Köln | Die Blauen Funken zählen zu den großen Traditionsgesellschaften des Kölner Karnevals. Rechtzeitig zum 150-jährigen Bestehen im Jahr 2020 soll der Spatenstich für einen neuen Anbau erfolgen. Doch die gestiegenen Kosten sind eine Gefahr für die Vielfalt im Kölschen Fasteleer.

Wie der im Sommer 2018 neu gewählte Präsident der Blauen Funken, Björn Griesemann, auf der gestrigen Jahrespressekonferenz im Funkenturm vortrug, stiegen die Kosten für Bands und Bühnentechnik, Sicherheit, Raummiete und Verpflegung in vergangenen vier Jahren mit 20 Prozent doppelt so schnell wie die Einnahmen durch den Verkauf von Karten. „Für viele kleinere Karnevalsgesellschaften ist das kaum zu schaffen; eine Gefahr für die Vielfalt im Kölner Karneval, wo wir gemeinsam Lösungen finden müssen“, appellierte Griesemann.

Neue Formate und eine hohe Nachfrage

Die eigene Gesellschaft steht indes gut da. Mit rund 30 neuen Mitgliedern, die meisten davon unter 35, sei man inzwischen dabei, der älter gewordenen Gesellschaft ein neues Fundament zu geben. Neue Formate, wie die „blu|white“ sollen dabei helfen, auch für die Jüngeren wieder attraktiv zu werden. Mit Star-DJs wie Lost Frequencies in diesem und Florent Hugel („Bella Ciao“) im kommenden Jahr soll es gelingen, auch für diese Zielgruppe attraktiv zu werden.

Aus Rücksicht auf die anderen Gesellschaften werde man auch 2019 lediglich acht Sitzungen veranstalten, auch wenn die Session bis Anfang März 2019 andauern wird. Sechs dieser Sitzungen sind bereits ausverkauft, die erste schon im Juni dieses Jahres, wie Griesemann stolz verkündete. Lediglich für die Galasitzung am 6. Februar und die Festsitzung am 18. Januar gibt es noch Restkontingente. Für eine der acht Sitzungen werden die Funken zudem auch wieder einen Gebärdendolmetscher engagieren, der die Sitzung für Gehörlose sichtbar macht. Die Funken sind bereits seit vielen Jahren mit der Gemeinde St.Georg und deren Gehörlosenchor freundschaftlich verbunden. 50 bis 80 Karten sind für Menschen mit akustischem Handicap reserviert.

Kontinuität, Stabilität, Tradition und der Funkenspirit

Seit Mai neuer Präsident der Blauen Funken: Björn Griesemann trat die Nachfolge für seinen Vater Peter an, der aus gesundheitlichen Gründen auf eine weitere Amtszeit verzichtete.

Der neue Vorstand mit Björn Griesemann als Nachfolger seines Vaters Peter sieht sich dabei vor allem drei wesentlichen Punkten verpflichtet. Der erste trägt die Überschrift: „Kontinuität und Stabilität“ und bezieht sich auf die Verantwortlichen in den Gremien. Wer gute Arbeit leistet, soll auch im Amt bleiben. Der Großteil der Verantwortlichen ist so auch für weitere Jahre in verantwortlicher Position geblieben, etwa der frühere Leiter des Kölner Grünflächenamtes, Michael Eppenich, als Leiter der Inaktiven Mitglieder. Auch der Programmgestalter Gerd Wodarszyk wurde im Sommer mit großer Mehrheit wiedergewählt

Den zweiten Punkt umschrieb der neue Präsident mit dem Ehrenamt in der Bewahrung der Tradition und bezieht sich auf die Probleme mit den gestiegenen Kosten, die inzwischen auch für die großen Gesellschaften zu einem Problem werden. „Die Veranstaltungen sollen für alle und nicht für einen exklusiven Kreis sein“, so Griesemann weiter. Das 50 Euro-Limit pro Person sei inzwischen erreicht, viel teurer könne man die Karten nicht anbieten.

Beinahe nahtlos schließt sich der dritte Aspekt, der so genannte „Funkenspirit“ an. Hier gehe es darum, dass Vorstandsmitglieder aufgrund ihres Engagements und ihrer Eignung und nicht wegen Herkunft oder Geldbeutel zu ihren Rängen kommen sollen. Die Blauen Funken, im Gegensatz zu manch anderer Gesellschaft, bezeichnen sich selbst als „bodenständig“, was auch so bleiben soll.

Anbau für Funkenturm – Spatenstich im Jahr 2020

Das so genannte „Weißmodell“ des Neubaus, der sich an den bestehenden Funkenturm anschließen soll. Ziel ist ein erster Spatenstich im Jubiläumsjahr 2020.

Im Jahr 2020 feiern die Blauen Funken ihr 150-jähriges Bestehen. Neben einer großen Jubiläumsveranstaltung, deren Planungen nach dieser Session anfangen sollen, haben sich die Verantwortlichen zudem ein ehrgeiziges Ziel gesetzt. Den ersten Spatenstich für den rund 500 Quadratmeter Fläche umfassenden Anbau zum Funkenturm, dem Standort an der Ulrepforte. Die Bauzeit selbst dürfte mit 15 bis 18 Monaten vergleichsweise überschaubar sein.

Der Anbau sei notwendig wegen der gestiegenen Anzahl an Mitgliedern, die bestehenden Räume seien für das Vereinsleben zu eng geworden. Allerdings steht dem Anbau die Schutzwürdigkeit des bestehenden Grünzuges entgegen. Hier musste man besonders behutsam vorgehen und so wurde ein Architektenwettbewerb ausgerufen. Glück für die Funken: Der Sieger aus Berlin war auch der Favorit der Funken, obwohl die Vertreter der Karnevalsgesellschaft in dem Auswahlgremium lediglich zwei der insgesamt 36 Stimmen hatten. Der favorisierte Entwurf greift nur geringfügig in den Baumbestand ein, nun werde man gemeinsam mit den politischen Gremien die Bauleitplanung in die Wege leiten, so die Verantwortlichen abschließend.

Autor: Ralph Kruppa
Foto: Das neue Tanzpaar der Blauen Funken (Marie Steffens und Maurice Schmitz) sowie das „blue|white“-Planungsteam um Teamleiter Patrick Kleinartz vor dem neu gestalteten KVB-Linienbus. Der soll auf das neue Format von Karneval und Clubbing im Kölner Bootshaus hinweisen.  Bild: Blaue Funken