Köln | Unter dem Titel „What If It’s All A Lie?” zeigt die 30works Galerie im Belgischen Viertel vom 9. bis 30. Mai die erste Soloausstellung des Urban Art-Künstlers Van Ray, die am Samstagabend Vernissage feiert. Der Künstler, dessen Arbeiten immer mit seinem Logo, einem Enten-Piktogramm, signiert sind, gehört zu den jüngsten Vertretern seiner Zunft in Deutschland – und gleichzeitig zu den erfolgreichsten.

Charakteristisch für Van Rays Arbeiten sind seine detailreichen in mehreren Schichten aufgetragenen und sich überlagernden Schablonengraffitis, die seinen Werken  sowohl inhaltlich als auch optisch sehr viel Tiefe verschaffen. Bewusst werden dabei mehrere Stencils übereinander aufgetragen, um dann von einer Stilikone wie Kate Moss oder einer Comic-Figur überdeckt zu werden. Allen Werken ebenfalls inhärent  ist ein Slogan oder Tag, der sich  durch eine ausgesprochene  Kritik an sozialen Missständen und am zeitgenössischen Way of Life auszeichnet. Dabei fühlt sich der Betrachter jedoch nicht vor den Kopf gestoßen, sondern vielmehr aufgefordert, aus dem Alltäglichen auszubrechen und die heile Welt des Lifestyle-Mainstreams zu hinterfragen. „What If It’s All A Lie?“ – Was steckt hinter dem vermeintlich Offensichtlichen?

Stahlplatten und Holzlatten als Leinwand

Als Trägermaterial kommen bei Van Ray Materialien wie großformatige Stahlplatten oder – meist für puristischere Werke – Holzlatten auf Stahlrahmen zum Einsatz. Aber auch Mockups auf alten Emaille-Schildern zählen zu seinem Repertoire, in der Ausstellung repräsentiert unter anderem durch sein  Set „Candy Combustors“.  Für die Präparation seiner Stahlplatten als Träger bedient sich Van Ray einer besonderen Rosttechnik, die er über die Jahre perfektioniert hat. Neben Aufrauhungen und gezielten Verätzungen werden in die Trägerschicht auch Blattgold, Kupfer sowie andere, unedle Metalle eingearbeitet.  Seine Stencils sind akribisch konzipiert und stehen im Kontrast zum rauen, dreckigen Untergrund.

Street meets Pop Art

Die Arbeiten Van Rays spiegeln sowohl Elemente der Street Art als auch der Pop Art wider. Er selbst möchte in keine bestimmte Schublade gesteckt werden, sieht seine Kunst als Komposition mehrerer Stilrichtungen und seine Wurzeln in der Street Art. Geprägt von der französischen Pochoir-Bewegung, die in den 1980er Jahren aufkam und das Genre der Street Art mitbegründete, avancierte der Rheinländer bereits im Alter von 16 Jahren zum viel beachteten Graffiti-Sprayer.

In Kombination mit Motiven, die sich sowohl aus dem Comic- als auch aus dem Medienmilieu speisen, wird das vermeintlich Banale hinterfragt und mit völlig neuen Bedeutungen aufgeladen. Mal stellt Van Ray den Ausstellungstitel in Kontext zur ikonischen Coke-Reliefflasche, mal versieht er einen skeptisch dreinblickenden Donald Duck mit dieser Suggestivfrage – und stellt damit den allgemeinen Wertekanon auf den Kopf.

Der Rückbezug auf Konsumartikel und Readymades, Disneyhelden und Medienikonen markiert einen deutlichen Bezug zur Pop Art, deren Schlüsselmotive er wirkungsvoll mit den Mitteln der Street Art zu kombinieren und neu zu inszenieren weiß. So bedient sich Van Ray konsequent der Schablonenkunst, Mutter aller Street Art-Techniken, die er auf seine aufwendig generierten, uniquen Trägermaterialen bannt.

Kritik an Zeitgeist und Wertekanon

Neben seinen handwerklichen Fähigkeiten und Skills die er sich in frühen Jahren als Sprayer angeeignet hat, besteht Van Rays Talent darin, aus Inhaltlichen Widersprüchen eine fast philosophische Tiefgründigkeit zu generieren. Dabei werden Ikonen der Makellosigkeit wie Kate Moss, Doutzen Kroes und Scarlett Johansson mit Bannerrufen à la „Don’t Believe The Hype“ konterkariert. Und damit der Vergänglichkeit preisgegeben. Mickey und Minnie Mouse, die den Typus des sauberen, angepassten Working Class Heros verkörpern, stehen im krassen Gegensatz zu „Never Pretend To Be Normal“.  Er selbst sagt: „Ich will die Leute zum Nachdenken bringen – und zum Schmunzeln.“ Mit seiner Demaskierung und Entrückung von Ikonen wirft er gleichzeitig die großen Fragen unserer Überflussgesellschaft auf: Wer sind wir wirklich? Was sind unsere wahren Werte? Wie wollen wir leben? Sowie die vielleicht wesentlichste aller Fragen, die er ausgerechnet einen Schimpansen stellen lässt: „What Makes Us Happy?“

Über Van Ray:

Van Ray, Jahrgang 1984, lebt und arbeitet in Bonn. Er war Mitbegründer der Künstler-Initiative „fancyroom“, die sich mit der Symbiose aus Street Art und Grafikdesign befasste und  unter anderem Designs für die Textilindustrie entwarf. Seine Werke sind in zahlreichen Privatsammlungen in Deutschland, Italien und China vertreten. Mit seinen Werken war Van Ray in der 30works Galerie bereits im Rahmen der Ausstellungsreihe „Dirty Works“ neben Street-Art Künstlern wie „Bananensprayer“ Thomas Baumgärtel  oder L.E.T. zu sehen.

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Infobox:

Van Ray „What If It’s All A Lie?“ @ 30works

Ausstellung: 09.05.2015 bis 30.05.2015

Eröffnung: 09.05.2015, 20 Uhr, Künstlerische Einführung: Dr. Marta Cencillo-Ramirez

Öffnungszeiten: Di – Fr 15-19 Uhr, Sa 11-18 Uhr

30works Galerie
Antwerpener Str. 42
50672 Köln
Mehr zur Galerie und zur Ausstellung: www.30works.de

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Autor: Daniel Deininger
Foto: Das Enten-Piktogramm ist sein Markenzeichen – Unter dem Titel „What If It’s All A Lie?” zeigt die 30works Galerie im Belgischen Viertel vom 9. bis 30. Mai die erste Soloausstellung des Urban Art-Künstlers Van Ray, die am Samstagabend Vernissage feiert.