Der Catwalk der Individuen am Tanzbrunnen
Die Gothic-Szene, die sich seit 2005 mit wachsendem Erfolg am Tanzbrunnen in Köln trifft ist eine vielseitige Szene die in den frühen 80er Jahren des letzten Jahrhunderts aus den Stilrichtungen Punk und New Wave entstanden ist. Das Amphi-Festival ist ein ganz besonderer Catwalk der Individuuen und ihrer Eitelkeiten in ausgefallener ästethischer Form. Frau und Mann flaniert über das Gelände, zeigt sich in Uniform, in Leder, in Korsage, in Neon niemals aufdringlich, wird gesehen und fotografiert. Letzteres ist dabei nicht unwichtig. Es ist ein absolut friedliches Festival und harmonischer Umgang miteinander. Auffällig auch die Altersmischung, von ganz jungen Anhängerinnen und Anhängern, bis zu denen der ersten Stunde aus den 80ern spazieren alle über das Festivalgelände, das neben Konzerten, Filmen auch viele Optionen bietet sich auszustatten. Denn modebewusst, ausgefallen und schrill demonstriert sich die Szene, auch und gerade um sich von den „Normalos“ abzugrenzen. Diese von Anfang an der Szene wichtige Abgrenzung funktioniert bis heute. Bei keiner anderen Veranstaltung am Kölner Tanzbrunnen kontrollieren Polizeibeamte an der Einfahrt, aber beim Amphi-Festival, denn so das alte Rollenklischee „Wer schwarz gekleidet ist, ist per se gefährlich“ klappt auch da immer noch bestens. Und auch der Security Mann, der dies bei etwa bierseligen Großveranstaltungen ganz anders sehen würde, kommentiert gerne im besten Boulevardstil mit. Und das obwohl die Szene stark Musik- und Literaturgeprägt ist und wenig politisch.

Während in der Rheinparkhalle gestern Abend das von vielen Fans erwartete Konzert von  „Laibach“ wegen eines technischen Defektes verschoben werden musste, spielte auf der Mainstage im Kölner Tanzbrunnen die Gothic-Rock/Gothic Metal-Band „Fields of the Nephilim“, die aufgrund ihres Westernlooks, Reitmäntel und Barmah/Stetson Hüten,  im „Gothic- und Dark-Wave-Lexikon“ von Peter Matzke / Tobias Seeliger: als „The Bonanzas“ tituliert wurden. „Fields of the Nephilim“ wurden schon 1983 in Stevenhage (Hertfordshire) gegründet und wurden in ihren Anfangsjahren gerne mit den „Sisters of merci“ verglichen. Die Band trennte sich und Sänger Carl McCoy, der zuletzt 2005 mit „Mourning Sun“ ein neues Album auflegte ist jetzt als Projekt „Fields of the Nephilim“ unterwegs. Auch im Kölner Tanzbrunnen waren Fans gekleidet und geschminckt wie Carl McCoy, eine spezifische Art der Verehrung für die Bands wie „Fields of the Nephilim“.

Das Amphi Festival, das auch viele internationale Besucher anlockt, geht noch bis heute Abend. Karten sind noch erhältlich.

Heute stehen die Konzerte der folgenden Bands unter der Rubrik "Running order": "Mono Inc.", "Panzer AG", "Delain", "Diorama", "Saltatio Mortis", Hocico", "Unheilig", "Front 242", "Rosa + CRVX", "The Other", "Jesus on extasy", "Omnia", "Qntal", "Henke", "KMFDM", "The Gathering" und "Camouflage".

[ag]