Köln | Besucherinnen und Besucher des Rautenstrauch-Joest-Museums – Kulturen der Welt können sich vom 29. September 2012 bis 3. März 2013 auf eine Reise in das Altamerika von Irene und Peter Ludwig begeben. Dann präsentiert das Haus am Neumarkt die Kollektion präkolumbischer Kunst aus Mittel- und Südamerika des berühmten Sammlerehepaars. Der Oberbürgermeister der Stadt Köln, Jürgen Roters, eröffnet die Ausstellung der alt amerikanischen Kunst.

Für das Rautenstrauch-Joest-Museum war die Vorliebe des Sammlerehepaars ein besonderes Glück, denn es erhielt Anfang der 1960er Jahre die im internationalen Kunsthandel erworbene Altamerika-Sammlung von Irene und Peter Ludwig zunächst als Dauerleihgabe. 1983 ging diese als Schenkung an die Stadt Köln und wurde 2003 auf Wunsch der mittlerweile verstorbenen Irene Ludwig dauerhaft in die Museumssammlung integriert.

Die Ausstellung „Das göttliche Herz der Dinge“ zeigt die rund 200 überwiegend aus Stein, Ton und Gold gefertigten Objekte erstmals seit 1985 wieder in der Öffentlichkeit. Sie kommen zu einem Drittel aus Mittel- und zu zwei Dritteln aus Südamerika. Ein großer Teil der Ausstellungstücke entstammt einem rituellen Kontext, galt als „beseelt“ und wurde häufig Verstorbenen mit ins Grab gegeben. Die von der Gastkuratorin Anne Slenczka konzipierte Ausstellung umfasst eine Zeitspanne von 1200 vor Christus bis ca. 1550 nach Christus. Laut Veranstalter bricht sie regionale und chronologische Präsentationsweisen auf und macht einzelne Objekte und Objektgruppen durch besondere Inszenierungen in unterschiedlichen Sichtweisen erlebbar. Die Ausstellung verdeutliche, welche Bedeutung die Objekte ursprünglich hatten, spüre aktuellen Forschungsfragen nach und zeige, wie aktuell präkolumbische Werke für viele Menschen  in Lateinamerika aber auch in Europa bis heute sind.
Als prominentes Beispiel sei hier die angebliche Prophezeiung des Weltuntergangs für Ende 2012 im präkolumbischen Mayakalender genannt. Anhand von 15 Themen, die die Funktion der Objekte für die Kommunikation zwischen den Menschen und dem Übernatürlichen, dem Göttlichen, in den Vordergrund stellen, spürt die Ausstellung der Geschichte und dem ‚göttlichen Herz der Dinge’ nach.

Der Rundgang präsentiert die Weiten Amerikas in ansprechender Farbgestaltung, weichen Formen und moderner Gestaltung. Die Ausstellungsarchitektur in Form von zwei ineinander liegenden „Ovalen“, ermöglicht es, die mittelamerikanischen Objekte des inneren Rings mit den südamerikanischen Werken des äußeren Rings in Beziehung zu setzen. Die Berührungspunkte verdeutlicht ein „Querthemen-Parcours“ ausgewählter kulturvergleichender Themen. Als Beispiel können die Bedeutung „starker“ Tiere wie dem Jaguar in Ritual und Religion, wertvolle Materialien wie Gold und Jade oder spezifische Heilmethoden dienen.

Bereits im Einführungsbereich begegnen die Besucher einer weltweiten Seltenheit und einem Highlight der Sammlung: der fast zwei Meter hohen Statue des aztekischen Windgottes Ehecatl. Die bewegte Sammlungsgeschichte und das damit verbundene Thema der Fälschungen alt amerikanischer Kunst zeigt ein weiterer Raum. Der eigentliche Rundgang beginnt mit den „Frühen Meisterwerken“. Sie führen mit den ältesten Objekten der Ausstellung – einem monumentalen olmekischen Wasserspeier in Krokodilform und einer feinen Schwarzkeramik mit Jaguarmotiv aus Nordperu – bis in die Zeit um 1.200 v. Chr. Auch eines der berühmten „Porträtgefäße“ der Moche-Kultur und große mittelamerikanische Stelen mit übernatürlichen Wesen und Motiven vergöttlichter Herrscher finden sich hier.

Der äußere „südamerikanische“ Rundgang entfaltet einige der Aspekte alt peruanischer Kunst: naturgetreu ausgeführte rituelle Keramikgefäße mit erotischen Szenen und zahlreiche Goldobjekte – von winzigen filigranen Gesichtern bis hin zu über 30 Zentimeter langen hauchdünnen Goldfedern, die einst die Kronen hochrangiger Personen mit „göttlichem Glanz“ schmückten. Der Innenrundgang widmet sich den mittelamerikanischen Kulturen, zum Beispiel dem in ganz Mittelamerika verbreiteten Ballspiel anhand schwerer steinerner Zeremonialobjekte und einer Filmsequenz heutiger Ballspieler. Die facettenreiche Kultur der Maya, deren Herrscher sich als Mittler zu den Göttern begriffen, bildet mit rund 20 Ausstellungsstücken die größte Objektgruppe. Das Thema „Zerstörung und Weiterleben“ beschließt den Ausstellungsparcours und verweist den Besucher auf die beginnende Kolonialzeit: steinerne Tierskulpturen aus mittelamerikanischen Tempeln waren Zeugen der spanischen Zerstörung. Farbenfroh bemalte hölzerne südamerikanische Becher, die noch über die spanische Eroberung hinaus für Trinkrituale verwendet wurden, zeigen bereits die Aneignung präkolumbischer Themen in der Kolonialgesellschaft.

INFOBOX

Eröffnung :

Freitag, 28. September 2012, 19 Uhr

Öffnungszeiten:

Dienstag bis Sonntag: 10:00 – 18:00 Uhr, Donnerstag: 10:00 – 20:00 Uhr
1. Donnerstag im Monat: 10:00 -22:00 Uhr (außer an Feiertagen)

Tickets:

Einzelticket: 7 €, ermäßigt: 4,50 €

Die Peter und Irene Ludwig Stiftung, die Kulturstiftung der Kreissparkasse Köln und die Museumsgesellschaft des Rautenstrauch-Joest-Museums fördern die Ausstellung. Dr. Christiane Clados und Dr. Stefanie Teufel haben für den Katalog (248 Seiten mit zahlreichen Farbabbildungen) alle Sammlungsobjekte völlig neu wissenschaftlich bearbeitet und erläutert sowie aktuell fotografieren lassen. Die Publikation ist im Museumsshop für 29 Euro erhältlich.

Weitere Infos sowie Fotos vom Rundgang können sie ab dem 28. September hier bei report-k.de lesen.

Autor: Annika Knetsch
Foto: Das Rautenstrauch-Joest-Museum