Köln | Unter dem Motto „U3 Ausbau nicht auf den Schultern der Beschäftigten und zu Lasten der Betreuungsqualität“ werden die Beschäftigten der städtischen Kitas gemeinsam mit Eltern und Kolleginnen und Kollegen aus Kitas freier Träger im Anschluss an eine Personalversammlung der städtischen Kindertagesstätten einen Protestmarsch von der Messe zum Kölner Alter Mark durchführen. An der Personalversammlung und der anschließenden Demonstration soll auch der Verdi-Bundesvorsitzende Frank Bsirske teilnehmen. Grund für den Demonstrationsaufruf ist die bereits jetzt schon angespannte Situation in der öffentlichen Kinderbetreuung, die sich durch den U3-Ausbau bis zum Herbst laut Vertretern der Vereinten Dienstleistungsgewerkschaft Köln (Verdi) noch zuspitzen wird. 

Hintergrund für den Ausbau der Betreuung von Kindern unter drei Jahren ist der gesetzliche Anspruch auf einen Platz in der Tagesbetreuung ab August 2013. Doch bereits jetzt stoße man im Zuge des Ü3-Verfahrens, dass allen Kindern über drei Jahren einen Kita-Platz zusichern soll, personaltechnisch an die Grenzen des Machbaren, so Sabine Bruns, Personalratsvorsitzende der städtischen Kindertagesstätten in Köln. Es sei vielerorts Praxis, pro Gruppe bis zu zwei Kinder mehr aufzunehmen. Dies mache die Arbeit der Fachkräfte in den Kitas zu einer immer schwierigeren Aufgabe. Schließlich wolle man pädagogisch wertvolle Arbeit leisten und die Kitas nicht zu bloßen „Verwahranstalten“ verkommen lassen. Um dieser wichtigen Arbeit auch nach der Einführung des U3-Anspruchs gerecht werden zu können, bedürfe es zusätzlicher Fachkräfte.

Auch habe es die Stadt in den letzten Jahren versäumt, dafür zu sorgen, dass genügend Platz für die immer größer und auch zahlreicher werdenden Gruppen in den städtischen Kitas zur Verfügung stehe, so Achim Schlömer, stellvertretender Personalratsvorsitzender der städtischen Kitas. Von der Planung bis zur Fertigstellung einer Kölner Kita vergingen zwischen drei bis sechs Jahre. Andere Kommunen bewerkstelligten diese Aufgabe im Zeitraum eines Jahres. Eine Ende November ins Leben gerufene „Task Force“  zur besseren Vernetzung der insgesamt elf Ämter, die am Bau einer neuen Kita involviert sind, sei nach Ansicht Schlömers viel zu spät erfolgt. Das Problem des geringen Platzes bei den Kölner Kitas sei zum Teil auch ein hausgemachtes.

Weiter gehe die Stadt davon aus, dass rund 40 Prozent aller Berechtigten im Herbst auch wirklich ihren Anspruch auf einen Kita-Platz für ihr unter dreijähriges Kind einforderten. Verdi Köln rechnet dagegen mit einem Wert um die 70 Prozent. Für die insgesamt 29.000 Berechtigten stünden laut Angaben der Stadt rund 8.500 Plätze im Herbst zur Verfügung. Man habe seitens Verdi allerdings die Befürchtung, so Bruns und Schlömer weiter, dass in diesen 8.500 Plätzen bereits Überbelegungen sowie noch nicht bis August fertiggestellte Kita-Plätze miteinbezogen worden seien.  

Zur Demonstration am Freitag, die sich an eine Personalversammlung anschließen soll, sind rund 2.500 Kita-Beschäftigte sowie betroffene Eltern aufgerufen.

Autor: Daniel Deininger
Foto: Verdi Köln ruft am Freitag zu einer Demonstration auf.