Köln | Am heutigen Freitag, den 16. November 2012, fand im NS-Dokumentationszentrum (NS-DOK) der Stadt Köln eine Tagung zum Thema „Antiziganismus – Auseinandersetzung mit einem Ressentiment vor Ort“ statt. Rund 120 Teilnehmern aus Verwaltung, Bildungs- und Sozialarbeit nahmen an Diskussionsrunden, Vorträgen und Workshops teil, die sich mit der Thematik der direkten aber auch der unterschwelligen Diskriminierung von Sinti und Roma in der Gesellschaft befassten.

Ziel der Veranstaltung sei es, die Teilnehmer dahingehend zu sensibilisieren, dass die Diskriminierung von Sinti und Roma etwas sei, dass sich tagtäglich in der Mitte der Gesellschaft abspiele – bewusst und unbewusst, so Markus End, Doktorand am Zentrum für Antisemitismusforschung an der TU Berlin und einer der Referenten der Veranstaltung. So seien landläufige Assoziationen mit Kriminalität aber auch romantisierende Vorstellungen wie das Klischee vom „lustigen Zigeunerleben“ stark in den Köpfen vieler verankert. Oftmals reiche schon die bloße Nennung der Begriffe „Zigeuner“ oder „Sinti und Roma“ und viele hätten das Bild von nicht-sesshaften Kleinkriminellen vor Augen. Speziell bei dem Thema Sinti und Roma begegne man „einer Wand von Vorurteilen“, so zum Beispiel bei schulischen Veranstaltungen zum Thema Fremdenfeindlichkeit, bemerkte Hans-Peter Killguss von der er Info- und Bildungsstelle gegen Rechtsextremismus (IBS).

Zum Thema Alltagsrassismus in kommunaler Verwaltung sprachen Dr. Elizabeta Jonuz und Prof. Dr. Wolf Bukow von der Forschungsstelle für Interkulturelle Studien an der Universität zu Köln. Die beiden Referenten teilten mit, dass sie von zwei größeren Städten in Nordrhein-Westfalens beauftragt werden sollen, einen Handlungsrahmen für Kommunen zu entwickeln, um eine Ausgrenzung einzelner Bevölkerungsgruppen sowohl durch die Stadt als Behörde als auch durch deren Einwohner entgegenwirken zu können. Hierbei sei es wichtig, darin waren sich beide Referenten einig, weg von der Stigmatisierung bestimmter Personengruppen als Wirtschaftsflüchtlinge oder als Sozialschmarotzer zu kommen und sich stattdessen ihrer Einzelschicksale anzunehmen. Die Stadtverwaltung müsse sich ebenfalls distanzieren, in der Rolle des „Reagierenden“ aufzutreten und stattdessen bessere Aufklärungsarbeit bei Neuankömmlingen in einer Kommune zu betreiben, um sie so etwa davor zu bewahren, von Miethaien betrogen zu werden oder in die Kriminalität abzudriften.

Organisiert wurde die Konferenz von der Info- und Bildungsstelle gegen Rechtsextremismus im NS-DOK in Zusammenarbeit mit der Forschungsstelle für interkulturelle Studien (FiSt) der Universität zu Köln, dem Informations- und Dokumentationszentrum für Antirassismusarbeit in Nordrhein-Westfalen (IDA-NRW) sowie der Melanchton-Akademie und dem Rom e.V. Köln.

Autor: Daniel Deininger
Foto: Dr. Elizabeta Jonuz (Uni Köln), Referentin zum Thema „(Alltags-)Rassimus in kommunaler Verwaltung“