Lesen Sie hier auch die Stellungnahme Volker Beck zu den Protesten in einem Interview mit report-k.>>>

Aktualisiert 17.15 Uhr 
Tören: Papst-Besuch muss klares Signal an Muslime senden

Zur aktuellen Debatte um den Papst-Besuch in Deutschland erklärt der integrationspolitische Sprecher der FDP-Bundestagsfraktion SerkanTörem: "Die FDP-Bundestagsfraktion begrüßt die Absicht von Papst Benedikt XVI, die Vertreter des Islams zu einem gemeinsamen Gedankenaustausch zu treffen. Wir erwarten in seiner Rede vor dem Deutschen Bundestag klare Worte des Papstes zum Verhältnis mit dem Islam. Sein erster Besuch als Papst in Deutschland hatte unter den Muslimen viel Irritation ausgelöst. Nun besteht die Möglichkeit, ein positives Signal und eine Botschaft des Dialogs an Millionen von Christen und Muslimen in unserem Land zu senden. Als FDP-Bundestagsfraktion sind wir davon überzeugt, dass keine Religion Terror, Gewalt und Krieg als Normalzustand sieht. Niemals sind es die Religionen, die gegeneinander kämpfen. Es sind Religionsangehörige, die zur Verwirklichung ihrer individuellen Ziele die Religion missbrauchen. 
Der Papst muss mit seinem Besuch einen Beitrag leisten, dass Religion nicht als trennendes, sondern als verbindendes und friedenschaffendes Merkmal gestärkt wird.

Grünen-Politiker Ströbele will bei Papstrede Saal verlassen
Der Grünen-Politiker Hans-Christian Ströbele schließt nicht aus, während der Rede von Papst Benedikt XVI. am Donnerstag im Bundestag demonstrativ den Plenarsaal zu verlassen. Das "berichtet die "Westdeutsche Allgemeine Zeitung". Er will zwar morgen in den Bundestag gehen, aber während der Rede spontan entscheiden, ob er geht. "Dieser Heilige Vater hat es nicht verdient, vom deutschen Parlament geehrt zu werden", sagte Ströbele. Dies begründete er etwa mit dessen Haltung zu Ehescheidungen und zur Homosexualität. Daran stößt sich auch die lesben- und schwulenpolitische Sprecherin der Linken, Barbara Höll: "Der Papst will, dass Schwule und Lesben ihr Leben lang nicht lieben dürfen. Seine Haltung ist diskriminierend, intolerant und widerspricht der Achtung der Würde des Menschen", sagte Höll der "WAZ". Hölls Fraktionskollege Jan Korte findet es ebenfalls nicht richtig, dass der Papst im Bundestag sprechen darf: "Das verstößt gegen die Trennung von Staat und Religion", so Korte zur "WAZ".

Scharfe Kritik an Debatte um Papstrede
Politiker von SPD und Grünen haben die Kritik von Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich (CSU) an Parlamentariern, die der Papstrede im Bundestag fernbleiben wollen, scharf zurückgewiesen. "Es ist nicht Aufgabe von Mitgliedern der Bundesregierung, Mitgliedern des Bundestages Verhaltenshinweise zu geben", sagte SPD-Fraktionsvorstandsmitglied Sebastian Edathy "Handelsblatt" Online. "Der Papst ist zwar offizieller Gast des Bundestages, daraus ergibt sich aber keine Pflicht frei gewählter Abgeordneter, seiner Rede beizuwohnen." Er selber werde aus "persönlichem Höflichkeitsempfinden" im Plenarsaal sein, sagte Edathy. Er habe aber Respekt davor, dass manche Abgeordnete sich aus anderen Motiven anders verhalten wollten. Mit Blick auf Friedrich fügte der SPD-Innenpolitiker hinzu: "Pharisäerhafte Kritik wäre übrigens zutiefst unchristlich." Ähnlich äußerte sich der Erste Parlamentarische Geschäftsführer der Grünen-Bundestagsfraktion, Volker Beck. "Ich verstehe den Zinnober um die Kritik an der Papstrede nicht. Herr Friedrich sollte mal einen Gang herunterschalten", sagte Beck "Handelsblatt" Online. Die Grünen würden dem Bischof von Rom morgen mit dem notwendigen Respekt begegnen. "Abgeordnete, die ihren Respekt mit ihrer Abstinenz ausdrücken wollen, dürfen das. Das gehört zur Freiheit des Mandates und ist zu respektieren", betonte Beck Zugleich erinnerte Beck den Innenminister an den Fall Erika Steinbach, die im vergangenen Jahr in der Gedenkstunde für die Opfer des Nationalsozialismus bei der Rede des polnischen Historikers Feliks Tych den Plenarsaal verlassen hatte. Damals habe er keine Kritik aus der Union gehört, obwohl das ein "ungeheuerlicher Vorgang" gewesen sei. "Wer dazu geschwiegen hat und jetzt kritisiert, zeigt wes Geistes Kind er ist", so Beck. Friedrich hatte mit Blick auf einzelne Parlamentarier, die der Papstrede fernbleiben wollen, gesagt, dies zeige "eine Mischung aus Hochmut und Kleingeist, aus Provinzialität und Überheblichkeit". Rund 100 Abgeordnete von Linken, SPD und Grünen wollen die Papstrede boykottieren – insbesondere weil sie die religiöse Neutralität des Staates verletzt sehen. Für Kritik sorgen auch die kirchliche Sexuallehre und der Ausschluss von Frauen von Kirchenämtern.

Lesen Sie hier das Interview mit Volker Beck über die Proteste im Deutschen Bundestag>>>

In der kommenden Woche besucht Papst Benedikt XVI die Bundesrepublik. Report-k.de sprach mit dem Kölner Bundestagsabgeordneten Volker Beck, MdB, dem ersten parlamentarischen Geschäftsführer und menschenrechtspolitischen Sprecher der Bundestagsfraktion Bündnis 90/Die Grünen über die Haltung der katholischen Kirche zur Homosexualität, die Rede des Papstes im Deutschen Bundestag und die angekündigten Proteste.

[dts, hh; Foto: Foto: Stefan Kaminski]