Köln | An der Tür des Goldene Kappes in Nippes steht „Sonntag Ruhetag“. Von innen ist handgemachte Blechblasmusik zu hören. Männer in Orange und Weiß streben durch die offene Türe. Die Nippeser Bürgerwehr – liebevoll im Zweitnamen Appelsinefunke genannt – verlieh an Hans Süper den Goldene Kappes. Der bedankte sich, wie man so schön auf Neuhochdeutsch sagte mit einem kleinen Geheimkonzert unplugged.

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Hans Süper, zwei Mikrofone, ein Miniverstärker, also fast unplugged und eine Flitsch, leicht jazzig gespielt. Dazu „Ich bin ne kölsche Jung“ – nicht im schmalzigen Millowitsch-Style, sondern ganz leise mit Betonung auf jeder Silbe, interpretiert gesungen wie eine gut erzählte Story, das durften heute die Gäste und die Mitglieder der Nippeser Bürgerwehr erleben. Da war es, bis auf das Klappern am Kölschausschank mucksmäuschenstill im Brauhaus und auch gestandene Männer blickten weit in die Ferne, oder zurück in ihre Erinnerungen. Süper witzelte und trug Lieder vor, die er selbst anno dazumal gesungen hatte, aber auch ein Lied, dass sein Vater Hans Süper Senior mit dem Quartett „De Vier Botze“ interpretierte.

Die Nippeser Bürgerwehr zeichnete Süper mit dem „Goldene Kappes“ aus. Die Laudation hielt Bernd Stelter, Preisträger aus dem Vorjahr. Stelter lobte die Frechheit und Schläue mit der Süper auf der Bühne die Menschen begeistert habe und setzte ihn, als „Clown“, der die Menschen zum Lachen bringe in eine Liga mit Größen wie Charlie Rivel, wäre Süper in den Zirkus und nicht in den Kölner Karneval gegangen. Süper habe in Köln Spuren hinterlassen, so sei seine Figur eine Stockpuppe im Hänneschen Theater, der WDR würde noch bis 2166 Süper Filmdokumente wiederholen, orakelte Stelter, der auch an die Biografie Süper´s „Mein Leben mit der Flitsch“ erinnerte. 1988 als er, Stelter, am 6.11., beim KKK im Sartory zum ersten Mal auf der karnevalistischen Bühne gestanden habe, sei Süper und das „Colonia Duett“ absolute Superstars gewesen. Man habe als junger Künstler damals extra gewartet um den Auftritt auch live zu erleben. Er, Stelter habe damals 86 Auftrittsangebote bekommen. Die ersten Berührungen mit Hans Süper habe er aber auf der heimischen Cordcouch vor dem Fernsehgerät in Westfalen gehabt.

Mit der Verleihung des Goldene Kappes an Hans Süper kehrt dieser an eine seiner ersten Wirkungsstätten zurück. Denn mit seinem Bruder „Charly“ Süper hatte er im ersten Stock der Traditionsgaststätte seine ersten Auftritte als die zwei „Schnürreme“. „Wenn einer den goldenen Kappes verdient hat, dann Du.“, rief Stelter Hans Süper zu. Der hatte Stelter schon 1988 als Werbefachmann mit den Worten „Bist ne Hammer, Bernd“ gelobt, erinnerte sich Stelter und dass er damals „stolz wie Oskar“ gewesen sei. Allerdings hätte ihm Günter Eilemann gleich wieder einen Dämpfer verpaßt, der zu ihm sagte: „Junger Mann bei Ihrer Korpulenz sollten sie ein Sakko tragen.“

Hans Süper nahm bei seinem kleinen Brauhauskonzert die Herren mit nach Norderney, an den Swimmingpool wo Baden ohne Badehose gestattet ist und in besonderer Weise mit in den kölschen Himmel mit der Hymne „Ich bin ne Kölsche Jung“. Süper fand auch mahnende Worte, die Traditionen zu pflegen und hochzuhalten, etwa nicht schon ein Jahr vorher zu verkünden, wer Prinz werde und wenn das Dreigestirn komme, dass der Saal auch aufstehe, aber eben nicht nach Aufforderung durch den Sitzungspräsidenten. Bernd Stelter übrigens, feiert, wie er selbst formulierte, nächstes Jahr Silberhochzeit mit dem Karneval, denn dann steht er 25 Jahre auf den jecken Bühnen des Rheinlandes.

Das mit dem Schild „Sonntag Ruhetag“ am Brauhaus Goldene Kappes mag für die ruhigen und musikalisch ausformulierten Töne des Hans Süper gegolten haben, nicht für den Tusch und den frenetischen Applaus für einen Ausnahme-Jung-us-em-Leeve. Denn so war vor ein paar Tagen bei der Verleihung des Bürgerordens in Gold bei den Freunden und Förderern des Kölschen Brauchtums zu hören, den Begriff „Künstler“, mag der Musiker nicht so gerne.

Autor: ag
Foto: Hans Süper beim kleinen Konzert im Goldene Kappes