Köln | Pop-Art – diese Kunstepoche ist eng mit dem Namen James Rosenquist verbunden. Die Ausstellung im Museum Ludwig zeigt ab Samstag eine umfassende und mit vielen Überraschungen aufwartende Werkschau des US-Künstlers. Rosenquist selber kann ihre nicht mehr miterleben: Er starb in diesem März, 83 Jahre wurde er alt.

Dank seiner Namensgeber, des Kunstsammler-Ehepaares Peter und Irene Ludwig, besitzt das Kölner Museum wichtige Schlüsselwerke Rosenquists. Die Restauration der Rauminstaalation „Horse Blinders“ – es hing lange im Foyer des Hauses – vor zwei Jahren war der Anlass für die aktuelle Ausstellung. Die Qualität der hauseigenen Pop-Art-Sammlung überzeugte dann auch viele Leihgeber, ihre Werke an den Rhein zu schicken.


Foto: Irem Barlin

Zum Beispiel das MOMA in New York das Raumbild „F 111“ (es entstand 1964) – „das wird wohl die nächsten 100 Jahre nicht mehr ausgeliehen“, schätzt ein stolzer Museumsdirektor und Kurator Yilmaz Dziewior. Aus dem Nachlass des Künstlers kommt „Horizon Home Sweet Home“ (1970): 27 Paneele, zum Teil einfarbig bemalt, zum Teil mit Spiegelfolie beklebt. Zusammen mit „Horse Blinders“ (1969) sind diese drei Raumbilder erstmals zusammen zu sehen – jedes fast 30 Meter lang und über 2 Meter hoch.

Rosenquists Riesenformate sind nur mit Abstand als Ganzes zu erfassen

Riesenformate sind typisch für Rosenquist – und darauf bezieht sich auch der Ausstellungstitel –, denn steht man dicht vor einem dieser Bilder, kann man die Enden rechts und links nicht mehr sehen. Man taucht in sie hinein wie in Wasser. Der Künstler selber nannte das „peripheres Sehen“. Eine Erfahrung, die er als Werbemaler in New York gemacht hatte: Eine Arbeit, bei der er mit der Nase direkt vor der Malfläche arbeitete.

Aus der Werbung bezog er auch seine Motive, die er collageartig zusammensetzte. Werbung umfasste für ihn vieles – auch das Geschäft der Filmstars wie Joan Crawford oder Politiker wie John F. Kennedy. Eine nicht ganz unaktuelle Einschätzung. Die Vorbilder fand er vor allem im Life-Magazin. Bei der Vorbereitung für diese Ausstellung gelang es, viele dieser Originale wiederzufinden. So sind jetzt diese Vorlagen, die im Atelier gefundenen Ausschnitte und schließlich die geklebten Collagen in einem Kabinett zu sehen. Die Collagen wurden dann mit der Raster-Methode in die Großformate umgesetzt. Alles klassische Handarbeit – den Einsatz von Computern lehnte Rosenquist ab.

Anfangs malte er Schwarz-Weiß, später dann farbig: knallig bunt, explosiv in der Komposition. Knallige, alles andere als oberflächliche Kommentare zum Zeitgeschehen – zur Politik, zur Werbung, zum Kommerz. Und schließlich in den letzten Jahrzehnten die Suche des Menschen nach sich selbst – auch im Weltall.

[infobox]„James Rosenquist: Eintauchen ins Bild – Painting as Immersion“ – bis 4. März 2018, Museum Ludwig,Heinrich-Böll-Platz, Di-So 10-18 Uhr, jeden 1. Donnerstag im Monat 10-22 Uhr, Eintritt 13/8,50 Euro. Katalog: 39 Euro

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Foto: Estate of James Rosenquist/VG Bild-Kunst, Bonn 2017 | Kostbare Leihgabe aus New York: „F 111“ (Installationsansicht in der Leo Castelli Gallery, 1965, kolorierte Fassung nach dem Originalfoto).

Autor: ehu | Foto: Rico Burgmann, Rheinisches Bildarchiv Köln
Foto: Blick in die Ausstellung „Eintauchen ins Bild“: „Star Thief“ (1980, links) und „The Geometry of Fire“ (1980).