Köln, 10.11.2006, 16:30 Uhr >
Heute veröffentlichte das Festkomitee Kölner Karneval ein Foto des offiziellen Ordens des Festkomitees, der morgen um 11:11 Uhr von Festkomitee Präsident Markus Ritterbach an den Kölner Oberbürgermeister Fritz Schramma vergeben wird. 

Das Festkomitee beschreibt den Orden, der sehr detailliert und differenziert gestaltet ist ausführlich: 
Die Orden im Karneval und somit auch der Orden des Festkomitees hatten in der Vergangenheit unterschiedliche Aussagen und Stilrichtungen. Mal humorvoll, mal karikierend, dann wieder würdevoll-edel oder auch mit Symbolen der jecken Art versehen. Der aktuelle Sessionsorden des Festkomitees greift den symbolhaften Stil der Orden wieder auf. Dabei gibt es nicht nur einen mit diversen Symbolen versehenen Orden, sondern zugleich eine ungewöhnliche Eigenart, die wiederum symbolhaften Charakter hat. 

Als Hauptsymbol steht der Narr über dem Orden. Bei dieser Darstellung des Narren handelt es sich um eine Abbildung aus einem historischen Karnevalsorden aus dem Jahr 1891. Er schaut verschmitzt und zugleich mahnend, streckt drohend den Zeigefinger in die Höhe. In der anderen Hand hält er den Spiegel, dessen große Bedeutung beim aufmerksamen Betrachten des Ordens klar wird. "Sei du der Narr – halt den Spiegel vor" ist bei ganz genauem Hinschauen zu erkennen. Dies ist gleichsam die "Bedienungsanleitung" für den Orden. Der Hinweis und der Spiegel sind wichtig, weil sie die Grundidee entschlüsseln. Denn nur durch den Spiegel ist der Orden richtig zu sehen. Mit Ausnahme des Schriftzuges "Festkomitee des Kölner Karnevals von 1823" ist der Orden völlig spiegelverkehrt. Selbst das Motto und das Logo des Festkomitees sind erst durch den Spiegel (des Narren) korrekt zu erkennen. 

Bereits seit dem Mittelalter ist der Narr als eine Figur bekannt, die die "verkehrte Welt" symbolisiert. Er ist jemand, der außerhalb der gewohnten gesellschaftlichen und moralischen Ordnung steht, indem er sich spiegelbildlich zur Norm verhält. Im Karneval ist der Narr jemand, der für eine begrenzte Zeit (bis Aschermittwoch) diese "verkehrte Welt" darstellt. Ursprünglich hatte dies den Sinn, sich durch die zeitlich begrenzte Darstellung des Ausnahmezustandes über den Wert und Sinn der normal, geordneten Welt wieder bewusster zu werden. An diese historischen Aspekte erinnert der Orden. 

Gleichsam einer friedlichen Waffe nutzt der Narr den Spiegel. Der Spiegel hat zwei grundsätzliche Bedeutungen: beim Narren steht er für Eitelkeit, die dann im Karneval karikiert wurde. Bei mittelalterlichen Darstellungen der Jungfrau Maria steht er dagegen als Symbol der Reinheit, Klugheit und der Tugend. Hiervon leitet sich die Symbolik der Kölner Jungfrau, die ein Symbol der freien, unbefleckten Reichsstadt Köln war, ab. In der karnevalistischen Darstellung der Jungfrau haben sich heute beide Bedeutungen vermischt. Als das Wahrzeichen unserer Stadt Colonia und als Brückenschlag zur Verbundenheit mit der Kirche ist im Zentrum des Ordens der Hohe Dom zu Köln abgebildet. Ihm braucht übrigens keiner den Spiegel vorhalten. Durch die Abbildung der Westfassade entsteht der Effekt, dass der Dom immer richtig zu sehen ist. Direkt und auch im Spiegel. 

Der Dom ist deshalb im Zentrum des Ordens, weil er zentrales Identifikationssymbol Kölns, sowohl für Auswärtige, als auch für Stadtbewohner, ist. Damit wird auch der Bezug zum Motto "Mir all sin Kölle!" hergestellt. Der Dom verbindet. Nach dem Krieg war der Dom der Anker, an dem sich das Kölner Selbstbewusstsein wieder aufrichtete. Auch das Sessionsmotto kommt selbstbewusst daher. Pritsche, Dreschflegel und Spiegel stehen als Zeichen für das Kölner Dreigestirn. Damit finden sich in dem Orden nicht alle drei Insignien des Trifoliums. Mit dem Dreschflegel als Zeichen der Wehrhaftigkeit ist der Bauer zwar präsent, aber der Orden verwehrt ihm die Schlüssel der Stadt. Der Narr lässt sich eben gern beschützen, aber nicht wegschließen. Der Narr hat die Schlüssel, das Zeichen über die Hoheit über die Stadt, versteckt. 

Mit großen, leuchtenden Augen schauen uns nicht weniger als drei Eulen an. Die Eule ist ein sehr altes Narrenzeichen: Eigentlich steht sie als Symbol für die Weisheit, wird aber schon früh als Zeichen der Narrenweisheit auf Karnevalsorden verwendet. Eine der Eulen trägt die Narrenkappe. Die Narrenkappe war ursprünglich im Mittelalter  ein Zeichen der gesellschaftlichen Außenseiterrolle des Narren. Die Kölner Narrenkappe wurde 1827 als bunte Mütze erfunden und diente als ein Erkennungszeichen für die Mitglieder der Kölner Karnevalsgesellschaft. Sie ist also streng genommen keine Narrenkappe, sondern eine Gesellschaftsmütze. Erst ähnelte sie einer Zipfelmütze. Später entwickelte sich die Mützenform weiter zum heutigen Typ. Heute markiert der Aufwand an Dekor (Silber, Gold, Strasssteine) die Position des Trägers in der karnevalistischen Gesellschaft. 

Die Zeichen Sonne, hier durch die Sonnenstrahlen dargestellt, und Halbmond gehören als Gegensatzpaar zusammen. Die Sonne ist ein Symbol für die ewige, beständige Weis- und Wahrheit sowie das Licht. Demgegenüber versinnbildlicht der Mond das Unbeständige, das Wechselhafte, kurz das Launenhafte. Der Mond leuchtet eben nicht selbst, sondern reflektiert nur das Licht der Sonne zurück auf die Erde. Er wurde daher wiederum als Symbol des Narren gesehen, der wie schon beschrieben die "verkehrte Welt" verkörperte. So kennzeichnen Goldschmiede bis heute ihre Goldarbeiten mit einem Sonnenstempel, Silberarbeiten mit einem Halbmond. 

Das Goldene Buch des Ordens schafft den Bezug zum Goldenen Buch des Festkomitees. Dieses Buch – zu sehen im Kölner Karnevalsmuseum – ist das närrische Gegenbild zum Goldenen Buch der Stadt Köln. Weitere Zeichen, Verzierungen und kleine Muster des Ordens erlauben ein Rätselraten des Betrachters. Auch das darf der Narr tun. 

Anlass dieses symbolstarken Ordens ist die Erinnerung an die Wurzeln des Karnevals. Diese Wurzeln haben gerade im Jahr 2007 eine tiefe Bedeutung. Am 19. Januar 1947 konstituierte sich der "Festausschuss" nach dem Krieg neu. 1957 nahm er die ursprüngliche Bezeichnung "Festkomitee" wieder an. Dies bedeutet für 2007 im Bezug auf die "Wiedergeburt" nach dem Krieg 60 Jahre Festausschuss und 50 Jahre Festkomitee.


[ag, Foto und Quelle: Festkomitee Kölner Karneval]