Man wettert gegen "islamische Großmoscheen", Menschen, die drogenabhängig sind und die, die ihnen helfen wollen — und das ist neu — gegen Homosexuelle. Passend zum CSD, der an diesem Wochenende seinen Abschluss finden wird. Immer geht es bei allen Aktivitäten der so genannten Bürgerbewegung "Pro Köln" darum, andere Menschen mit einer anderen Religionszugehörigkeit oder Menschen, die anders denken und leben, auszugrenzen. Jedem, der sich vom Namenszusatz "pro" einlullen lässt, muss klar sein, dass er sich mit gefährlichem Gedankengut einläßt. Wenn dort etwa steht, dass man gegen "islamische Großmoscheen" ist, heißt das ja nichts anderes, als dass man Menschen mit einem anderen Glauben abspricht, ihren Glauben zu leben? Das ist gegen das Grundgesetz. Wenn dort steht, dass man die ideelle und materielle Förderung von Homosexuellen-Vereinen abschaffen will, was ist der nächste Schritt? Die Wiedereinführung des Paragraphen 175? Und dann? Nicht umsonst beobachtet der Verfassungsschutz die Bürgerbewegung mit dem "pro" im Namen, das eigentlich "gegen" heißen müsste. Wer aber glaubt, das Phänomen "Pro Köln" wegschweigen zu können, der könnte bald eines Besseren belehrt werden. "Pro Köln" hat angekündigt, zum "Anti-Islamisierungskongress" der im September in Köln veranstaltet werden soll und zu der Rechtspolitker aus ganz Europa geladen sind, 500.000 Zeitungen zu verteilen. In Köln hat sich bereits das breite Bündnis "Wir stellen uns quer: Europäische Rassisten haben in Köln keinen Platz!" gebildet.

Report-k.de bat verschiedene gesellschaftliche Gruppen, Parteien und die christlichen Kirchen um ein Statement zur Gründung der "Christen pro Köln":

Markus Danuser, aus dem Vorstand des Kölner Lesben und Schwulentages (KLUST):
"Wer, wie es der neu gegründete Arbeitskreis "Christen pro Köln" auf seiner Internetseite tut, die ideelle und materielle Förderung von Homosexuellen-Vereinen als falsches gesellschaftliches Signal bewertet, verdient "Null Toleranz!" im Sinne unseres diesjährigen CSD-Mottos. Zum Glück denkt heutzutage nur noch eine kleine Minderheit von Extremisten und spinnerten Sektierern so rückwärtsgewandt und ausgrenzend über unsere schwul-lesbische Minderheit. Dennoch müssen wir dieser diskriminierenden Haltung und Ihren Protagonisten Einhalt gebieten. Genau dies werden wir am kommenden Wochenende unter dem bewusst kämpferischen Motto "Null Toleranz!" auf dem CSD Köln tun. In dieser Stadt ist kein Platz für lesben- und schwulenfeindliche Sprüche, null Toleranz für Intoleranz!"

Volker Beck, Mitglied des Deutschen Bundestages für Bündnis90/Die Grünen
"Einschränkung der Religionsfreiheit, Ausgrenzung von Minderheiten und von Kranken und Schwachen sind keine christlichen Tugenden. Die Gründung von „Christen pro Köln“ ist ein Ärgernis für alle engagierten Christen in der Domstadt, die sich für Verständigung, für die Ausgegrenzten und für Minderheiten engagieren. Gott sei Dank handelt die Mehrheit der Kölner Christinnen und Christen im Sinne der Bergpredigt: Wenn ihr nämlich nur die liebt, die euch lieben, welchen Lohn könnt ihr dafür erwarten? Tun das nicht auch die Zöllner? Und wenn ihr nur eure Brüder grüßt, was tut ihr damit Besonderes? Tun das nicht auch die Heiden? (Matthäus 5,46-47) „Christen pro Köln“ sehen sich als verfolgte Christen. Dies ist ein Schlag ins Gesicht für die Christinnen und Christen, die täglich in der Welt wegen ihres Glaubens um ihr Leben fürchten müssen."

Der Pressesprecher des Evangelischen Kirchenverbandes Köln und Region, Günter A. Menne, sagte gegenüber report-k.de zur am 27. Juni 2008 erfolgten Gründung eines "Arbeitskreises Christen pro Köln" beiläufig: "Es gibt düstere Phänomene in einem mittelalterlichen Kölner Milieu zwischen Kathedrale und Kneipe, die man als aufgeklärter Protestant nicht einmal ignoriert – deshalb: kein Kommentar."

Bettina Herlitzius,  Mitglied des Deutschen Bundestages für Bündnis90/Die Grünen
Passend zur CSD-Woche meldet sich Pro-Köln mit der Gründung des AK "Christen pro Köln". In ihrer Pressemitteilung brandmarken sie "die ideele und materielle Unterstützung von Homosexuellen-Vereinen" als Verrat am "Erbe des christlichen Abendlands". Das Menschenbild, das "Christen pro Köln" da präsentieren, ist weder christlich noch für Köln, sondern plumpe Homophobie. Wer Verantwortung für seinen Lebenspartner bzw. Lebenspartnerin übernimmt und wer sich um deren Kinder kümmert, der muss auch von der Gesellschaft unterstützt werden. Und das gilt für Lesben, Schwule und Heteros."

Das Statement der Kölner FDP : „Pro Köln“ tarnt sich als Biedermann und netter Nachbar
Zur Gründung des Arbeitskreises „Christen pro Köln“ erklärt der Pressesprecher der Kölner FDP, Anselm Riddermann: „Pro Köln will sich mit der Gründung des Arbeitskreises „Pro Christen“ als Biedermann und netter Nachbar tarnen.“ Inzwischen werden nicht mehr einfach nur dumpfe Parolen, die vor Rassismus und Fremdenfeindlichkeit nur so strotzen, unter das Volk gebracht. Vielmehr versucht Pro Köln mit dieser Gründung die Grenze zwischen Rechtsextremismus und sozialer Protestbewegung zu verwischen. Darin liegt die eigentliche Gefahr, denn die Kritik an der Globalisierung und dem Kapitalismus sind für „Pro Köln“ willkommene Themen, um verschleiert rechtsextremistische Ideologie zu transportieren und die Ängste betroffener Bürgerinnen und Bürger auszunutzen.

„Pro Köln“ weckt bewusst Ängste“, warnt Anselm Riddermann. So beschwört die Partei mit einer angeblichen muslimischen Gefahr ein Angstszenario bei den Bürgerinnen und Bürgern herauf. Die Partei bezeichnet sich selbst als Anti-Islam-Partei. Mit populistischen Themen will sie lokal Fuß fassen, um bei der Kommunalwahl 2009 wieder in Fraktionsstärke den Sprung in den Kölner Rat zu schaffen. „Dagegen müssen wir gezielt vorgehen und rufen daher alle Kommunalpolitiker der demokratischen Fraktionen zum gemeinsamen Engagement gegen „pro Köln“ auf“, so Fraktionsgeschäftsführer der Kölner FDP und Mitglied des Rates, Ulrich Breite. Seit Jahren versucht „pro Köln“ mit rechtspopulistischen Themen lokalpolitischen Einfluss zu gewinnen. Dabei bedient sie sich vorwiegend Themen wie Ausländerkriminalität oder dem Moscheen-Bau. Getarnt mit bürgerlichem Anstrich werden ausländerfeindliche und rassistische Ideologien subtil an die Sorgen der Bürger vor Überfremdung geknüpft und Vorurteile und Hass gegenüber ausländischen Mitbürgern geschürt.

„Integrationspolitik ist den Stammtischrhetorikern von „pro Köln“ wohl ein Graus.“
Aus der Sicht der Kölner Liberalen soll Integrationspolitik dem Ziel dienen, ein friedliches interkulturelles Leben zu ermöglichen, in dem sich alle Menschen sicher, wohl und heimisch fühlen. Dafür muss ein offener interkultureller Dialog geführt werden, wie er eben im Islamforum oder mit der Moschee Gemeinde geführt wird. Des Weiteren haben die Kölner Liberalen den Bau einer repräsentativen Moschee in Köln- Ehrenfeld für die 100.000 muslimischen Bürgerinnen und Bürger jederzeit unterstützt. „Die Kölner Liberalen sind für eine offene und pluralistische Gesellschaft und diese kann nur gelingen, wenn das ethnische und kulturelle Anderssein akzeptiert. Wir fordern aber auch Respekt vor alternativen Lebensentwürfen und vor unterschiedlichen Glaubensüberzeugungen“, so Anselm Riddermann, Pressesprecher der Kölner FDP.

Zum Christopher-Street-Day (CSD), der Demonstrations- und Feierveranstaltung der Schwulen und Lesben am kommenden Wochenende, ist es wichtig mit Blick auf "die Bedeutung Kölns als Deutschlands ‚Hauptstadt‘ der Schwulen und Lesben" und mit der Ausrichtung der „Gay-Games" 2010, hervorzuheben, dass insbesondere und gerade die Stadt Köln für Tolerenz, Liberalität und Weltoffenheit steht" und dies auch gerade durch die Unterstützung des homosexuellen Leben zeigt. Einzig Judith Wolter von "pro Köln" gab Kontra: Grundsätzlich sei sie dagegen, dass Köln das Etikett einer "Hauptstadt der Homosexuellen" angeheftet und dass der CSD veranstaltet werde; und weil dieser als "angeblich politische Demonstration" angemeldet werde, sollten sich die Stadt  "heraushalten". "Köln lässt sich seinen Ruf als weltoffene und tolerante Stadt nicht durch diese menschenrechtsverachtenden Sprücheklopfer besudeln", betonte Ulrich Breite (FDP)."

Anmerkung der Redaktion: Die katholische Kirche Köln hat ebenfalls ein Statement angekündigt. Die Redaktion von report-k.de wird dieses, sobald es vorliegt, nachreichen.

Andi Goral für report-k.de / Kölns Internetzeitung