Berlin | Die CDU wählt heute ihren neuen Parteichef. Auf dem überwiegend per Internet abgewickelten Parteitag stehen am Vormittag Armin Laschet, Norbert Röttgen und Friedrich Merz zur Auswahl, die 1.001 Delegierten wählen erstmals ausschließlich am Computer und überwiegend von zu Hause aus.

Das Ergebnis muss allerdings anschließend noch per Briefwahl bestätigt werden, was gerade bei einem knappen Resultat noch einmal bis kommenden Freitag für Spannung sorgen dürfte.

Der Gewinner hat gewisse Chancen, Angela Merkel als Bundeskanzler nachzufolgen – neben CSU-Chef Markus Söder und dem Kandidaten der Grünen, der vermutlich Robert Habeck heißen wird.

JU-Chef: Merz steht für Unterscheidbarkeit zu den anderen Parteien

Der Bundesvorsitzende der Jungen Union Deutschlands, Tilman Kuban (CDU), hat die Unterstützung der CDU-Jugend für Friedrich Merz bei der Wahl des Bundesvorsitzenden bekräftigt. „Er steht für Unterscheidbarkeit zu den anderen Parteien“, sagte er dem Fernsehsender Phoenix. Mit Merz gelänge es, dass die Konzepte der beiden Volksparteien – der CDU und der SPD – sich wieder voneinander abheben.

„Für diese Sehnsucht nach Unterscheidbarkeit steht Friedrich Merz und deshalb hat er sehr viel Zuspruch bei der Jungen Union und bei vielen anderen an der Parteibasis bekommen“, so Kuban. Kritik an der konservativen Linie des Ex-Fraktionschefs weist er zurück. „Ich finde sein Programm ist sehr zukunftsträchtig“, so Kuban.

„Wir sehen dort viel Modernität, sei es beim Thema klimafreundliche Mobilität oder auch bei der Frage der Neuordnung des Generationenvertrages.“ Auch im Bereich der digitalen Bildung setze Merz sich dafür ein, dass Deutschland vorankomme. Ebenfalls weist der JU-Chef die Kritik zurück, Merz spreche die Frauen der Partei mit seiner politischen Agenda nicht an. Die bisherigen Ergebnisse von Merz sprächen für sich. „Wenn wir uns die Mitgliederbefragungen angucken in den Kreisverbänden, dann hätte er diese Ergebnisse nie holen können, wenn nicht auch Frauen ihn unterstützen würden.“

Merkel mahnt CDU zu Sorgfalt bei der Vorsitzwahl

Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hat ihre Partei zu einer sorgfältigen Abwägung bei ihrer weiteren Ausrichtung gemahnt. „Ich wünsche mir jetzt, dass dieser Parteitag die richtigen Entscheidungen für die Zukunft trifft“, sagte die Kanzlerin am Freitagabend in einer Videoschalte bei der Veranstaltung. „Das werden vor allem erstmal personelle Entscheidungen sein. Ich wünsche mir, dass ein Team gewählt wird, das die Geschicke unserer stolzen Volkspartei in die Hand nimmt und dann gemeinsam mit allen Mitgliedern die richtigen Antworten für die Aufgaben der Zukunft findet“, so Merkel. Zur Wahl stehen Ex-Fraktionschef Friedrich Merz, der Außenpolitiker Norbert Röttgen sowie ein Team aus NRW-Ministerpräsident Armin Laschet und Gesundheitsminister Jens Spahn.

Die CDU hat am Freitag ihren 33. Parteitag begonnen. Wegen der Corona-Pandemie sind die 1.001 Delegierten erstmals nicht persönlich anwesend, sondern per Internet zugeschaltet. Bei den ersten Abstimmungen zu den Formalien wurden um 850 Stimmen abgegeben.

Für Freitagabend sind unter anderem ein Bericht von Noch-Parteichefin Annegret Kramp-Karrenbauer, sowie „Grußworte“ von Bundeskanzlerin Angela Merkel, Bayerns Ministerpräsident Markus Söder und EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen geplant. Der eigentliche Höhepunkt ist aber am Samstagmorgen, wenn der neue CDU-Chef gewählt wird, sowie seine fünf Stellvertreter. Außer Armin Laschet, Norbert Röttgen und Friedrich Merz sind keine weiteren Kandidaten für den Parteivorsitz in Sicht.

Nach dem Parteitag muss das Ergebnis allerdings noch mit einer Briefwahl formal bestätigt werden. Bei einem sehr knappen digitalen Ergebnis am Samstag könnte es tagelang spannend bleiben, ob es sich mancher Delegierte noch einmal anders überlegt – und ob alle Wahlzettel mit der Post ankommen. Am Freitag soll das Resultat verkündet werden.

Autor: dts