"Das Haus wird kommen"
874 Unterschriften hat die Bürgerinitiative zur Erhaltung des Kwatta Parks in den vergangenen zwei Wochen gesammelt. Heute überreichten sie vor Ort Bezirksbürgermeister Josef Wirges die gesammelten Unterschriften. Mit ihnen wollen sie dafür ein Zeichen setzen, die Brachfläche neben dem Park nicht zu bebauen, sondern dem Park anzugliedern. Durch eine Bebauung, so befürchten die Anwohner, könnte der Park selbst zu einem Hinterhof werden. Bürger, so befürchtet die Initiative, würden den Park dann nicht mehr nutzen. Die Initiative selbst hat vor Jahren schon eine Patenschaft für den Park übernommen. Anwohner spendeten nicht nur neue Geräte für den Kinderspielplatz, die Initiative übernimmt auch die Pflege des Parks.

Laut der Initiative hat die Stadt es bislang nicht zugelassen, dass die Bürger selbst das Grundstück kaufen und an den Park angliedern. Direkt dazu wollte sich heute Bezirksbürgermeister Josef Wirges nicht äußern. Er begrüßte jedoch, dass die Fläche nun an ein Bauprojekt des Vereins "wir" verkauft wurde. "Das Haus wird kommen", betonte Wirges heute. Darüber würde nicht mehr länger diskutiert. Mit Hilfe des Vereins wollen drei Familien sowie zwei Menschen mit Behinderung auf dem Grundstück ein gemeinsames Wohnprojekt realisieren. Davon dass das Grundstück bereits verkauft ist, wusste die Initiative laut eigener Aussage jedoch nichts. Ihre Unterschriften scheinen damit zu spät zu kommen.

Park mit Hinterhof-Charakter?
Die Eigentümer des Grundstücks wollen im Frühjahr 2012 mit der Bebauung beginnen. Sie selbst, so betonte  der Mit-Eigentümer Andreas Siegert, wollen der Bürgerinitiative zur Erhaltung des Parks beitreten und sich künftig gemeinsam für ein Park einsetzen. Die Sorgen der Initiative, dass der Park durch das neue Haus einen Hinterhof-Charakter erhalten könnte, teilen sie jedoch nicht. Tatsächlich wird das neue Haus die Sicht von der Roßstraße in den Park einschränken. Der derzeitige Eingang wird um etwa einen Meter verkleinert. Ob diese Einschränkung Bürger künftig davon abhalten wird, den Park zu nutzen, gilt es abzuwarten. Wirges selbst rechnet damit, dass der Park weiterhin Treffpunkt im Veedel bleiben werde. Und auch Christiane Martin, Fraktionsvorsitzende der Grünen in Ehrenfeld, sieht in der neuen Bebauung einen guten Kompromiss. Zwar stelle das Haus eine qualitative Einbuße dar, dennoch hatten die Grünen die Bebauung befürwortet. Schließlich bliebe der Park selbst erhalten.

Bleiben Gewölbe-Keller nun unzugänglich?
Bezirksbürgermeister Wirges lud heute nun die Bürger-Initiative sowie die neuen Eigentümer des Nachbargrundstücks ein, gemeinsam über die Zukunft des Parks sowie über die unter dem Park befindlichen denkmalgeschützten Gewölbekeller zu diskutieren. In den Kellern wollte die Stadt zunächst ein Fahrradmuseum einrichten. Diese Idee, so Wirges, habe die Stadt jedoch inzwischen verworfen. Derzeit gebe es keine neuen Planungen für das Gelände. "Für jede Anregung aus Seiten der Bürgerschaft bin ich dankbar", betonte Wirges. Die Initiative befürchtet nun, dass die Keller nicht mehr nutzbar gemacht werden können. Derzeit befindet sich ein Zugang zu den Gewölben nur auf dem Privatgrundstück der ehemaligen Kwatta-Fabrik. Vor einigen Jahren hatte die Stadt angedacht, auf dem Brachgelände oder im park selbst ein Zugangs-Gebäude zu den Kellern zu bauen. Die sei, so die Initiative, durch die neue Bebauung auf dem Brachgelände nun nicht mehr möglich.

Infobox: Der Kwatta-Park                                   
Der Kwatta Park befindet sich im Karree von Roßstraße, Vogelsanger Straße, Mechternstraße und Barthelstraße. Der Park verdankt seinen Namen der niederländischen Kwatta-Schokoladenfabrik, die von 1928 bis 1960 auf diesem Areal stand. 1980 wurden viele der Bauten unter Denkmalschutz gestellt, darunter auch ein Gewölbekeller von 1890, das schon die Rhenania-Brauerei erbaut hatte. Über diesem Keller wurde in den 1980er Jahren der Kwatta-Park angelegt. Durch seine kleine Wiese, vielen Bäumen und einem Kinderspielplatz gilt er heute als ein beliebter Treffpunkt im Veedel. Viele Bauten der Schokoladenfabrik und Rhenania-Brauerei wurden im Zuge verschiedener Stadterneuerungsmaßnahmen der letzten Jahre entweder abgerissen, oder zu Wohnungen, Ateliers und Büros umgestaltet. Nur der Gewölbekeller steht noch heute leer.

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