Ees hat namibibische Wurzeln. Seit 15 Jahren lebt der Musik in Deutschland. Am Samstag, 6. Juli steht er beim Summerjam auf der Bühne.

Köln | Als Nachfahre deutscher Auswanderer in Namibia geboren und aufgewachsen, zog es Ees 2004 nach Deutschland, um seinen musikalischen Horizont zu erweitern. Ees hat dennoch nie seine Wurzeln aus den Augen verloren, was sich in seinen Lyrics, welche durch die unterschiedlichen sprachlichen Einflüsse des Deutschen, Englischen und Afrikaans geprägt werden, widerspiegelt.

Er vereint stolz die angesagten Musikgenres Kwaito & Afro-Pop und beherrscht darüber hinaus House, Reggae und HipHop spielend, was ihn in Afrika bereits zum Star machte. Mit seinen 13 Alben und einem etablierten Musik-Label „YES-JA! Music“ steht er offen zu seinen Ambitionen, sich im Musik-Business einen Namen zu machen und dabei die Kwaito-Musik in die Welt zu tragen.

Beim Summerjam steht er am Samstag auf der Green Stage. Das Festival beginnt am Freitag, 5. Juli, und geht bis zum Sonntag, 7.Juli. Zu hören gibt es unter anderem Cypress, Hill, Max Herre, Jimmy Cliff, Buju Banton, Moop Mama, Protoje und Querbeat.

 

Welche Beziehung haben Sie zum Summerjam?

Ees: Ich hatte 2013 meinen ersten Auftritt beim Summerjam, das war auch das erste Mal, dass ich das Festival überhaupt besucht habe. Ich bin ja nicht in Deutschland aufgewachsen, sondern in Namibia. Beim Summerjam habe ich sofort gemerkt, wie da Multikulti gelebt wird. Da spürt man die Vibes von Reggae und von Afrika. Ich habe mich daher sofort zu Hause gefühlt.

 

Sie sind in Afrika aufgewachsen und leben jetzt in Deutschland. Wie ist das Gefühl zwischen den beiden Kontinenten zu leben?

Ees: Es ist eine Ehre, zwischen zwei Welten leben zu können. Da werden einem immer wieder die Augen neu geöffnet. In Deutschland klagen die Leute gerne so oft wie Namibia. Dabei gibt es doch in beiden Ländern so viel Schönes. Man hat in Deutschland fließend Wasser und viel Komfort beim Leben. In Namibia hat man viel Freiheit für das Leben. Aber die Leute klagen gerne und wollen nicht das Gute sehen. Das versuche ich aber immer zu zeigen und bin so ein wenig ein Botschafter der guten Seite des Lebens.

 

In Namibia selbst gibt es ja auch beim Leben große Kontraste.

Ees: Das stimmt, in Namibia gibt es alles auf einmal. Ich bin auch da zwischen den Welten aufgewachsen und habe große Villen und Farmhäuser genauso erlebt wie kleine Wellblechhütten. Man lernt so schon zu schätzen, was man hat. Aber eine große Villa bedeutet nicht zwangsläufig, dass man glücklicher ist. In Wellblechhütten wird auf mehr gelacht. Das ist eine Frage der Lebenseinstellung.

 

Wie entstehen die Songs zwischen den Welten?

Ees: Ich nehme mir immer die völlige Freiheit und lasse mich nicht durch Genregrenzen einengen. Mir ist es wichtig, meine afrikanischen Einflüsse in die Songs einfließen zu lassen. Ich bin mit vielen Einflüssen aufgewachsen und so entsteht eine krasse Mischung, die in ihrer Form einzigartig ist. Bei mir gibt es nie den klassischen Reggae- oder HipHop-Sound. Das macht es aber auch schwieriger, für Festivals gebucht zu werden. Die wollen oft ganz genau ihre Stilrichtung behalten und öffnen sich nur ungern für Neues. In Deutschland mag man halt die Ordnung. Der Summerjam ist da eine sehr angenehme Ausnahme. Irgendwann wurde ich gefragt, in welches Genre man meine Musik einordnen oder wie man sie benennen kann – da habe ich das Wort Nam-Flava genannt, das alles beinhaltet, was meine Musik ausmacht.

 

Sie sind dreisprachig aufgewachsen.

Ees: Ja mit Deutsch, Englisch und Afrikaans. Ich war zwar auf einer englischen Schule, aber die drei Sprachen haben sich immer konstant vermischt. Man spricht Deutsch ohne irgendeinen Akzent, baut aber Wörter aus dem Englischen, Afrikaans oder andere namibischen Sprachen ein, die auch Klicklaute besitzen. In der Regel wird immer das Wort gewählt, das am kürzesten und am angenehmsten auszusprechen ist. Damit tun sich gerade die Leute hier in Deutschland ziemlich schwer. Aber ich bin aber ziemlich stur und lasse meine Art zu sprechen, auch bei meinen Songs unverändert. Der Nam-Slang ist die Art wie Namibier sprechen. Früher nannte man das auch mal Südwester-Deutsch. Ich habe dafür schon zwei Wörterbücher herausgebracht. Als ich nach Deutschland gekommen bin, war es auf schwer, alles zu verstehen. Da sind immer wieder deutsche Worte aufgetaucht, die ich noch nie gehört habe. Der Anfang hier war echt schwierig, auch weil sich die Deutschen mit einem weißen Afrikaner etwas schwertun – man kann ihn nicht so richtig einordnen.

 

Was erwartet die Fans beim Summerjam?

Ees: Eine extrem frische afrikanische Musik, wie man sie so in Deutschland nicht gehört hat. Da kann man nicht ruhig stehen, durch den Kwaito-Rhythmus tanzt man spätestens nach dem dritten Song mit.

 

Weitere Infos zum Festival gibt es online unter: summerjam.de

Autor: Von Stephan Eppinger