Köln | In Köln hat der Verein „KLuG – Köln leben & gestalten e. V.“ Kölner Initiativen, Bündnisse und Vereine mit dem Ziel gebündelt, die Coronapandemie als Katalysator für einen Wandel hin zu ökologischer, ökonomischer, sozialer und kultureller Nachhaltigkeit in Köln zu begreifen. Das Positionspapier der Gruppe wurde vergangene Woche am 11. Mai vorgestellt und veröffentlicht.

Federführend für die neugeformte Gruppierung aus verschiedenen Kölner Initiativen, Bündnissen und Vereinen aus verschiedenen Teilbereichen von Ökonomie, Ökologie, Kultur und Sozialem ist der Verein „KLuG – Köln leben & gestalten e. V.“. Die Gruppe sieht sich als Teil der „Kölner Zivilgesellschaft“. Beteiligte sind folgende Akteure: Ernährungsrat Köln, Kölner NeuLand e.V., Trink—Genosse e.G., Myzelium UG, VCD Köln, RADKOMM e.V., Loving The Atmosphere, KLuG e.V., WandelOase Köln-Kalk, Stadtraum 5&4,
Bürgerstiftung Köln, ArtAsyl e.V., Kumbig e.V., Agora Köln e.V., TRIANGLE – Gemeinsam.Familien.Leben, Individuen von STARK! im Kölner Norden,
Mehr Demokratie e.V. Landesgruppe NRW, Jack in the Box e.V. / Kooperative Westspitze e.V., Integrationshaus e.V., Allerweltshaus e.V., Bits & Bäume Köln, Allerweltshaus Köln,
Querwaldein und Zero Waste Köln e.V.

Auslöser des Zusammenschlusses ist die Coronapandemie. Durch diese haben schon zahlreiche Kölner Bürgerinnen und Bürger ihr Verhalten hin zu ökologischer, ökonomischer, sozialer und kultureller Nachhaltigkeit verändert, stellen die Akteure fest. Diese Änderung soll jetzt von der Politik erkannt und genutzt werden. Aus diesem Grund hat der Zusammenschluss ein gemeinsames Positionspapier unter dem Motto „Die Krise als Katalysator“ erstellt welches der Kölner Oberbürgermeisterin, Henriette Reker, zugestellt wurde.

Inhalt und Forderungen des Positionspapiers sind dabei sehr vielfältig:

Im Bereich Bildung und globales Lernen wird gefordert, dass außerschulische Bildungsakteure mehr Unterstützung erhalten, um die Menschen in einem „globalen Wandel“ besser mitnehmen zu können. Zu diesem Zweck sollen die außerschulischen Bildungsakteure und ihre Netzwerke nachhaltig gefördert werden.

Im Bereich der Boden- und Raumfrage wird von der Stadt Köln gefordert zu einer „aktiven und gemeinwohlorientierten Bodenpolitik“ über zu gehen. Dies ist für eine soziale und nachhaltige Stadtentwicklung notwendig, heißt es im Positionspapier.

Im Punkt Ernährung/lokale Versorgung möchte die Gruppierung eine Ernährungswende einleiten. Für ein attraktives Kölner Umland müssen die regionalen Bauern und Lebensmittel-Erwirtschaftenden gefördert werden. Dies soll vor dem Hintergrund der „Ernährungssicherheit“ geschehen.

Im Bereich Familie „muss sich Köln dazu bekennen, dass die Familie eine der tragenden gesellschaftlichen Institutionen in der Krise ist.“ Deshalb sollen niedrigschwellige und präventive Angebote zur Förderung eines intakten Familienlebens wie Hilfsangebote für Familien gefördert werden.

Bei Finanzierung und Förderung möchte der Zusammenschluss eine finanzielle Unterstützung von „dringend benötigten Projekten“ sozialer, umweltnaher und kultureller Institutionen durch die Stadt Köln gewährleistet wissen.

Im Bereich Flucht, Migration und Integration fürchtet die „Kölner Zivilgesellschaft“ dass die Solidarität gegenüber Geflüchteten aus dem Blick gerät. Damit es den Menschen dennoch gut geht „muss die Stadt Köln für menschenwürdige Lebens- und Wohnbedingungen sorgen, sowie Bildungs- und Begegnungsräume schaffen und erhalten.“

Der Punkt Gestaltung des öffentlichen Raums befasst sich unter anderem mit der Gestaltung und Bespielbarkeit von Grünflächen und auch der Bereitstellung öffentlicher Toiletten. Wie es im Positionspapier heißt „müssen Kölnerinnen und Kölner befähigt werden, Verantwortung für Gestaltung und Bespielung des öffentlichen Raums tragen zu können.“

In Sachen Kunst und Kultur möchte sich die Vereinigung für eine verbesserte Infrastruktur und mehr Netzwerke stark machen, um die künstlerischen Produzentinnen und Produzenten bestmöglich zu unterstützen, auch finanziell.

Bei lokalem und alternativem Wirtschaften geht es um gemeinwohl-orientiertes, lokales, solidarisches und ökologisch nachhaltiges Wirtschaften. Die Stadt Köln soll nachhaltige Modelle und alternative Wirtschaftsformen fördern und unterstützen.

Im Bereich Mobilität macht sich der Zusammenschluss für eine Neuaufteilung des Straßenraums stark. „Weg von motorisiertem Individual-, hin zu mehr Fuß- und Radverkehr“, lautet deren Devise.

Der Punkt Nachbarschaft bezieht sich auf das, in der Coronakrise, neuerlebte nachbarschaftliche Engagement der Kölnerinnen und Kölner. Hier fordert die „zivile Gesellschaft“ jetzt und in Zukunft „Unterstützung für Vereine, Bürgerzentren und andere Institutionen, die Nachbarschaft leben und gestalten.“

Bei der nachhaltigen Digitalisierung fordert der Zusammenschluss eine öffentlich betriebene und geförderte Plattform im digitalen Raum. Mit dieser öffentlichen IT- Infrastruktur sollen Bürgerinnen und Bürger Produkte und Dienste in Anspruch nehmen können, die sie an zivilgesellschaftlichem Engagement jeglicher Art teilhaben lassen.

Der Bereich Partizipation befasst sich mit vier Unterpunkten: Es soll ein einheitliches Tool für digitale Teilhabe geben. Orte für physische Begegnungen sollen erhalten und gestärkt werden. Für Begegnungen sollen klare Regeln und Konzepte ausgearbeitet werden. Zuletzt soll die Dezentralität von Beteiligungs- und Entscheidungsstrukturen gestärkt werden.

Im Umgang mit Ressourcen und dem Modell der Kreislaufwirtschaft möchte die Vereinigung auf den „unverantwortlichen Umgang mit Ressourcen und der damit einhergehenden Zerstörung von Naturräumen“ aufmerksam machen. Daher fordern die Initiativen eine Minimierung des Ressourcenverbrauchs und eine funktionierende Kreislaufwirtschaft.

Der letzte große Aspekt des Positionspapiers befasst sich mit dem Thema Verwaltung einer Stadt wie Köln. Wie die Coronakrise bereits gezeigt hat, ist die Verwaltung auch heute noch in der Lage, durch pragmatisches, schnelles, flexibles und kooperatives Handeln Lösungen zu entwickeln und umzusetzen. Die neugewonnenen Erfahrungen und Erkenntnisse müssen in der Zukunft genutzt werden um globale wie lokale Herausforderungen zum Wohle aller Bürgerinnen und Bürger zu bewältigen, forderte die Gruppe.

Wie es mit dem Zusammenschluss der Kölner „zivilen Gesellschaft“ nach der Zustellung des Positionspapiers weitergeht, bleibt abzuwarten. Feste Strukturen einer dauerhaften Zusammenarbeit, wie die eines Bündnisses, seien nicht geplant, teilte Jan Pehoviak, Vertreter von KLuG, mit.

Autor: Christoph de Vries