Gérard Goodrow und Dr. Michael Euler-Schmidt hielten die Reden

Formal und erzählerisch stark 
Streng formal verdichtet Annette Klehm Geschichten.
Ganz genau hinsehen muss man bei Annette Klehms Fotos. Ihre Fotografie ist nichts für den der den schnellen Effekt im Vorbeigehen sucht. Bei Annette Klehm muss man sich selbst, die Fotos und manchmal auch die Künstlerin fragen was man hier beobachtet sieht. Klischees oder Stereotype sind gar nicht die Welt von Annette Klehm. Angenehm ist das, fast schon erfrischend, daß sich hier eine junge Künstlerin dem Mainstream widersetzt.


Serie der Bambusstühle

Auf Hawai sind viele der jetzt in der Artothek gezeigten Arbeiten entstanden. Eigentlich wollte sie Tänze bei ihrem Studienaufenthalt fotografieren, aber das war ihr dann eben zu stereotyp. Dann besuchte sie in einem Frauenzentrum eine Bibliothek. Jede[r] andere wäre vorbeigegangen. Annette Klehm hat gesehen. Hat gesehen, daß dort viel zur Geschichte und Kultur des Landes steht, hat das Objektiv das sie gerade dabei hatte genommen und die Szene eingefangen. „Ich habe den Ausschnitt gewählt den mein Objektiv in der Enge des Raumes zugelassen hat“, erzählt die junge Künstlerin. Und mit diesen Bildern erzählt sie eine unglaubliche Story. Dazu die Schwarz-weiß Kopien aus dem bischöflichen Museum in Hawai die seriellen, sehr cleanen Fotos eines Bambustischchens, Annette Klehm zeigt uns hier ein neues anderes Hawai, eben jenseits der Bilder die wir im Kopf haben.

 
Meisterin des Umgebungslichts

Die Welt herum ist ihr Studio. Gerade die Aufnahmen des Bambustischchens, vermeintlich geht man von Studioaufnahmen aus, entstanden auf dem Balkon des Hotels von Annette Klehm, eine einfache Decke und das Umgebungslicht. Auch die Landschaftsaufnahme in Salton Sea vermittelt diesen Eindruck. Mit wenigen Mitteln, dem Umgebungslicht erreicht Annette Klehm das wofür andere Studios und Lastwagenladungen Licht benötigen. Und diese Schlichtheit, gepaart mit vollendeter Formensprache, teilweise fast zeichnerisch, teils malerisch zeigt das hier eine ganz Große am Wirken ist. Mit eigenem Kopf.

Die Ausstellung in der Artothek ist 100% empfehlenswert, aber bringen Sie ein bischen Zeit mit und die Lust die Geschichte hinter dem Foto zu lesen und sei es ihre eigene, denn eines gilt egal ob Malerei, Zeichnerei oder Fotografie richtig gut ist, wenn immer eine Idee dahinter steht und das ist bei allen Arbeiten von Annette Klehm der Fall.

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Infobox

Annette Kelm, 1975 geboren in Stuttgart, 1998-2003 Studium an der Hochschule für bildende Künste Hamburg, 1999 Kodak Nachwuchsförderpreis, 2004 Hamburg Stipendium, Artist Residency, Heanävesi/Finnland, 2005 Reise- und Ausstellungsstipendium für Los Angeles, Neue Kunst in Hamburg e.V., Arbeitsstipendium der Stiftung Kunstfonds, ART COLOGNE-Preis für junge Kunst.

Einzelausstellungen (Auswahl): 1999 Galerie Nomadenoase, Hamburg, 2003 Als Kriechtier ist das Pferd edler als der Esel, HfbK Hamburg, 2004 To a Snail, Galerie Crone, Berlin, 2005 New Talents, Art Cologne, Köln, 2006 Marc Foxx Gallery, Los Angeles, Galerie Crone, Berlin.

Ausstellungsbeteiligungen (Auswahl): 2004 Art needs an Operation, Casey Kaplan Gallery, New York, Quodlibet, Galerie Daniel Buchholz, Köln, Deutschland sucht, Kölnischer Kunstverein, 2005 John Taylor. Imagination of Things Imaginable, Galerie Christian Nagel, Berlin, 2006 A Lovers Discourse, Peres Projects, Los Angeles, Having New Eyes, Aspen Art Museum, Wrong, Galerie Klosterfelde, Berlin, Stipendium, Kunstverein in Hamburg, Don Quijote, Witte de With Center for Contemporary Art, Rotterdam, New Ghost Entertainment-Entitled, Or Gallery Vancouver.

artothek
Am Hof 50

Köln Innenstadt

Öffnungszeiten:
Mo-Do.: 13:00-19:00 Uhr

Fr. 10:00.17:00 Uhr

Tel.: 0221.2 23 22

Andi Goral für report-k.de / Kölns Internetzeitung