Köln | Mit Licht und Schatten und viel Fingerspitzengefühl lädt Tobias Hantmann in der artothek zu einem intelligenten Gedankenspiel über Wirkung und Wahrnehmung, Veränderung und Vergänglichkeit von Kunst ein.

Verblüffend ist sein Zeichengrund: ein metergroßer, in Grau gehaltener Velourteppich. Dahinein zeichnet er mit den Fingern sein Bild, das heißt, er drückt die etwa 7 Millimeter langen Wollfäden unterschiedlich schräg nach unten. So entstehen Licht- und Schatteneffekte und dadurch die „Zeichnung“. In der artothek nutzt er dafür  grünes Licht, das dem Ausstellungssaal eine warme, geheimnisvolle Atmosphäre verleiht.

Licht und Schatten konturieren scharf, an anderen Stellen verschwimmen die Umrisse. Als Motiv ergeben sie den Blick aus dem Fenster eines Büro der 1950er Jahre. Die Zeit, als Velour schon einmal Trend war, ebenso wie pflegeleichte Zimmerpflanzen wie hier eine Monstera in einem Kasten auf dem Fensterbrett. Rechts ist eine Gardine zu erkennen, links geht der Blick durch die Scheibe in die nach hinten verschwimmende Ferne.

Man ist versucht, das Bild zu erfühlen, darüber zu streichen, es dadurch zu verändern – denn die Stellung der Velourfäden ist nicht fixiert. Doch ist es durch eine echte Glasscheibe geschützt – auch vor Windstößen, die das Bild auslöschen könnten. Und anders als seine Vorgänger will es der mehrfach ausgezeichnete Hantmann diesmal erhalten.

[infobox]Tobias Hantmann: „Life under your seat“ – bis 19. Oktober. artothek, Haus Saaleck, Am Hof 50, 50667 Köln, Tel. 0221 / 221 22 332, Di-Fr 13-19 Uhr, Sa 13-16 Uhr. Eintritt frei.

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Autor: ehu
Foto: Tobias Hantmann taucht den Ausstellungssaal der artothek in grünes Licht und schmückt ihn mit einer pflegeleichten Büropflanze im Großformat.