Die Initiative „Völkermord erinnern“ gibt nicht auf: Sie hofft auf ein Gespräch mit der Stadt, um ihr Mahnmal zum Völkermord an den Armeniern doch noch offiziell auf der Aussichtsplattform der Hohenzollernbrücke aufstellen zu können. Ohne Erlaubnis dort vor einer Woche aufgestellt, hatte die Stadt es am Donnerstag entfernt. Report-k berichtete.

Initiativensprecher Albrecht Kieser kritisiert am Montag nicht nur, dass die Stadt bislang keinen direkten Kontakt mit der Inititiave aufgenommen habe – so wisse man bislang immer noch nicht, auf welchem Bauhof die Stadt das Mahnmal gelagert habe. Er wirft der Stadt vor allem vor, dass sie ihre Ablehnung des Mahnmals unter anderem mit möglichen „Attacken“ von Seiten derer begründet, die den Völkermord an den Armeniern leugnen. „Damit macht die Oberbürgermeistern einen Kotau vor der nationalistischen Minderheit“, sagte er am Montag.

Der Standort neben Kaiser Wilhelm II. ist richtig gewählt“

Er betonte, dass der gewählte Standort an der Südwestecke der Brücke der richtige sei – in direkter Nachbarschaft des Reiterstandbilds von Kaiser Wilhelm II. Zu dessen Regierungszeit hatten 1915/18 Truppen des Osmanischen Reiches, mit dem das Deutsche Reich im Ersten Weltkrieg verbündet war, mit Wissen deutscher Militärs den Völkermord an der christlichen Minderheit der Armenier verübt.

Außerdem sei dieser Platz nicht – wie besseren Wissens behauptet – Teil des Heinrich-Böll-Platzes und damit auch nicht Teil des dort von Dani Karavan errichteten „Ma’alot“-Mahnmals. Schließlich habe sogar Architekt Peter Busmann dem Aufstellen des Armenien-Mahnmals zugestimmt – am besten sogar auf einem Sockel. Auch sei bei der Aufstellung nichts zerstört worden.

Armenisches Kirchenoberhaupt schreibt Brief an OB Reker

Kieser bekannte sich ausdrücklich zum Aufstellen ohne Erlaubnis: „Ohne solches Handeln mit anschließender öffentlicher Diskussion hätten wir heute in Köln weder das NS-Dokumentationszentrum noch die Stolpersteine.“. Inzwischen vergrößere sich der Unterstützerkreis weiter. Sogar der Primas der Diözese der Armenischen Kirche in Deutschland hat einen Brief an OB Henriette Reker geschrieben. Darin heißt es unter anderem: „Daher finde ich es sehr wünschens- und begrüßenswert, wenn die Politik eine Möglichkeit fände, das Mahnmal „Dieser Schmerz betrifft uns alle“ am jetzigen Ort zu belassen. So kann und wird auch die Würde der Opfer gewahrt und den Nachfahren ein weiterer Ort des Erinnerns gegeben werden.“.

Der Initiativen-Sprecher beruft sich auch auf eine im Juni 2016 fast einstimmig vom Bundestag verabschiedete Resolution. Darin wird der Völkermord verurteilt und auch die deutsche Mitverantwortung angesprochen. Die Bundesregierung wird aufgefordert, „im Rahmen finanzieller Möglichkeiten auch weiterhin innerhalb Deutschlands Initiativen und Projekte in Wissenschaft, Zivilgesellschaft und Kultur zu fördern, die eine Auseinandersetzung mit den Geschehnissen von 1915/1916 zum Thema haben.“.

Am morgigen 24. April jährt sich zum 113. Mal die Verhaftung armenischer Intellektueller in Istanbul. Seitdem ist dieser Tag der Internationale Gedenktag an diesen Genozid. Eine Veranstaltung in Istanbul wurde erstmals seit neun Jahren verboten. Die türkische Regierung bestreitet den Völkermord.

Autor: ehu
Foto: Am Dienstag war internationaler Gedenktag für den Genozid an den Armeniern. Blumen statt des inzwischen weggeräumten Denkmals halten die Erinnerung wach.