerade weil ich sie schon solange kenne“, sagt der Künstler beim kurzen Rundgang durch das Haus.

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„Screen Presence“, Ken Okiishi

Die Schau von Ken Okiishi läuft bis zum 1. Oktober im Museum Ludwig am Heinrich-Böll-Platz.

Öffnungszeiten: Di­en­s­tag bis Son­n­tag: 10 bis 18 Uhr , je­den er­sten Don­n­er­s­tag im Mo­nat: 10 bis 22 Uhr.

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Eintritt: 11  Euro (ermäßigt 7,50)

Autor: step
Foto: Zu sehen im Museum Ludwig: Ken Okiishi