Köln | Anne Frank – ihre Tagebücher, geschrieben in einem Versteck vor den Nationalsozialisten in den Niederlanden, sind das vielleicht bekannteste und eines der emotionalsten Zeugnisse der NS-Zeit. Auch heute noch lohnt es sich auf die Geschichte und die sprachgewaltigen Worte des jungen, jüdischen Mädchens zu blicken. Gemeinsam laden 17 kirchliche und weltliche Einrichtungen vom 5. Mai bis zum 5. Juni 2017 zu einer Veranstaltungsreihe rund um Anne Frank ein.

Im Mittelpunkt steht dabei die Ausstellung „Deine Anne. Ein Mädchen schreibt Geschichte“. Die multimediale Schau wurde gemeinsam von dem Anne Frank-Haus in Amsterdam und dem Anne Frank-Zentrum in Berlin entwickelt und erzählt in elf Stationen mit bislang unveröffentlichten Fotos und Dokumenten das Leben von Anne Frank und ihrer Zeit. Besucht werden kann die Ausstellung vom 7. Mai bis zum 5. Juni 2017 kostenlos in der Krypta der Kirche der Katholischen Hochschulgemeinde in Köln. Schulgruppen können sich nach vorheriger Anmeldung durch gleichaltrige Guides durch die Schau führen lassen. Die Schüler des Erzbischöflichen Irmgardis-Gymnasium werden dazu in einem zweitägigen Workshop ausgebildet.

„Anne Frank kann ein Vorbild sein für junge Menschen heute“

Umrahmt wird die Wanderausstellung in Köln von elf verschiedenen Veranstaltungen. Diese wurden in Kooperation von 17 kirchlichen und weltlichen Kölner Einrichtungen gemeinsam entwickelt. Sie beschäftigen sich nicht nur mit dem berühmten jüdischen Mädchen Anne Frank, sondern fragen auch, was ihr Schicksal und insbesondere ihre Gedanken niedergeschrieben in den Tagebüchern den heutigen Generationen sagen können. „Anne Frank kann ein Vorbild sein für junge Menschen heute“, sagte Abraham Lehrer, Vizechef des Zentralrats der Juden, „das Lesen ihrer Tagebücher kann imprägnieren gegen Rattenfänger und Scharfmacher.“ Damit Jugendliche heute nicht auf populistische oder extremistische Bewegungen hereinfielen, sei es wichtig „etwas ganz Simples zu machen: Geschichte zu erzählen, aufzuklären und zu informieren“, ergänzte Werner Jung, Direktor des NS-Dokumentationszentrums Köln (NS-Dok). Und das funktioniere besonders gut, wenn man die Aufklärung mit Emotionen verbinde – wie es die Tagebücher der Anne Frank schafften. „Das Lesen dieser Bücher ist eine Möglichkeit, sich mit diesem tollen, kecken Mädchen zu identifizieren“, so Jung.

Das NS-Dok beteiligt sich mit einer eigenen Veranstaltung an der Reihe. So wird am 11. Mai 2017 die „kölsche Anne Frank“, wie Jung Faye Cukier bezeichnete, zu Gast im EL-DE-Haus sein. Gezeigt wird ein Dokumentarfilm über die Kölnerin Cukier, die als 16-Jährige aus ihrer Heimat fliehen musste. Im Anschluss erzählt die heute 94-jährige Zeitzeugin selbst von ihren Erlebnissen während und nach der NS-Zeit. Den Abschluss der Veranstaltungsreihe bildet am 1. Juni eine Vorführung des Spielfilms „Das Tagebuch der Anne Frank“ von 2016 im Domforum Köln.

Das gesamte Programm ist auf der Internetseite des Kölner Diözesanats einsehbar.

[infobox]Ausstellung „Deine Anne. Ein Mädchen schreibt Geschichte“
7. Mai bis 5. Juni 2017
Kirche der Katholischen Hochschulgemeinde Köln
Berrenrather Str. 127
50937 Köln

Öffnungszeiten: Mo – Fr 9 Uhr bis 17 Uhr

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Autor: Cornelia Ott
Foto: Das Symbolfoto zeigt eine Tafel aus einer Anne Frank-Ausstellung, die 2007 im NS-Dok Köln gezeigt wurde