Das Foto zeigt die Flüchtlingskrise im November 2021 in Griechenland. Ein afghanischer Flüchtling sitzt – wartend auf einen Zug – auf einem Bahnsteig vor Stacheldraht. Flüchtlinge und Migranten leben und schlafen vorübergehend im November 2021 in Dialogi in der Nähe von Thessaloniki an einem Eisenbahnknotenpunkt und in alten verlassenen Eisenbahnwaggons. Die Asylbewerber, die zumeist aus Afghanistan stammen, warten auf einen Güterzug, auf den sie aufspringen können, um nach Idomeni zu fahren, das nach Nordmazedonien und Serbien führt und der Balkanroute nach Europa folgt. | Foto: IMAGO / NurPhoto

Köln | Der Kölner Flüchtlingsrat fordert eine Differenzierung bei der Darstellung der Sachverhalte Kriminalität und Flucht. Konkret kritisiert der Flüchtlingsrat einen Artikel des „Kölner Stadtanzeiger“ (KSTA) der suggeriere, dass es einen Zusammenhang zwischen höheren Flüchtlingszahlen auf der Balkanroute und höheren Einbruchszahlen in Köln gebe. Ausgelöst wurde die Debatte durch Aussagen des leitenden Kriminaldirektors Michael Esser im „Kölner Stadtanzeiger“ in einem Interview.

Die Aussagen des leitenden Kölner Kriminaldirektors Esser sorgten beim Kölner Flüchtlingsrat, der Kölner Linken und dem Runden Tisch für Integration bereits für Kritik. Report-K berichtete:

Nach dieser Kritik veröffentlichte der „Kölner Stadtanzeiger“ erneut und zwar die Kritik des Flüchtlingsrates und Zahlen der Kölner Polizei. Ein Indiz dafür, dass die Kritik án den Aussagen Essers auch die Behörde erreichte.

Der Kölner Flüchtlingsrat befürchtet, dass die Art und Weise der neuerlichen Berichterstattung, den Eindruck vermittele, dass „es einen Zusammenhang zwischen Straftätern mit Staatsangehörigkeit eines Westbalkanstaates und Geflüchteten, die über die Westbalkanroute versuchen, in einem EU-Staat Schutz zu suchen, gebe.“ Konkret geht es um folgenden Ausschnitt aus dem Artikel: „„Doch auch dazu nennt die Polizei auf Anfrage konkrete Zahlen. Von 187 tatverdächtigen Einbrechern seien 108 Nichtdeutsche und davon 51 aus Balkanstaaten, „also etwa aus Albanien, Bosnien-Herzegowina, dem Kosovo, Kroatien, Montenegro, Nordmazedonien und Serbien“.

Gut recherchiert?

Der Kölner Flüchtlingsrat fordert eine Differenzierung und richtige Darstellung. Denn alle Menschen aus den genannten Staaten dürfen sich bis auf serbische Staatsangehörige visumsfrei bis zu 90 Tage im Bundesgebiet und damit auch in Köln aufhalten. Kroatien ist sogar Mitgliedstaat der Europäischen Gemeinschaft. Die Menschen in Kroatien sind damit EU-Bürger, für sie gilt die Freizügigkeit. Alle diese Menschen brauchen die Balkanroute nicht, sondern können ein Verkehrsmittel ihrer Wahl nutzen, um sich frei nach Köln zu bewegen.

Der Kölner Flüchtlingsrat moniert zu Recht, dass „über die Balkanroute“ Geflüchtete versuchen die EU zu erreichen, die Schutz suchen. Nur die wenigsten von ihnen schaffen es über diese Route in die EU einzureisen.

Claus-Ulrich Prölß: „Differenzierung tut not. Auch wenn es schwerfällt und auch wenn Sachverhalte komplexer sind. In einer Zeit, in der ein sächsischer CDU-Landrat rechte Hetze gegen Geflüchtete betreibt und die CDU-Spitze dabei nur die Wortwahl kritisiert, muss man gerade bei dieser Thematik kühlen Kopf behalten und sachlich bleiben.“