Köln | Alles Medien. Der Ort heißt Mediapark, das Gebäude Komed und die Fachtagung nennt sich Arbeitsmarktkonferenz Medien und Kultur. Veranstalter der Tagung sind die Stabsstelle für Medien- und Internetwirtschaft der Stadt Köln, die SK Stiftung Kultur, die Agentur für Arbeit Köln, die Industrie- und Handelskammer zu Köln und das AIM KoordinationsCentrum/ sk stiftung jugend und medien. Thema: 2014 untersucht die Arbeitsmarktkonferenz drei Trends und fragt, ob die Entwicklung der Branche lauten wird: interaktiv, international, weiblich?! Nach dem Auftakt fragten sich nicht wenige der Fachleute, warum das Wort „Trend“ auftauchte, denn hauptsächlich gab es alten Wein in alten Schläuchen. Was aber auch an der Zusammensetzung des Podiums liegen mag.

Jetzt kennen wir die Mediennutzung des Kölner Oberbürgermeister Roters

Wer heute Morgen im Kölner Komed die Auftaktveranstaltung zur Arbeitsmarktkonferenz Medien und Kultur verfolgte, rieb sich zeitweise die Augen und fragte sich, ob er sich in einer Zeitmaschine um mindestens 10 Jahre zurückversetzt befand. Im Grußwort erläuterte der Kölner Oberbürgermeister seine Art der Mediennutzung. Wenn er abends gegen 22 Uhr von Terminen nach Hause gefahren würde, ließe er immer an einer Tankstelle halten, um sich die aktuellen Zeitungen des „Express“ und des „Kölner Stadt-Anzeiger“ zu besorgen. Für ihn sei dies die erste Information darüer, was an diesem Tag passiert sei und eine Vorwarnung dessen, was am nächsten Tag kommen könne.

Morgens höre er dann Radio, den „Deutschlandfunk“ und „WDR 5“. Im Büro erhielte er dann die Zeitung und die Presseschau. Ab und zu sehe er am Tag auf sein Smartphone, aber nicht so häufig. Damit gehört der Kölner Oberbürgermeister einer Medienanalyse der Verkaufszahlen nach IVW zu nur noch 22 von 100 Kölnerinnen und Kölnern, die eine Kaufzeitung lesen (2012).

Köln sei ein herausragender Kultur- und Medienstandort durch WDR, RTL und die Printmedien aus dem Hause DuMont, analysierte das Stadtoberhaupt. Als Aufsichtsratschef der Kölnmesse lobte er deren Angebote Gamescom und Dmexco, letztere gerade eben für fünf Jahre verlängert. Die Kölner Medienunternehmer sollten die Chancen dieser Messe nutzen und dort ihre internationalen Kontakte pflegen.

Talkrunde kratzt noch nicht einmal an der Oberfläche

In der anschließenden Talkrunde zum Thema „Trends in der Medien- und Kulturwirtschaft: „Interaktiv, international, weiblich?!“waren auf dem Podium Prof. Katja Becker, beau bureau design, die in Hamm Lippstadt lehrt, Ute Berg, Dezernentin für Wirtschaft und Liegenschaften, Stadt Köln, Prof. Hans-Georg Bögner, Geschäftsführer, SK Stiftung Kultur, sk stiftung jugend und medien/AIM, Rainer Weiland, Leiter der Gruppe Medien und Netzpolitik bei der Ministerin für Bundesangelegenheiten, Europa und Medien des Landes NRW, Roswitha Stock, Vorsitzende der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Köln. Moderiert wurde die Runde von Jörg Wagner, dem stellvertretenden Ressortleiter Wirtschaft des „Kölner Stadt-Anzeiger“. Viel Neues gab es aus der Runde allerdings nicht und man fragte sich, auf welcher Basis die Beteiligten diskutierten, die ja auch alle Veranstalter waren.

Einseitige Darstellung von Zahlen

Etwa das Thema „weiblich“?: Da präsentierte Roswitha Stock Zahlen der Arbeitsagentur, ohne darauf hinzuweisen, dass es sich hierbei ausschließlich um Zahlen der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigen handelt. In einer Branche, die sich zu großen Teilen dem Feld der freien Berufe zurechnet und die meisten Medienschaffenden – bei den Künstlern sind es noch mehr – dort zu Hause sind.

Eine Zahlenbasis also, auf der man gar nicht in der Lage ist, eine vernünftige Diskussion zu führen, etwa darüber, wie viele Führungskräfte in Kunst und Medien es gibt. Denn jede Designerin, die selbstständig tätig ist, ist gleichzeitig auch Chefin. Aber die kennt weder die IHK, noch die Agentur für Arbeit. So warfen die Podiumsdiskutanten auch munter ihre persönlichen Eindrücke in die Runde oder jeder holte seine eigene Studie mit anderen Zahlen heraus.

Auch die Aussage von Roswitha Stock, dass die Medienbranche keine Branche sei, in der man alt werden könnte, fußen nur auf ihren Beschäftigungsdaten. Aber auch hier ist es so, dass Medienschaffende oft zunächst angestellt arbeiten und sich später selbstständig machen. Aber dann haben sowohl Arbeitsagentur als die IHK keine Zahlen und Fakten mehr.

Immerhin wies Rainer Weiland, Leiter der Gruppe Medien und Netzpolitik bei der Ministerin für Bundesangelegenheiten, Europa und Medien des Landes NRW – der auch die Veranstaltung finanziell unterstützte – auf den Umstand hin, Beschäftigungsverhältnisse im Kultur- und Medienbereich nicht nach klassischen Mustern zu denken. Aber auch diese Aufforderung ist angestaubt und eigentlich hätte man sich 2014 konkretere Impulse erwartet.

Bildbearbeitung in Indien

Zur Internationalität kam man in der Diskussionsrunde nicht so wirklich – und zur Interaktivität auch nicht. Prof. Katja Becker, beau bureau design, erklärte zum Thema Internationalität, dass sie 500 Bilder in Indien bearbeiten lasse, diese Leistung dann teurer in Europa verkaufen könne und die Arbeit innerhalb eines Tages erledigt sei. Dies ist nun auch nicht neu, große Kataloghersteller praktizieren das schon lange und im Saal tat sich auch ein wenig Unmut auf. Immerhin, der Medienberuf stünde nicht mehr an der Spitze der Berufswünsche, so Stock, was sie mit der Unvereinbarkeit des Berufes mit Familie oder Work Life Balance begründete.

Schlechte Kenntnis der Angebote

Ein weiteres Thema der war auch die Weiterbildung. Alle Diskussionsteilnehmer sahen die Medienschaffenden und die Unternehmen in der Pflicht, allerdings sehe man auch kein Angebot etwa von Schulen oder Hochschulen. Dabei hat sich ein Institut wie das Das IFAG Institut für Angewandte Gestaltung, eine private Bildungseinrichtung aus Köln, gegründet, das sich genau diesem Thema widmet.

Auch die KHM bietet Weiterqualifikation an. Selbst wenn dies nur Beispiele sind, der Eindruck, den informierte Besucherinnen und Besucher vom Podium der Auftaktveranstaltung hatten, war nichts bis wenig Neues, viele Allgemeinplätze, eine oberflächliche und wenig vorbereitete Diskussion mit dem klassischen Blick von Politik, Wissenschaft, Verbandsplayern auf noch nicht einmal die Top 10, sondern nur auf die Top 5 der Medienbranche und nur auf Köln.

Aber bei einem Podium, das ausschließlich besetzt war mit Menschen, die mit klassischen Medien sozialisiert wurden, und bis auf eine und den Moderator gar nicht aus der Branche kamen, kann man auch keine interessante und kontroverse Diskussion und das Ringen um Trends der Kultur- und Medienbranche erwarten. Und Impulse gleich gar nicht, denn eigentlich müssten die, die oben saßen, den anderen zuhören, oder wenigstens, bei Einsatz von Steuermitteln oder Mitteln der Agentur, spannende Experten laden.

Autor: Andi Goral