Köln | Pünktlich zum Start des ersten Jedermann-Rennens gibt es am Rheinauhafen gestern Morgen die ersten Regentropfen, die sich bei gerade mal neun Grad bald in einen heftigen Hagelschauer verwandeln. „Warum gerade jetzt, das darf doch wohl nicht wahr sein“, flucht einer der Radler die beim Klassiker „Rund um Köln“ auf die lange Distanz über 124,6 Kilometer durchs Bergische Land gehen. Andere nehmen es gelassener und versuchen die Jacken und Kapuzen noch etwas enger zu schließen. Mit 4000 Radlern sind so viele Aktive am Start wie noch nie.

„Ich habe meine Winterkleidung fürs Rad zu Hause in Bochum gelassen und mich gestern hier extra noch mit langer Hose, Handschuhen und einem Kopfschutz eingedeckt“, sagt Tim Weinand. Seit Januar hat der 26-Jährige sich auf das Rennen vorbereitet. „Jetzt ist es mir am wichtigsten, heil ins Ziel zu kommen, Vollgas ist heute wohl nicht möglich, wenn es wieder hagelt breche ich ab.“ Daniel Follmann hat dagegen schon am Morgen gut überlegt, ob er an den Start geht: „Aber in so einem Riesenfeld zu fahren, ist einfach ein besonderes Erlebnis, das gibt man nicht einfach auf“, betont der 36-Jährige.

Mit leichter Sorge blicken auch Daniel Holder und Bilgim Aydin auf das Wetter. „Ich habe mir im Mai mehr Sonnenschein versprochen, jetzt bin ich etwas entäuscht. Sorgen machen mir bei Nässe vor allen die Stellen, an denen es runter geht. Volles Risiko werde ich da nicht gehen“, sagt Aydin. Sein Teamkollege hat sich einen Müllsack als Schutz vor der Kälte übergezogen. „Ich freue mich vor allem auf die Kopfsteinplaster-Passage am Schloss Bensberg. Da stehen die Leute immer in Dreierreihen und machen Stimmung.“

Ganz stressfrei geht Eddie aus Lennep mit dem Schauerwetter um: „Ich bin früher schon Radrennen gefahren und habe jetzt gerade wieder damit abgefangen. Das hier ist vom Wetter nicht mein Ding, aber ich muss ja auch nicht Weltmeister werden. Außerdem ist das Bergische Land meine Trainingsstrecke“, sagt der 55-Jährige, der zwischen 3000 und 4000 Kilometer pro Jahr im Sattel sitzt.

„Ich bin guter Dinge, dass es gleich wieder schön wird. Im vergangenen Jahr war es richtig schlimm, aber jetzt bin ich zuversichtlich, dass es wieder so viel Spaß macht, wie im ersten Jahr. Ich will unter zwei Stunden fahren“, sagt Thaddáa Dohmann, die auf der kurzen Distanz über 67,9 Kilometer an der Start geht. Derweil zeigt der Mai Aprilqualität und beglückt die Radfahrer mit den ersten Sonnenstrahlen am Rheinauhafen.

Gespannt auf sein erstes Straßerennen ist kurz vor dem Start um 11 Uhr Stephan Brandl: „Ich komme vom BMX und bin seit vielen Jahren in der Kölner Radsportszene aktiv. Da bietet sich jetzt, wo man etwas älter wird, ein Rennen wie Rund um Köln an, um eine Alternative zum BMX zu testen“, erklärt der 44-Jährige. Das Wetter stört ihn dabei nicht: „Darauf muss man sich einstellen, das gehört einfach dazu“, sagt er mit Blick auf den wieder einsetzenden Regen.

Während gegen 12.45 Uhr die ersten Amateure ins Ziel kommen, sind die Profis gerade einmal knapp eine Stunde im Bergischen Land unterwegs und bewältigen die 192 Kilometer lange Strecke, die sie am Nachmittag an den Rheinhauhafen ins Ziel führt. Zu den Hindernissen auf der Strecke gehörten neben Wind und Wetter auch die Hinterlassenschaften einiger Kühe bei Lindlar, die zu einem Umweg von drei Kilometern auf der Strecke führten. Das Fahrerfeld bliebt trotzdem lange zusammen, erst nach gut anderthalb Stunden schaffte es eine größere Ausreißergruppe, sich entscheidend abzusetzen.

Am Ende schafften es 15 Fahrer ihren Vorsprung auf die Schlussrunden zu retten. Kurios im Schlussspurt: Der Weissrusse Aliaksandr Kuchynski freute sich eine Runde zu früh über seinen vermeintlichen Sieg und fliel am Ende auf Platz 9 zurück. Sieger wurde der Belgier Sebastian Delfosse, der sich in einer Dreiergruppe kurz vor dem Ziel durchsetzen konnte. Der Kölner Gerald Ciolek musste sich dagegen genauso wie Andre Greibel aus Hürth mit einer Zielankunft im Hauptfeld begnügen.

 

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Die Besten

Platzierung 1. Sebastian Delfosse, 2. Peter Jacobs (beide Bel), 3. Georg Preidler (Aut), 7. Roger Kluge, 13. Michael Schwarzmann, 15. Andreas Schillinger (alle Ger).

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Autor: Stephan Eppinger