Ein wenig peinlich sei es dem Museumsteam ja schon, offenbarte heute Museumsdirektor Andreas Blühm, sich bei der Ausstellung in den Vordergrund zu drängen und quasi „selbst auszustellen“. Denn neben dem Blick zurück auf eine ereignisreiche Geschichte, die mit den Namensgebern des Museums, Ferdinand Franz Wallraf (1748 – 1824) und Johann Heinrich Richartz (1795 – 1861) begann, einer Auswahl von Ankäufen aus den letzten Jahren und drei Jubiläumsgeschenken, steht vor allem die Arbeit des Museums selbst im Vordergrund. Sammeln, Erforschen, Bewahren, Dokumentieren, Ausstellen und Vermitteln, dies sind die „Säulen“ eines Museums, so Blühm. Und diese will das Museum seinen Besuchern näher bringen, weshalb die gesamte Ausstellung in diese sechs Kapitel unterteilt ist.

Keine Rückschau, sondern Bestandsaufnahme
„Alle Mitarbeiter unseres Hauses haben an der Konzeption der Ausstellung mitgewirkt und erläutern ihr Tun dem Publikum auch im persönlichen Gespräch“, erklärte der Direktor. Jeden Dienstag von 15 –16 Uhr und jeden Donnerstag von 12 – 13 Uhr bestehe hierzu die Möglichkeit. „Es war uns wichtig, nicht bloß eine Rückschau zu geben, vielmehr soll die Ausstellung eine Bestandsaufnahme sein: ‚Was machen wir?’“, so Blühm weiter. Neben dem bloßen Erwerb und der Ausstellung neuer Kunstwerke, müssen die Objekte der Sammlung auch untersucht, erhalten und gepflegt und dokumentiert werden. Zu guter letzt muss sich jedes Museum auch Gedanken darüber machen, wie die didaktische Vermittlung bewerkstelligt wird.


Museumsdirektor Andreas Blühm erläutert die Jubiläumsausstellung.

Von Kindern und Jugendlichen lernen
Neben dem 150-jährigen Jubiläum feiert das Museum auch das 25-jährige Bestehen der Museumsschule. „Wir erfahren ja immer wieder, dass es nicht so einfach ist, Jugendliche ins Museum zu bekommen“, gab Blühm scherzhaft zu, „aber wenn sie drin sind, dann gefällt es ihnen ja doch meistens.“ Die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen sei enorm wichtig für das Museumsteam, weil man von ihnen immer wieder lernen könne, beispielsweise, wenn es um den emotionalen Blick auf Kunst gehe.

Schüler interpretieren Kunstwerke neu
Deswegen hat das Museum zur Jubiläumsausstellung mit Schülern der Städtischen Hauptschule Rendsburger Platz in Köln Mülheim und der Integrierten Gesamtschule Bonn Bad Godesberg die Satellitenausstellung „Art Crash – Täter: Schüler“ kreiert, deren Ergebnisse ebenfalls innerhalb der Hauptausstellung präsentiert werden. Die Schüler haben hierbei einige Werke des Museums neu interpretiert. Die neuen Bilder hängen jeweils neben dem Original, kurze Texte erläutern die jeweilige Intention der jungen Künstler. „Die ganze Aktion war wie ein Langzeitpraktikum – wir konnten sehr frei zur Sache gehen“, so Gina (18) aus Bad Godesberg. Insgesamt habe man ein halbes Jahr an der Ausstellung gearbeitet. Sie selbst sei zwar auf keines der Neuinterpretationen zu sehen, habe jedoch viele der Texte geschrieben und als Maskenbildnerin im Hintergrund gearbeitet.
Eine Menge gelernt habe sie auf jeden Fall, eventuell könnte sie sich auch für später einen Job im Museumsbereich vorstellen. „Man ist schon sehr stolz, wenn man jetzt die Bilder hier hängen sieht, aber ich bin auch ein wenig traurig, dass die ganze Sache nun zu Ende ist“, so die 18-Jährige.


V.l.: Gina (18) und Johanna (13) und ihre Neuinterpretation des Gemäldes "Zwei junge Löwen" von Frans Snyders.

„Tat Ort Museum“
1. Juli – 25. September 2011
Wallraf-Richartz-Museum & Fondation Corboud
Obenmarspforten (am Kölner Rathaus)
50667 Köln


Öffnungszeiten: Dienstag – Sonntag 10 –18 Uhr | donnerstags 10 – 21 Uhr
Eintrittspreise: 8,50 Euro (ermäßigt 6 Euro)

Dominic Röltgen für report-k.de | Kölns Internetzeitung