Weniger Aussteller, aber mit größeren Ständen
Immerhin muss man feststellen, folgt man der Rede von Walter Gehlen, dem Direktor der ART.FAIR 21, dass man vor 5 Jahren sogar persönlich wild plakatierte. Gehlen ließ die Stationen der Art Fair Revue passieren, den Start 2003 im Kölner Palladium mit einer Ausstellungsfläche von 1800 qm und 10.000 Besuchern. Heute so sagt Gehlen nicht ohne Stolz, habe die Messe doppelt so viel Ausstellungsfläche und man erwartet 30.000 Besucher. Die sinkende Nachfrage bei den Ausstellern erklärt Gehlen mit der erhöhten Nachfrage nach größeren Ständen einzelner Galerien. So belegen alleine 12 Galerien Standgrößen zwischen 80-150 qm. Den Erfolg führt Gehlen auf die Jugend, die Lebendigkeit der Messe zurück. Von vielen Dogmen hat man sich allerdings auch verabschiedet. So gab es einmal die Regel, dass Werke nicht mehr als 5.000 Euro kosten durften. Heute gilt das lange nicht mehr und die einzigsten beiden Vorgaben sind, dass der Künstler nach 1960 das Licht der Welt erblickt haben muss, oder es Arbeiten aus dem 21. Jahrhundert sein müssen. So finden auch die Arbeiten Immendorffs und Lüpertz, aber auch Richter Eingang in die Messe.

Gehlen stellte einige Arbeiten heraus, zum einen das 14 Meter lange Gemälde der jungen chinesischen Künstlerin Huang Min, auf dem Stand der Galerie Michael Schultz, das 20 Menschen zeigt die vor einer Leitplanke stehen und dahinter das China des 15 Jahrhunderts ansehen. Oder die Taxi Installation der Galerie ARTCO des afrikanischen Künstlers Zinkpé. Gehlen: "Mit seinen Arrangements mit bis unter die Decke beladenen original afrikanischen Taxen thematisiert der Künstler nicht nur afrikanische Lebensgewohnheiten, sondern auch die politischen und gesellschaftlichen Verhältnisse des Kontinents."

Kölns Oberbürgermeister Fritz Schramma eröffnete die Messe und lobte die ART.FAIR 21 als festen Termin auf der Agenda der Kunstwelt im Rheinland: "Längst ist die ART.FAIR Cologne bekannt als pulsierendes Kulturereignis, das etablierte und aufstrebende Galerien und ihre aktuellen Kunstpositionen miteinander verbindet. Denn seit ihrer Gründung im Jahr 2003 ist es der ART.FAIR 21 immer ein besonderes Anliegen, junge Künstler und künstlerische Positionen zu fördern und international bekannt zu machen". Kölns Wirtschaftsdezernent Dr. Walter Borjans unterstrich die Bedeutung der Messe aber auch in wirtschaftlicher Hinsicht: "Das Unternehmen ihren Sitz auch deshalb nach Köln verlegen, weil sie wissen, dass sie hier kreativen und innovativen Führungsnachwuchs finden,oder hierher locken können, hängt ganz besonders damit zusammen, dass Köln für diese Zielgruppe spannend ist. Die Kunst- und Kulturszene hat großen Anteil am Image Kölns als einer spannenden Stadt."

Der zweite Direktor der ART.FAIR 21 Andreas Lohaus arbeitete in seinem Statement vor allem die Entscheidung für den Herbst-Termin heraus. Die Entscheidung sei dem Team einfach gefallen, denn die Messe habe eigene Stärke gewonnen. Daneben habe man festgestellt, dass das Publikum sich mit der ART COLOGNE ähnelte, nur das Publikum der ART.FAIR 21 sei tendenziell jünger. Aber auch die Art Society kommt gerne und konnte oftmals nicht beide Messen erlaufen. Auch die Galerien hätten den "strategic move" goutiert und für gut befunden. Besonders stolz ist Lohaus darauf, dass es jungen Künstlern gelingt sich mittels der ART.FAIR 21 im Kunstmarkt zu etablieren und diese damit ein wirtschaftliches Fundament für ihre weiter Arbeit finden.

Die ART.FAIR 21-Macher Gehlen und Lohaus ließen aber auch einen Galeristen zu Wort kommen, der ihre Positionen bestätigte. Michael Schultz, der Dependancen in Berlin/Seoul/Peking unterhält unterstützte vor allem hinsichtlich des Termins: "Im Herbst finden auf dem internationalen Kunstmarkt die Spiele der Championsliga statt. Durch das Freiwerden des über drei Jahrzehnte angestammten Termins der Art Cologne finde ich es geradezu zwingend, dass sich die ART.FAIR 21 mit überarbeitetem Konzept und einigen interessanten Neuausstellern frisch positioniert und diesen eingeführten Termin gerade für den Bereich der aktuellen Kunst weiterführt."

Die Galerie Kasten ist zum ersten Mal auf der ART.FAIR 21 und Galerist Kasten fühlt sich pudelwohl. Vor allem der Herbsttermin sagt ihm zu. Im Frühjahr war er bisher in Frankfurt, dann Karlsruhe und mittlerweile geht er mit seiner Galerie auch nach Peking und das im dritten Jahr. Auf der Art Fair in Berlin war er im Herbst. Nach Köln kommt er, weil er viele Künstler aus dem Rheinland vertritt, aber auch das Sammlerpotential schätzt. Die Künstler kennt Kasten aus seiner Zeit beim Mannheimer Kunstverein, den Jahren 1983 bis 1990, die er die hohe Zeit des Rheinlandes nennt. Seine Galerie beschäftigt sich mit figurativer Kunst, aber auch mit dem Themenspektrum Natur, oder im Fall der Fotografie mit dem Medium an sich. Als Newcomer-Galerie hat er auch einige neue Künstler mit auf die Kölner Messe gebracht, wie Ulli Boehmelmann und David Fried. Auch alle Künstler sind zum Aufbau gekommen und haben sich als Teil des Prozesses verstanden. Die Organisation, das Team der ART.FAIR 21 und das Licht in den EXPO XXI-Hallen lobt Galerist Kasten aus Mannheim.

Künstlerische Auseinandersetzung mit der Gesellschaft
Sonderausstellung "Gesellschafter Art Award". Die "Aktion Mensch" und die ART.FAIR 21 haben die Frage "In was für einer Gesellschaft wollen wir leben gestellt?" an die Kunstschaffenden im Alter von 18 bis 45 Jahren gestellt. 500 Künstlerinnen und Künstler haben sich beworben. Aus diesen Bewerbungen wählte eine Jury 10 Arbeiten aus, die auf der Messe ausgestellt sind und dort bewertet werden konnten und können. Auch im Internet konnten Kunstinteressierte die Arbeiten werten und diskutieren. Am heutigen letzten Tag der ART.FAIR 21 werden um 15:00 Uhr die Gewinner aus dem basisdemokratischen Abstimmungsprozess ermittelt.

International Photography Awards IPA
In den EXPO XXI-Hallen wurde die "Best of Show" des IPA Awards, der im Rahmen der Lucie Awards vergeben wird, gezeigt. Zur Messe passt der Preis, weil er im selben Jahr zum ersten Mal vergeben wurde, als die ART.FAIR 21 das Licht der Welt erblickte, 2003. Er zeichnet Profis und Nachwuchsfotografen in den Kategorien Porträt, Mode, Werbung, Sport, Bildjournalismus, Dokumentation und Fine Art aus. 45 Arbeiten werden gezeigt, darunter Porträts von Lucia Ganieva, die Bewohner eines Altenheimes für Bühnenkünstler in St. Petersburg porträtierte, oder Mark Edward Harris der eine Massen-Gymnastik-Veranstaltung in Pjöngjang einfing.

Über 25 Performer, aber auch Klanginstallationen in Aufzug und Toilette begleiten die ART.FAIR 21. Dazu kamen DJ-Sets von Hans Nieswandt, Konzerten "Cupacabras" trifft "La Papa Verde" oder die Indie-, Pop-, Postpunk-, Elektroparty "We love this". Die ART.FAIR 21 ist leicht verdaulich, ein Happening für Menschen, die sich gerne der Moderne und dem Zeitgeist zuordnen. Ob dieser in einem solchen Umfeld reflektiert wird, wird sich einigen Jahren zeigen. Gespannt sein darf man auch auf die Zahlen der Ausstellungsmacher, denn die ermöglichen auch eine Sicht auf die ART COLOGNE und deren Macher und ihre Entscheidung ins Frühjahr zu wechseln.

Andi Goral für report-k.de / Kölns Internetzeitung