Köln | Eine neue Sonderausstellung zeigt das NS-Dokumentationszentrums (NS-Dok) vom 15. Juni bis 22. August. Es sind die Zeichnungen und Karikaturen die der Künstler Philibert-Charrin, eine französischer Zwangsarbeiter 1943 bis 1945, in der Steiermark anfertigte. Charrin verstarb im Jahr 2007. Nach mehr als 70 Jahren, zeigt nun das NS-Dok seine Sammlung. Über 80 Karikaturen, Zeichnungen und Plakate, ergänzt mit Originaldokumenten aus seinem Nachlass.

Hintergrund zur Ausstellung

Im Alter von 23 Jahren, wurde der junge französische Künstler Charrin zur Zwangsarbeit in das Deutsche Reich verpflichtet. Es folgte ein Einsatz als Erdarbeiter in der Steiermark, in der Nähe von Graz. Charrin war ein begabter Zeichner und Karikaturist, der schon in jungen Jahren politische Karikaturen anfertigte, so Dr. Werner Jung, Direktor NS-Dok. Mit Blick für die Eigenheiten der Menschen und einer großen Portion Humor hielt er in seinem Skizzenblock die Lebenswelt der Zwangsarbeit fest.

Eine Besonderheit in seinen Zeichnungen ist das Strichmännchen „Fifi“, erklärt Christian Welke, Kurator der Austellung. Denn Fifi ist eigentlich Philibert. Als Alter Ego sei er beobachtender Kommentator in einigen seiner Zeichnungen zu sehen.

Zur Ausstellung

Die Ausstellung „Philibert und Fifi“ ist in drei Lebensabschnitte des Künstlers unterteilt. Im ersten Abschnitt der Ausstellungen werden die Werke des Künstlers vor seiner Zeit als Zwangsarbeiter in Österreich gezeigt. Diese Zeichnungen, des damals noch jungen Künstlers, sind um einiges politischer und kritischer.

Der Zweite Abschnitt der Ausstellung handelt um die Werke während Charrins Zeit als Zwangsarbeiter. In dieser Zeit hielt sich der Künstler allerdings politisch etwas zurück. Lediglich durch französische Wortspiele und verstecktem Humor versuchte Charrin das Leben als Zwangsarbeiter festzuhalten, so Welke.

Im dritten und letzten Abschnitt zeichnet und karikiert der Künstler Charrin die Zeit als Heimkehrer, zurück in Frankreich.

Das begleitende Buch zur Ausstellung „Philibert-Charrin Stift trifft oft – Der Skizzenblock eines Zwangsarbeiters“ erschien im Jahre 2008 und ist für zehn Euro erhältlich. Es sei in erster Linie ein persönlich gefärbtes Zeugnis aus der Zeit der Zwangsarbeit.

Kurz nach Ende des zweiten Weltkriegs wurden seine Zeichnungen ausgestellt und publiziert. Als französischer Künstler erlangte er in den Folgejahren mit seinen Gemälden und Collagen großes Ansehen. Für seine Karikaturen als Zwangsarbeiter interessierte sich aber niemand mehr. Auch nicht für die aller erste Ausgabe seines Buches

Er selbst verschloss diesen Lebensabschnitt in sich – bis kurz vor seinem Tod. Nach mehr als 70 Jahren, zeigt nun das NS-Dok diesen Schatz – zum ersten Mal nach 1946, denn danach wurden die Zeichnungen und Karikaturen nicht mehr ausgestellt. „Es ist ein Juwel und eine wahre Entdeckung“, so Jung, über die Ausstellung.

Autor: Irem Barlin
Foto: Anne Charrin, Witwe von Philibert Charrin im NS-Dok