Köln | Köln zählte lange und das, obwohl die Wählerinnen und Wähler nur ein Kreuz machen durften. Aber vielleicht lag es auch am ultralangen Wahlzettel. Erst um 23:48 Uhr hatte Köln fertig gezählt, nur der Märkische Kreis in NRW war langsamer. Politisch ist ein erdrutschartiger Sieg der Grünen, weit über dem Bundestrend zu verzeichnen, auch in Stadtbezirken, wo lange Jahre SPD und CDU unschlagbar schienen. Auch ein Blick auf die kleineren Parteien lohnt. Bei CDU und SPD sehen die Kölner Parteivorsitzenden, dass das Thema Klimaschutz vieles überlagerte.

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2004 und 2009 lagen die Grünen stabil bei mehr als 23 Prozent, 2014 sackten sie ab auf 18,41 Prozent. Jetzt holen sie in Köln 32,88 Prozent. Die Grünen werden zudem stärkste Kraft nicht nur in den grünen Milieus der Stadtbezirke Innenstadt, Ehrenfeld und Nippes sondern auch in Lindenthal, Rodenkirchen, Kalk und Mülheim. Dies sind von 9 Stadtbezirken 7 die an die Grünen gehen. Die SPD kann keinen einzigen Stadtbezirk mehr gewinnen. Die CDU ist stärkste Kraft in Porz und Chorweiler.

CDU und SPD gesamtstädtisch unter 20 Prozent

Der große Wahlverlierer ist die SPD in Köln, auch wenn das Kölner Ergebnis mit 16,97 Prozent über dem Bundestrend liegt. Christiane Jäger, die Parteivorsitzende der Kölner SPD, spricht von einem enttäuschenden Ergebnis. Das Thema der SPD soziale Gerechtigkeit sei überlagert worden von Klima- und Umweltschutzthemen. Jäger kündigte an, jetzt intensiv das Wahlergebnis zu analysieren. 2014 war es der SPD noch gelungen 31,06 der Kölnerinnen und Kölner zu bewegen ihr Kreuz bei den Sozialdemokraten zu machen. Auch in der Bundestagswahl wählten noch über 30 Prozent der Kölner die SPD.

Auch die Kölner CDU stürzte ab. Vor 15 Jahren wählten noch 34,4 Prozent der Kölnerinnen und Kölner die CDU. Auch bei der Bundestagswahl 2017 waren es noch über 30 Prozent. Jetzt schafft es die CDU nicht über die Hürde von 20 Prozent und wird zweitstärkste Kraft mit 19,79 Prozent. Der Kölner CDU-Vorsitzende Bernd Petelkau gratulierte den Grünen, mit denen er sich im Kernbündnis im Kölner Rat befindet. Petelkau sagt, dass es nicht gelungen sei CDU-Wähler zu mobilisieren zur Wahl zu gehen. Auch die Diskussion um den Artikel 13 und die viralen Videos haben, so Petelkau, die CDU Stimmen gekostet.

FDP enttäuscht

Gerd Kaspar, FDP, machte in Köln einen engagierten Wahlkampf und die Kölner FDP wurde in Köln viertstärkste Kraft mit 6,24 Prozent. Das ist besser als der Bundestrend. Auch Kaspar stellte bei vielen Wahlkampfveranstaltungen fest, dass das Klimathema alle anderen Themen überlagerte. Kaspar zeigte sich besonders enttäuscht über das Ergebnis in Frankreich, dass Marie Le Pen mit ihrem Rassemblement National die Partei des amtierenden Präsident Macron schlug. Der Kölner FDP gelang es, sich nach dem Absturz 2014 sich wieder zu stabiliseren.

Die AfD kann sich zur Europawahl 2014 verbessern. Von 5,51 Prozent auf 6,17 Prozent. Zwei Dinge fallen auf. Die AfD kann bessere Ergebnisse in Stadtbezirken einfahren, in denen sie bisher nicht so punkten konnte. Dazu gehört Rodenkirchen. Auch im Stadtteil Hahnwald kann die Partei gute Ergebnisse einfahren. Christer Cremer, AfD Köln, sieht für seine Partei noch ein größeres Potenzial, macht aber auch deutlich, dass Köln für die AfD ein hartes Pflaster sei. Auch in Chorweiler, Kalk, Porz und Mülheim schnitt die AfD gut ab. Im Gegensatz zur Bundestagswahl ist es der AfD in Köln nicht gelungen alle ihre Wähler zu mobilisieren. 2017 wählten über 40.000 Menschen in Köln die AfD jetzt bei der Europawahl knapp unter 30.000. Dies bedeutet dennoch einen Zusatz zu Kommunal- und Landtagswahl.

Fast 12 Prozent wählten die „Kleinen“

Es lohnt einen Blick auf die „Kleinen“. Die Partei erreichte über 3 Prozent und über 15.000 Kölnerinnen und Kölner wählten die Spaßpartei. Auch die neue paneuropäische Partei Volt schaffte in Köln 1,60 Prozent und damit über 7.500 Wählerinnen und Wähler. 3.405 Kölnerinnen wählten Demokratie in Europa von Yannis Varoufakis und über 6.000 die Tierschutzpartei. 40 Parteien und Bündnisse traten zur Wahl an. Die Wahlbeteiligung lag in Köln bei 64,37 Prozent.

In NRW wurde so gewählt

Um 23:35 Uhr lagen in NRW bis auf den Märkischen Kreis und Köln alle Wahlergebnisse vor. Köln schaffte es um 23:48 Uhr auf den vorletzten Platz bei den Auszählungen in NRW. Die meisten Bürgerinnen und Bürger gingen in NRW in Münster zur Wahl 73,7 Prozent. Damit gelang es Köln nicht, obwohl Oberbürgermeisterin Henriette Reker um hohe Wahlbeteiligung bat, als Champion vom Feld zu gehen. Köln schaffte es bei der Wahlbeteiligung nur auf Platz 10.

So schnitten die Parteien aus Köln im NRW-Vergleich ab

Der Landeswahlleiter NRW bietet einen Vergleich der Verwaltungsbezirke an und weist 54 aus. Wo liegen die Kölner Parteien im Vergleich zu ihren Schwesterparteien. Die Kölner CDU schneidet schlecht ab und landet mit ihren 19,8 Prozent auf dem vorletzten Platz. Noch schlechter schneiden nur Gelsenkirchen und Dortmund ab. Unter den NRW Städten liegt Mönchengladbach vorne. Vor allem auf dem Land ist die CDU auch in NRW noch stark. Das beste NRW-Ergebnis für die CDU gibt es mit 46,0 Prozent im Kreis Olpe.

Die Kölner Sozialdemokraten landen im Vergleich zu den anderen SPD Kreisparteien auf Platz 37. Nach Dortmund ist der Kölner Unterbezirk der SPD der zweitgrößte in Deutschland. Die Dortmunder Sozialdemokraten erreichen Platz 14. In Herne schaffen die Sozialdemokraten ihr bestes NRW-Ergebnis mit 26,8 Prozent.

Die Münsteraner Grünen sind noch stärker als ihre Kölner Kolleginnen und Kollegen. Sie erreichen 36,6 Prozent. Die NRW-Grünen sind stark in den Städten. Auf den ersten fünf Plätzen liegen die großen Städte des Rheinlandes Aachen, Düsseldorf und Bonn.

Die AfD ist im Ruhrgebiet stark

16,4 Prozent der Gelsenkirchener wählten die AfD. In Herne waren es 13,2, in Hagen 12,6 und in Bottrop 12,3 Prozent. Am wenigsten Menschen wählten die AfD in NRW in Münster. Es waren 4,0 Prozent. Auch in Aachen oder Bonn wählten weniger Menschen als in Köln die AfD

Die stärksten Städte für die Linke sind Bielefeld, Wuppertal und dann Köln. Am schlechtesten schneidet die Linke im Kreis Olpe ab. Die FDP Köln erreicht den Platz 37 im Ranking der FDP Kreisverbände. Das beste Ergebnis bei dieser Europawahl erreichte die FDP im Rhein-Kreis Neuss.

Autor: Andi Goral