Am Freitag veröffentlicht die Kölner Band Bukahara ihr neues Album. Am 30. April kommt sie ins Palladium.

Köln | „Canaries in a Coalmine“ heißt das neue Album von Bukahara. Wir sprachen vor der Veröffentlichung am Freitag mit Sänger Soufian Zoghlami (Gitarre, Schlagzeug, Percussion) und Max von Einem (Posaune, Sousafon, Percussion).

Was hat es mit dem Titel „Canaries in a Coalmine“ auf sich?

Soufian Zoghlami: Das ist ein altes englisches Sprichwort der Kohlearbeiter. Sie haben in die Minen Kanarienvögel mitgenommen, um sie als Alarm für Sauerstoffmangel zu nutzen. Für uns ist der knappe Sauerstoff ein Symbol für die gesellschaftlichen Veränderungen, die jetzt gerade in Zeiten des Rechtspopulismus, um sich greifen. Auch hier ist ein Warnsignal nötig, damit wir sehen, dass wir dagegen halten müssen.

Was fühlen Sie bei Entwicklungen wie in Thüringen, Hanau und Halle?

Zoghlami: Das ist etwas, das einem Angst macht. Wir sind schon mitten drin in dieser Entwicklung, die weiter fortgeschritten ist, als das viele erkennen. Wir müssen jetzt endlich aufwachen und etwas dagegen tun.

Ist Bukahara als Band mit ganz unterschiedlichen Menschen und Kulturen eine Art Gegenentwurf dazu?

Zoghlami: Ja, das sehe ich so. Jeder einzelne mit seiner Biografie steht für eine moderne deutsche Gesellschaft. Drei von vier Bandmitgliedern haben einen Migrationshintergrund und wir stehen hier alle mitten im Leben. Man muss Unterschiede aushalten und man kann von diesen profitieren.

Max von Einem: Aus diesen Unterschieden ist bei uns etwas Besonderes gewachsen. Das macht unsere Energie ganz entscheidend aus, weil wir uns aus verschiedenen Kulturen bedienen können. Das merkt man auch bei unseren Zuhörern und unserem Publikum bei den Konzerten.

Was geht in Ihnen vor, wenn sie gerade das Elend der Flüchtlinge an der griechisch-türkischen Grenze verfolgen?

Zoghlami: Es gibt in der Bevölkerung sicher eine gewisse Angst vor Flüchtlingen, die auch durch die Medien und die sozialen Plattformen im Internet verstärkt wird. Aber es gibt sehr viele, die das ganz anders sehen. Das merken wir immer wieder an den vollen Hallen bei unseren Touren. Da teilen die Menschen unsere Meinung, dass die Vielfalt der Menschen eine Stärke der Gesellschaft ist.

Es gibt mit „Wolken“ erstmals einen deutschsprachigen Text bei Bukahara.

Zoghlami: Das Bedürfnis in meiner Muttersprache, die ich täglich benutze, einen Song zu schreiben, gibt es schon lange. Aber es hat sich bislang nicht richtig angefühlt, weil ich mich da irgendwie nackt gefühlt habe. Das war jetzt bei „Wolken“ anders, da hat sich alles gut angefühlt. Jetzt sind wir sehr gespannt, wie die Leute darauf reagieren.

Anders als bei den Vorgängeralben gab es dieses Mal keinen Livetest für die Songs, die komplett im Studio entstanden sind.

Von Einem: Das ist für uns jetzt megaaufregend. Die Songs werden sich, wenn sie live auf der Bühne gespielt werden auch durch die Interaktion mit dem Publikum immer wieder wandeln und sich weiterentwickeln. Da wird sich noch einiges tun.

Aktuell ist das Corana-Virus ein Dauerthema. Großveranstaltung sollen abgesagt werden. Wie gehen Sie damit um?

Von Einem: Natürlich ist das auch bei uns ein großes Thema, denn man weiß nicht, was mit unserer Tour jetzt passieren wird. Das trifft uns an einem Punkt der Karriere, an dem wir sehr weit oben sind. Die Ticketverkäufe sind besser als jemals zuvor. Ich selbst habe keine Angst von Corona. Die Panik, die da gerade über das Land zieht und die medial zur großen Bedrohung heranwächst, spiegelt nicht das wider, was gerade passiert. Schade ist, dass andere Themen wie das Flüchtlingsdrama immer mehr in den Hintergrund rücken.

Sie werden am 30. April im Palladium auftreten. Was bedeutet dieses Heimspiel für Sie?

Zoghlami: Die Hälfte Band hat ihre Heimat in Köln. Da ist so ein Heimspiel schon etwas Besonderes, auch weil viele Freunde und die Familie vor Ort sein werden. Das ist schon ein Höhepunkt unserer Tour.

Autor: Von Stephan Eppinger | Foto: Jim Rakete