Hätten Sie es gewusst? Der Kölner Ufa-Palast am Hohenzollernring, die Hohenzollernbrücke, die Märchensiedlung in Köln-Holweide, das Geschäftshaus Salomon in der Altstadt, die Tietz-Passage und zahlreiche Siedlungen in Köln wurden von jüdischen Architekten entworfen. Köln war bis zum Beginn des Nationalsozialismus eine der Städte Deutschlands, die ein besonders reiches jüdisches Leben, vor allem im kulturellen und wirtschaftlichen Bereich, aufwiesen. Das Zentrum der Innenstadt, aber auch viele der Vororte waren von den Bauten geprägt, die jüdische Bauherren in Auftrag gegeben hatten und die auch von jüdischen Architekten entworfen wurden. Dieser Aspekt der Kölner Geschichte ist fast völlig in Vergessenheit geraten, Namen und Biografien der Kölner jüdischen Architekten – insgesamt lassen sich 50 Architekten, Statiker und Bauingenieure nachweisen – sind aus dem öffentlichen Bewusstsein verschwunden und selbst historisch Interessierten unbekannt.

Jüdische Architekten prägten modernes Stadtbild Kölns
Erstmals widmet sich eine Ausstellung diesem Thema und präsentiert – eingebettet in die geschichtlichen Zusammenhänge – Viten und Werke der Kölner jüdischen Architekten, die seit Mitte des 19. Jahrhunderts in Köln gelebt und hier wie auch auswärts gewirkt haben. Die Struktur der Ausstellung orientiert sich an Lebensläufen und ist chronologisch aufgebaut. Sie stellt zunächst die Architekten vor, die vor 1933 starben und widmet sich dann den Personen, deren Leben und Schaffen durch den Nationalsozialismus gebrochen wurde. Vielen Architekten gelang die Emigration aus Deutschland, andere wurden Opfer des Holocaust. Die Tätigkeit der Kölner jüdischen Architekten schloss Arbeiten für die jüdische Gemeinde und jüdische Institutionen ein: Synagogen, Friedhofsgebäude und Mahnmale, Bauten für soziale Einrichtungen und Vereine. Vor allem aber umfasst sie Bauwerke im Bereich der profanen Architektur, von denen viele maßgeblich zum modernen Stadtbild Kölns beitrugen. Jüdische Architekten entwarfen und errichteten Büro- und Geschäftsgebäude, Warenhäuser und Siedlungen, Villen und Mehrfamilienhäuser, waren am Bau von Brücken, Verkehrs- und Fabrikanlagen beteiligt. Doch auch im Umfeld Kölns und weit darüber hinaus übernahmen sie Aufträge und realisierten Projekte.

Bauten durch Zweiten Weltkrieg fast völlig zerstört
Die Ausstellung befasst sich in besonderer Weise mit Leben und Werk von Georg Falck, Robert Stern, Manfred Faber und Helmut Goldschmidt als Architekten mit herausragender lokaler und nationaler Bedeutung. Die Schau macht deutlich, in welch verheerender Weise sich die antisemitische Politik der NS-Regimes auf die Kultur Kölns auswirkte, wie viel an innovativer und schöpferischer Kraft der Stadt durch Ausgrenzung und Vertreibung ihrer jüdischen Architekten verloren ging. Durch die Zerstörungen des Zweiten Weltkriegs schließlich wurde ein großer Teil ihrer Werke vernichtet. Dennoch, auch heute kann man in Köln  wie auch in zahlreichen Orten der Region noch Gebäude entdecken, die auf der Arbeit von Kölns vergessenen Architekten beruhen. Die Ausstellung des NS-Dokumentationszentrums basiert auf der Publikation des Architekturhistorikers und Publizisten Dr. Wolfram Hagspiel und wird von dem Historiker Dr. Jürgen Müller vom NS-Dokumentationszentrum kuratiert. Zu sehen ist die Schau ab dem 28. Mai bis zum 5. Sepember 2010.

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