Kölsche Sagen und Legenden findet der Kölner in unzähligen Buchhandlungen in Köln, so der Seminarleiter an der „Akademie för uns kölsche Sproch“ Rudi Renné. Diese seien jedoch zumeist auf Hochdeutsch geschrieben. „Domols in Kölle – Schaurig-schöne Stadtgeschichten auf Kölsch“ sei hingegen etwas ganz Neues, und zwar nicht nur, weil es überwiegend in kölscher Sprache verfasst ist: Die Besonderheit bestehe in der „Verklammerung der Stadthistorie mit der Kölschen Mundartliteratur“, erklärt Binkowski, der für die Präzision der historischen Fakten im Buch zuständig war. Die von Jansen verfassten Lieder runden den informativen Teil des Buches mit einer unterhaltsamen Komponente ab. Dabei sind die Liedtexte zwar frei erfunden, verfolgen allerdings einen Wahrscheinlichkeitsanspruch, der sich an den geschichtlichen Fakten orientiert.


Foto: So sieht das neue Werk von Helmut Binkowski, Hans-Jürgen Jansen und rudie Renné aus

Kölner sollen nicht kritiklos sein
So findet sich im Kapitel „Agrippina die Jüngere“ ein „Agrippina-Leed“, das mit Notenblatt zum Mitspielen und –singen einlädt. Mit „Et Agrippina. E Freese?“ fand auch ein von den Autoren erdichteter Dialog Einzug in das Buch, das die Reaktion der Kölner Bürger auf die damalige politische Lage widerspiegeln soll. Die eigenen Nachdichtungen von Gedichten, Prosa- und Liedtexten veranschaulichen dabei nicht nur auf unterhaltsame Weise die geschichtlichen Fakten, sondern beziehen vor allem den Menschen mit ein: „Was hat das mit den Lebensbereichen der Menschen zu tun gehabt“, so Binkowski, das hätte sich das Autorentrio beim Verfassen des Buches gefragt. Und so sei nicht nur der unterhaltsame Teil auf die Identifikation des Kölners mit den Ursprüngen seiner Heimatstadt ausgerichtet: Auch der historische Teil des Buches, das Gründgerüst, orientiert sich mit seinen „Dimensionen des Historischen“ an dem damaligen und heutigen Kölner. Demgemäß sind die drei epochalen Blöcke – Römische Zeit, Frühmittelalterliche Zeit und Hochmittelalterliche Zeit – derart gestaltet, dass sie die politische, christliche, juristische sowie die sozial-gesellschaftliche Seite der menschlichen Lebensbereiche abbilden. Der historische Teil habe zudem eine aufklärerische Funktion: „Er verhindert eine kritiklose Identifikation der Kölner mit ihrer Stadtgeschichte“, so Binkowski.

„Ein super Einstieg“
Die Autoren haben sich bei ihrem Buch auf Quellen des 12. bis 15. Jahrhunderts gestützt. Viele der Texte seien dabei aus dem Lateinischen oder dem Frühkölschen in die heutige kölsche Sprache übersetzt worden, so Renné. Texte in Kölsch auf den Markt zu bringen, sei keine einfache Angelegenheit, betonte der Vorsitzende des Heimatvereins Köln Jürgen Bennack. Dass es aber durchaus seine Berechtigung hat, sei außer Zweifel. Der Heimatverein, dem auch Jansen angehört, will sich verstärkt für die Verbreitung der kölschen Sprache an Kölner Schulen einsetzen. „Das Buch ist da ein super Einstieg“, so Bennack.

Infobox:
„Domols en Kölle – Schaurig-schöne Stadtgeschichten auf Kölsch“
Historie.Sagen.Legenden
Helmut Binkowski, Hans-Jürgen Jansen,  Rudi Renné
Verlag: ratio books
Hardcover, 12,5 x 21 cm, fest gebunden, 200 Seiten, ISBN: 978-3-939829-28-7
Preis: 19,80 Euro

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