In vollem Galopp stürmte Dieter Klocke heute mit seinem Pferd Silence Black Sun über die Weide auf der Pferderennbahn in Köln-Weidenpesch. Von dem schwingenden Lasso über seinem Kopf lässt sich der Hengst – von Klocke liebevoll „Digger“ gerufen – schon lange nicht mehr beeindrucken. Ruhig gehorchte er den Befehlen seines Reiters. Wäre jetzt ein Kalb aufgetaucht, hätte sich das Lasso innerhalb weniger Sekunden um dessen Hals gelegt. Passiert wäre dem Kalb dabei nichts. Denn das Lasso von Klocke hat wie bei allen Roping-Reitern in Deutschland eine spezielle Schnalle, die sich sofort öffnet, wenn der Reiter das Seil anzieht. So können die Reiter ihre Kunst zeigen und das Kalb mit dem Lasso einfangen, um es dann sofort wieder zu lösen und das Kalb zu befreien.

Der wildeste Bulle gewinnt
Neben dem Roping – dem Fangen eines Kalbes mit dem Lasso – stehen an Deutschlands größtem Country- und Westernwochenende am 31. Juli und 1. August in Köln zahlreiche weitere Rodeo-Disziplinen auf dem Programm. Fehlen darf dabei natürlich nicht das Bull Riding. Bewertete wird dabei von der Jury nicht, wer sich am längsten auf dem Bullen halten, vielmehr erhalten die Reiter Punkte für ihren Stil und die Wildheit des Bullen. Die Punkte sind für die Reiter wichtig, denn nur die besten acht Reiter werden am Ende des Jahres zu den Deutschen Rodeo-Meisterschaften eingeladen. Weitere Disziplinen an diesem Wochenende: Saddle Bronc Riding (Wildpferd Reiten mit Sattel), Bareback Riding (Reiten ohne Sattel), Rescue Race (Rettungsreiten), Pole Bending (Slalomkurs durchreiten), Flag Race.

Westernmarkt und Square-Dance
Bereits zum fünften Mal lädt die Rennbahn in Köln-Weidenpesch zum Country- und Westernwochenende. Neben dem Pferdesport stehen weitere Events auf dem Programm. Dazu gehören etwa Country Musik, ein stilechtes Barbecue und ein großer Markt, auf dem rund 40 Händler aus ganz Europa vertreten sind. Dazu zeigen auf der Bühne am Biergarten Kölner Tanzformationen in echten Outfits aus der Siedlerzeit die berühmten Square- und Line-Dance. Wer sich traut ist hierbei natürlich eingeladen, selbst das Tanzbein zu schwingen. Derweil können die Kinder sich beim Ponyreiten oder auf dem elektrischen Bullen probieren. Daneben bietet der Westernmarkt zwei „Mini“-Hengste im Streichelzoo, eine Spieleparadies und eine Hüpfburg.

Aktualisiert 29.7.2010, 14:10 Uhr
Verwaltungsgericht Köln erlaubt "Bull- Riding"
Wie heute bekannt wurde, hatte Kölns Oberbürgermeister Jürgen Roters dem Veranstalter des 5. Country- und Westernwochenendes in Köln das "Bull-Riding" untersagt. Dabei müssen sich die Reiter acht Sekunden auf dem Rücken eines ca. 1000 kg schwe-ren Bullen halten, wobei sie als Haltemittel nur über ein locker angebrachtes Seil verfügen. Die Zurschaustellung der Bullen allein zu dem Zweck des "Bull-Riding" verstoße gegen das Tierschutzgesetz; den Tieren würden hierdurch unnötige Leiden zugefügt. Dagegen hatte die Firma Rodeo America beim Verwaltungsgericht Köln Klage eingereicht. Gestern Abend urteilten die Richter nun, dass das verfügte Verbot vorerst außer Kraft gesetzt wird. Dem Veranstalter ist das Bull-Riding durch eine bundesweit gültige, auf zwei Jahre befristete Erlaubnis des Landrats des Landkreises Darmstadt-Dieburg aus dem Jahre 2009 gestattet. In seinem Beschluss führte das Verwaltungsgericht aus, Verstöße gegen das Tierschutzgesetz seien nicht hinreichend belegt und im Übrigen auch schon bei der Erteilung der Erlaubnis vom Landrat des Landkreises Darmstadt- Dieburg im Jahr 2009 geprüft worden. Seitdem lägen keine neuen Erkenntnisse hierzu vor. Bei dieser Sachlage gebühre dem Interesse des Veranstalters, die Rodeo-Show mit "Bull-Riding" durchzuführen, der Vorrang. Gegen den Beschluss kann die Stadt binnen 2 Wochen Beschwerde beim Oberverwaltungsgericht in Münster einreichen.

Der Deutsche Tierschutzbund ruft die Bevölkerung zu einem Boykott der Veranstaktung auf und erklärt, dass Rodeo für die Tiere Leid und Qualen bedeuten würde. „Rodeo ist kein Sport und viele der Tiere leiden. Der Veranstalter sollte sich an wissenschaftlichen Gutachten orientieren. Diese unterstreichen die Tierschutzrelevanz dieser unzeitgemäßen Volksbelustigung auf Kosten der Tiere", erklärt Wolfgang Apel, Präsident des Deutschen Tierschutzbundes. „Es ist eine Schande, dass einem solchen Spektakel in Köln inzwischen jährlich eine Bühne geboten wird!" Für die Pferde und Rinder sei die Show mit Schmerzen, Stress und Angst verbunden.

Infobox
Country- und Westernwochenende
Pferderennbahn Köln-Weidenpesch
Scheibenstraße 30
30. Juli: Bühnenpgroamm ab 12.30 Uhr, Rodeo ab 15 Uhr
1. August: Bühnenprogramm ab 11 Uhr, Rodeo ab 14 Uhr

Tageskarte: 9 Euro, erm. 5 Euro
Kinder bis 12 Jahre haben freien Eintritt

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Cornelia Schlößer für repotr-k.de/ Kölns Internetzeitung