Köln | Yilmaz Dziewior, im Hauptberuf Chef des Museum Ludwig in Köln, im Nebenjob Kurator des Deutschen Pavillons auf der 59. Biennale in Venedig, hat seine Künstlerwahl bekannt gegeben. 2022 soll die Konzeptkünstlerin Maria Eichhorn Deutschland auf der großen Kunstausstellung vertreten.

Der deutsche Pavillon auf dem Biennale-Gelände von Venedig ist ein extrem geschichtsträchtiger Ort. Ursprünglich stand an der Stelle bereits seit 1909 der Bayerische Pavillon im antikisierenden Stil. 1912 erfolgte die Umbenennung in Padiglione della Germania, der nunmehr das Deutsche Reich repräsentieren sollte. 1938 dann ließen die Nationalsozialisten den Pavillon in ein monumentales Ausstellungsgebäude umgestalten. Spätestens seit den 1960er Jahren gilt dieser Geschichtszusammenhang als problematisch. Seitdem ist der deutsche Beitrag für die große Kunstausstellung von Venedig immer auch eine Auseinandersetzung mit der monumentalen Naziarchitektur des Pavillons und der deutschen Geschichte.

Dies ist offenkundig auch bei der Auswahl der Konzeptkünstlerin Maria Eichhorn ein wichtiger Faktor gewesen. Kurator Yilmaz Dziewior begründet seine Auswahl so: „Meiner Meinung nach gibt es nur wenige künstlerische Positionen, die sich ähnlich vielfältig und intensiv mit der deutschen Geschichte und deren Auswirkungen auf die Gegenwart beschäftigen.“

Ebenso komplex wie die Geschichte des Gebäudes sind auch die Entscheidungen, wer dort Deutschland repräsentieren darf. Das Gelände des Deutschen Pavillons ist heute Eigentum der Bundesrepublik Deutschland. Für die Bespielung des Aufstellungsortes ist das Auswärtige Amt zuständig. Dieses ernennt für jede Biennale einen Kurator, was als Auszeichnung im deutschen Kunstbetrieb gilt. Jean-Christophe Ammann, Udo Kittelmann, Nicolas Schaffhausen, Susanne Gaensheimer, Susanne Pfeffer waren Kuratoren des Deutschen Pavillons; ihrer Karriere im deutschen Kunstbetrieb hat dies weiteren Auftrieb gegeben.

Einige dieser Ausstellungen wurden mit dem Goldenen Löwen der Biennale für die beste Ausstellung ausgezeichnet, so 1986 (Kurator: Dierk Stemmler, Künstler: Sigmar Polke), 2011 (Kuratorin: Susanne Gaensheimer, Künstler: Christoph Schlingensief), 2017 (Kuratorin: Susanne Pfeffer, Künstlerin Anne Imhof). 2013, unter der Ägide von Susanne Gaensheimer, tauschte Deutschland den Pavillon mit Frankreich.

Maria Eichhorn, 1662 im bayerischen Bamberg geboren, lebt und arbeitet in Berlin. Seit 2003 lehrt sie auch an der Hochschule der Künste in Zürich. Zweimal war sie bereits auf der documenta in Kassel, der deutschen Konkurrenz der Biennale von Venedig vertreten. Die Künstlerin wird von der Galerie Barbara Weiss in Berlin vertreten, die sie dort auch regelmäßig zeigt. In Köln war Maria Eichhorn im Rahmen der Ausstellung „Wir nennen es Ludwig. Das Museum wird 40!“ (2016) zu sehen. Mit ihrer Arbeit für den Deutschen Pavillon wird sich die Künstlerin in eine Reihe ganz großer Namen der deutschen Kunst einreihen: Gerhard Richter, Joseph Beuys, Rosemarie Trockel, Isa Genzken und Christoph Schlingensief haben auf der Biennale di Venezia den Deutschen Pavillon bespielt.

Autor: Von Christoph Mohr | Foto: Albrecht Fuchs