Das Archivfoto zeigt das Gebäude der Lanxess Arena im Jahr 2020. | Foto: Bopp.

Köln | Die Forderung an die Kölner Lanxess Arena und den Konzertveranstalter von der Deutsch-Israelische Gesellschaft AG Köln (DIG AG Köln) ist klar und unmissverständlich: Absage des Roger Waters Konzerts am 9. Mai 2023 in Köln.

Die DIG AG Köln sagt: Roger Waters ist ein Anhänger der israelfeindlichen BDS-Bewegung. Daher fordere sie die Kölner Politik und die Kölner Zivilgesellschaft auf, sich gegen das geplante Konzert in der Kölner Lanxess Arena einzusetzen. Damit stünde die Kölner Stadtpolitik im Einklang mit ihrer eigenen Resolution gegen jeden Antisemitismus, die der Rat der Stadt Köln am 5. Juli 2018 entschied.

Der Davidstern auf den aufblasbaren Schweinen

Roger Waters ist ein ehemaliges Mitglied der Gruppe Pink Floyd. Roger Waters unterstütze, so die DIG AG Köln, die israelfeindliche Boycott, Divestment and Sanctions-Bewegung (BDS). Waters so der Vorwurf verbreite zudem klassische antisemitische Stereotype in seinen Shows. Es geht um die Darstellung eines aufblasbaren Schweines, das Rogers seit 2010 einsetzt. Am 18. Juli 2013 filmte ein Zuschauer das aufblasbare Schwein auf dessen Schnauze ein Davidstern aufgemalt war. Rogers schoss am Ende der Show mit einem Maschinengewehr auf das Schwein. Es war Rabbi Abraham Cooper, der damalige stellvertretende Direktor des Simon-Wiesenthal-Centers, der gegenüber der jüdischen Zeitung „The Algemeiner“ sagte: „Waters hat die Anti-Israel-BDS-Bewegung (Boykott, Divestment, Saktionen) unterstützt. Vergesst Israel/Palästina. Waters nutzte eine klassische, widerwärtige, mittelalterliche, antisemitische Karikatur, die weit verbreitet von Nazi- und Sowjet-Propaganda genutzt wurde, um Hass gegen Juden zu schüren. Wir rufen andere Persönlichkeiten der Unterhaltungsgemeinde dazu auf, diese groteskte Vorführung von Juden-Hass zu verurteilen und erwarten die Verurteilung durch die BDS-Anhänger, die behaupten, ihr Ziel sei es, den Israelis und Palästinensern Frieden und Versöhnung zu bringen.“

Rogers wehrte sich und machte darauf aufmerksam, dass auf dem Tier auch etwa ein Kreuz aufgemalt gewesen sei. Er sagte damals: „Wir schenken dem Publikum dieses Symbol der Unterdrückung am Ende jeder Show und die Leute machen immer das Richtige. Sie zerstören es.“ Nach dem Konzert in Belgien setzte Waters im Jahr 2013 das Schwein auch in einer Show in Frankfurt ein. Es hagelte harsche Kritik. Allerdings distanzierte sich seine damalige Konzertagentur, die aber nicht in die künstlerische Freiheit eingreifen wollte.

Aussagen von Waters in der Kritik

Die DIG AG Köln ordnet Aussagen von Roger Waters dem verschwörungsideologischen Antisemitismus zu. In einem der Hamas nahestehenden Nachrichtenportal behauptete Rogers etwa das reiche Jüd:innen die USA kontrollierten oder dass Israel für den gewaltsamen Tod von George Floyd verantwortlich sei. Die „Jüdische Allgemeine“ berichtete über diese Aussagen von Waters gegenüber „MemriReports“. Rogers sprach davon, dass die USA regelmäßig israelische Experten einflögen, die amerikanischen Polizisten beibrächten, wie man schwarze Menschen effizient umbringe. Auch die jüngsten Aussagen des Musikers irritieren in besonderem Maß: So sei US-Präsident Biden ein „Kriegsverbrecher“, die NATO trage die Schuld am Ukraine-Krieg und Taiwan ein Teil Chinas.

Die Tour von Roger Waters ist voll von politischen Aussagen und der Musiker erklärt gegenüber den Besucher:innen, dass wer nur wegen der Musik von Pink Floyd da sei, aber seine Botschaften nicht möge, der solle sich an die Bar verpissen.

Das will die DIG AG Köln erreichen

Der DIG AG Köln geht es vor allem darum, dass Roger Waters seine kruden oder verschwörungsideologischen Thesen nicht in Köln verbreitet und dies unwidersprochen. Die DIG AG Köln erinnert an die massiven Proteste 2018 an dem Konzert des Musikers in Köln. Die DIG AG sieht den Ball jetzt im Spielfeld der Lanxess Arena und der kölnischen Zivilgesellschaft. Der Kölner Rat beschloss am 5. Juli 2018: „Wir wenden uns gegen jede Form des Antisemitismus. Jeder Mensch in Köln ist aufgerufen, sich gegen antisemitische Propaganda und antisemitische Übergriffe zu stellen.“

Die DIG AG Köln fragt: „Will man antisemitische und verschwörungsideologische Aussagen und Handlungen wirklich im Bereich der Meinungsfreiheit verorten? Es zulassen, dass Roger Waters abermals unwidersprochen krude und gefährliche, das Existenzrecht Israels bestreitende Aussagen bzw. antisemitische Symbole verbreiten kann? Oder zieht man in Köln eine klare Grenze und positioniert sich gegen Israelhass und Verschwörungsideologien auch im kulturellen Bereich?“

Das Plenum des Bündnisses gegen Antisemitismus – BgA Köln und der Mitgliederversammlung der Deutsch-Israelischen Gesellschaft AG Köln am 24. Oktober 2022 beschloss daher den Aufruf, dass das Konzert von Roger Waters in Köln nicht stattfinden darf und fordert die Kölner Politik auf sich gegen das Konzert einzusetzen. Die Geschäftsführung der Lanxess Arena wird aufgerufen das Konzert abzusagen.

Konzert auch in München

Nach dem Konzert in Köln soll es 2023 auch in München ein Konzert von Roger Waters geben. Der Münchner Oberbürgermeister Reiter, SPD, positionierte sich bereits und forderte die stadteigene Olympiapark-Gesellschaft auf ihre Entscheidung das Konzert zu ermöglichen zu überprüfen und zurückzunehmen. Auch die Münchner Bürgermeisterinnen, Verena Dietl, SPD und Katrin Habenschaden, Grüne, positionieren sich ähnlich.

red01