Köln | Das Römisch-Germanischen Museum widmet sich vom 6. Dezember 2014 bis 26. April 2015  mit einer Doppelausstellung archäologischen Fundstücken aus der jüngeren Vergangenheit. Dabei haben beide Ausstellungen gemeinsam, dass sie aus ehemaligen Kriegsschutt in Köln und Berlin zutage gefördert wurden. Dabei befasst sich die Ausstellung „Archäologie der Moderne“ mit Alltagsgegenständen aus Köln wohingegen „Der Berliner Skulpturenfund“ verschollen geglaubte Kunstwerke zeigt, die beim U-Bahn-Bau rund um das Rote Rathaus in Berlin gefunden wurden.

Viele Objekte der Ausstellung „Archäologie der Moderne“ kamen bei Ausgrabungen aus schuttverfüllten Kellern kriegszerstörter Häuser ans Tageslicht. Die archäologischen Funde gewähren Einblicke in das Alltagsleben ihrer Zeit, ergänzen so schriftliche und bildliche Quellen. Eingerahmt werden die Exponate von großen Fotografien kriegszerstörter Kölner Gebäude, von Hugo und Karl Hugo Schmölz aus den Jahren 1926 bis 1953. Sie berichten von den dramatischen Auswirkungen der Kriegshandlungen in Köln und zeigen zugleich, unter welchen Umständen viele der hier ausgestellten Funde in den Boden gelangt sind. Das wissenschaftliche Team der Archäologischen Zone hat die Ausstellung tatkräftig unterstützt.

Zu sehen gibt es neben liegengelassenen Stahlhelmen und zahlreichen Gegenständen des Alltags auch Fundstücke aus viel älterer Zeit, die einmal zu einer Sammlung des Wallraf-Richartz-Museums gehört haben. Neben sehr fragilen Gegenständen, wie kleinen Glasfläschchen findet sich auch ein Steinguttopf mit einem Dutzend wie durch ein Wunder unzerstörten Soleiern, eine Medizinflasche, die eine Arznei mit einer gefährlichen Droge enthielt, und ein größeres Konvolut an Karnevalsorden aus den Jahren 1899 bis 1933, alles gefunden im Zusammenhang mit Grabungsarbeiten an der Archäologischen Zone auf dem Vorplatz des Historischen Rathauses.

Edwin Scharff’s verschollen geglaubtes „Bildnis der Schauspielerin Anni Mewes“, zu sehen im RGM

Gewaltiges Aufsehen in der nationalen wie internationalen Presse erregte „Der Berliner Skulpturenfund. ‚Entartete Kunst‘ im Bombenschutt“. Diesen Titel trägt eine zweite, gleichzeitig gezeigte Ausstellung des Museums für Frühgeschichte der Staatlichen Museen zu Berlin. Nun sind die Stücke im Foyer des Römisch-Germanischen Museums zu sehen.

Völlig unerwartet kamen 2010 bei Ausgrabungen des Landesdenkmalamts Berlin vor dem Roten Rathaus im Zusammenhang mit U-Bahn-Arbeiten Skulpturen international renommierter Bildhauer ans Tageslicht. In Zusammenarbeit mit anderen Institutionen war es der Landesarchäologie Berlin gelungen, nachzuweisen, dass es sich um beschlagnahmte Kunstwerke handelt,  die das  NS-Regime aus dem Verkehr gezogen und unter dem Schmähtitel „Entartete Kunst“ seit 1937 in einer Wanderausstellung verhöhnt hatte.

Autor: dd
Foto: Vom 6. Dezember 2014 bis 26. April 2015 im Römisch-Germanischen Museum Köln: Die Sonderschau „Archäologie der Moderne“.