Köln | Jetzt ist die Weihnachtsmusik wieder aller Orten zu hören, ob im Kaufhaus, auf dem Weihnachtsmarkt oder sogar im Fahrstuhl. Dabei gleicht sich die Liedauswahl oft ziemlich stark – US-Songs im Coca-Cola-Manier oder deutsche Klassiker machen es nicht jedem leicht, vier Adventswochen schadlos zu überstehen. Dabei gibt es durchaus Alternativen. Wie die kölschen Weihnachtslieder, die jetzt bei Dabbelju Music erschienen sind und die am Dienstagabend auf dem Weihnachtsmarkt am Rudolfplatz präsentiert wurden.

„Kölsche Lieder zu Weihnachten bieten viele Möglichkeiten auch jenseits bekannter Dinge wie dem Weihnachtsbaum“, sagt Björn Heuser, der vier Lieder für den neuen Sampler geschrieben hat, darunter auch jeweils eines für Kings Size Dick und Willibert Pauels. „Die klassischen Lieder höre ich mir eigentlich nur am Heiligen Abend an, aber auch da kommen spätestens um 22 Uhr die Bläck Fööss dran“, sagt Heuser.

Weihnachten feiert er am liebsten traditionell: „Es muss nicht unbedingt ein riesiger Baum im Wohnzimmer stehen. Wichtiger ist mir die Ruhephase nach einem stressigen Herbst und vor der Karnevalszeit“, erklärt der Musiker. Am meisten freut er sich auf die Familie und Freunde, für die er an den Feiertagen Zeit hat.

Für Willibert Pauels ist Weihnachten in erster Linie ein religiöses Fest: „Es ist das Wunder aller Wunder, wenn Gott Mensch wird. Für mich ist Weihnachten der Urgrund aller Hoffnung“, sagt der Diakon. Das Fest feiert er am liebsten traditionell mit der Familie und natürlich in der Kirche. Weihnachten wird dieses Jahr zwar nicht anders aber dafür ruhiger begangen: „Normalerweise habe ich zu diesem Zeitpunkt die Karnevalssession vor mir. Dass dies dieses Jahr nicht so ist, erkenne ich als das größte Geschenk an, das ich bekommen kann“, sagt Pauels, der vorerst als Redner auf den jecken Bühnen aussetzen wird.

Für King Size Dick ist Weihnachten immer ein besonderes Fest: „Mit dem Jahrgang 1942 bin ich ein Kriegskind. Das werde ich nie vergessen. An den ersten Weihnachten, an die ich mich erinnern kann, gab es keine Geschenke und auch kein großes Essen. Wir sind zum Dom gegangen. Der Altar stand vor der Kirche und darum war alles in Trümmern“, erinnert sich der Künstler.

Noch heute legt er Wert darauf, dass vor den Geschenken gesungen wird. „Wo gibt es das heute noch. Solche Bräuche sind leider in Vergessenheit geraten“, sagt King Size Dick, der mit dem „Trümmerlied“ seine Gedanken an die Kriegszeit festghalten hat. „Nur wenige tausende Kilometer von hier gibt es noch immer Krieg, da ist das Lied doch aktuell. Ich glaube nicht daran, dass wir den Weltfrieden noch erlenen werden.“

Weitere Künstler auf der Doppel-CD mit insgesamt 40 Liedern sind Monika Kampmann und Ludwig Sebus, die zusammen mit King Size Dick zu den Pionieren der kölschen Weihnachtslieder zählen. Zu hören gibt es auch Lieder von Marc Metzger, Colör, den 3 Colonias, der Kölschfraktion, Marie Luise Nikuta, den Flöckchen, den Lucky Kids und dem Jugendchor St.Stephan. Erstmals in der kölschen Version gibt es Rolf Zuckowskis „Weihnachtsbäckerei“ gesungen vom „Klimpermännche“ Thomas Cüpper.

Autor: Stephan Eppinger
Foto: CD-Prästentation auf dem Rudolfplatz.