Köln | aktualisiert | Eines braucht man im Kölner Verkehr ganz sicher und das ist viel Geduld. Der ADAC hat nun in einer Online-Studie „Mobil in die Stadt“ Einwohner, Pendler und Besucher zu ihren Zufriedenheitswerten beim städtischen Verkehr befragt. Von den 15 größten deutschen Teilnehmerstädten landet Köln bei der Gesamtbefragung auf dem letzten Platz. Die Kölner Politik nimmt Stellung. 

Laut der Online-Studie sind Dresden und Leipzig die Städte mit den höchsten Zufriedenheitswerten beim städtischen Verkehr. Die Schlusslichter der gesamten Umfrage liegen im Westen: Duisburg landet auf Platz 14 und Köln sogar auf Platz 15. Unterteilt in Kategorien landet Köln bei den Autofahrern auf Platz 13, bei den ÖPNV-Nutzern auf Platz 14, bei Fußgängern auf Platz 15 und bei den Radfahrern auf Platz 13.

Die Gründe

Laut Studie seien die größten Ärgernisse für Autofahrer in den 15 Städten vor allem die Höhe der Parkgebühren, das Parkraumangebot, das Baustellenmanagement und das Verhalten der Fahrradfahrer.

Die höchsten Zufriedenheitswerte sollen im Durchschnitt Fußgänger, ÖPNV-Nutzer und Radfahrer gegeben haben. Der größte Kritikpunkt der Fußgänger in allen 15 Städten laut Umfrage: das Verhalten der Radfahrer.

ADAC: Dialog in den Großstädten notwendig

„Mit dem Monitor schafft der ADAC eine fundierte Grundlage für den Dialog in den Großstädten über ein besseres Angebot für alle Verkehrsteilnehmer. Der Monitor zeigt aber auch deutlich, dass Rücksichtslosigkeit und Konflikte wichtige Themen sind und im Interesse der Verkehrssicherheit für mehr Verständnis geworben werden muss“, erklärt ADAC Geschäftsführer Alexander Möller.

Zur Online-Studie

Die Befragung zum Monitor „Mobil in der Stadt“ wurde im Sommer 2017 von der komma Forschungs- und Beratungsgesellschaft im Auftrag des ADAC durchgeführt. Dabei wurden Zufriedenheits-Indizes zu allen vier Fortbewegungsarten erstellt und anschließend zu einem Gesamt-Index zusammengeführt. Die 15 Städte die bewertet wurden: Dresden, Leipzig, Hannover, Bremen, München, Dortmund, Nürnberg, Frankfurt a.M., Düsseldorf, Essen, Hamburg, Stuttgart, Berlin, Duisburg und Köln.

ADFC kritisiert Studie

Der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club (ADFC) Köln kritisiert die Studie. Man könne nicht sagen, was „Radfahrer“ wollen, ebenso wenig könne man keine Aussage darüber treffen, wer sich über was ärgert, so der Club. „Die Studie versucht, die Probleme der Autofahrer, Radfahrer, Fußgänger und ÖPNV-Nutzer getrennt zu erfassen. Allerdings wird hier jeder gezählt, der dreimal in einem Jahr in eine Kategorie fällt. Ein Autofahrer, der dreimal im Jahr 300 Meter zu seinem Auto läuft oder jemand, der nur drei sommerliche Radtouren zum Badesee macht, wird entsprechend auch als Fußgänger beziehungsweise Radfahrer gezählt“, so der ADFC.

Des weiteren kritisiert der ADFC, dass in Köln das Auto bei der Verteilung des öffentlichen Raums bevorzugt werde. In jeder Straße werde, so der Club, die maximal mögliche Anzahl Fahrstreifen und Autoparkplätze eingeplant. Die Ampelanlagen seien lediglich auf den Autoverkehr optimiert. Doch auch der ÖPNV sei auf vielen Strecken an der Belastungsgrenze, weshalb immer mehr Kölner auf das Auto setzten, erklärt der ADFC.

„50 Prozent des Autoverkehrs sind Wege unter 5 Kilometer. Wenn zumindest dieser Autoverkehr zu großen Teilen durch Radverkehr und ÖPNV ersetzt wird, erhalten wir weniger Stau für die Menschen, die wirklich auf das Auto angewiesen sind. Die schnelle und konsequente Umsetzung des Radverkehrskonzepts Innenstadt sowie die Schaffung eines Radschnellwegenetzes sind dabei wesentlich. Und selbst dann sind wir immer noch weit von Vorbildern wie Utrecht und Kopenhagen entfernt.Ob die Politik gewillt ist, etwas zu ändern, sehen wir kommende Woche im Verkehrsausschuss am Abstimmungsverhalten zum Niehler Gürtel, #RingFrei und den neuen Rheinquerungen für den Fuß-und Radverkehr“, sagt der ADFC.

Stimmen aus der Kölner Politik

SPD Köln fordert Ausbau des Stadtbahnnetzes

„Dieses Ergebnis ist keine Überraschung. Der erneut letzte Platz in der bundesweiten ADAC-Studie zur Mobilität in der Stadt bestätigt unsere Forderung, dass die Stadt Köln hier dringend mehr investieren muss. Deshalb fordern wir weiterhin den Ausbau des Stadtbahnnetzes, zusätzliche Buslinien, ein modernes und intelligentes Konzept für den Radverkehr und Straßen, die unsere Veedel entlasten. Hierfür muss die Stadt die nötigen finanziellen und personellen Ressourcen bereitstellen und vor allem: endlich anpacken“, betont Andreas Pöttgen, verkehrspolitischer Sprecher der SPD-Fraktion im Rat der Stadt Köln.

Autor: Irem Barlin