Kultsänger: Peter Brings spricht im Interview mit report-K Klartext. Foto: Bopp

Köln | Endlich wieder Fasteleer „wie vor Corona“. Peter Brings (58) kann davon buchstäblich ein Liedchen singen.

Mit der Kultband gibt der beliebte Frontmann aktuell in den Sälen wieder Gas. Im Interview mit report-K spricht der Ehrenfelder über die aktuellen Eindrücke und wirft einen Blick über den gesellschaftlichen Tellerrand hinaus.

Pitter, auf der Aachener haben Aktivisten gerade heute sich wieder festgeklebt. Was halten Sie von ihnen?

Brings: Ich komme aus einer 68er Familie, die haben demonstriert und wollten die alten Nazis aus dem Land haben. Wenn die nicht demonstriert hätten, würde es den Wandel nicht gegeben haben. Was ähnliches ist „Die letzte Generation“.

Wenn ich heute 26 wäre und sähe was los ist mit dem Klima, wäre ich wohl auch unterwegs. Keiner geht doch raus und sagt: Wir können so nicht weitermachen. Für die Leute ist es ärgerlich, wenn sie so im Stau stehen, aber am Ende sind das keine Chaoten oder Vollidioten, die sich da drauf kleben.

Ich kann da nichts gegen die Klimaaktivisten sagen, die wollen nur, dass die Politik einhält was sie verspricht. Ich habe keine Wut auf die Leute. Haben wir den letzten Sommer und, was im Ahrtal passiert ist, vergessen? Ich verstehe auch das „Kleber-Lied“ nicht.

Eduard Bopp Fotografie Gürzenich Köln Deutschland 06.01.2023 Peter Brings Copyright Eduard Bopp Sportfotografie mail@fotobopp.de

Wieso?

Brings: In unserem Karneval ist es eine Verballhornung von dem was die jungen Leute da tun.

Apropos junge Leute. Lassen Sie Ihre Kids auf der Zülpicher Straße feiern – trotz der Sorgen um Auswüchse wie am 11.11. wieder?

Brings: Als erstes kommen ganz viele Menschen aus dem Umland. Die wollen auf der Straße feiern. Was nicht geregelt wird, ist, dass man es jedes Jahr eskalieren lässt. Du kriegst die Leute da nicht weg. Natürlich ist das für die Anwohner eine Zumutung. Aber man kann doch nicht als Stadt sich hinstellen und einfach immer so weitermachen. Ich finde es müsste längst ein fertiges Konzept geben.

Hat Silvester gezeigt, dass wir ein Migrationsproblem haben?

Brings: Wenn ich Oberbrandmeister wäre, würde ich den Randalierern sagen: „Wenn euer Haus brennt, ruft mich nicht an“. Auf der anderen Seite ist die Welt nicht so schwarz und weiß. Ganz viel läuft hier schief was Integration angeht. Das ist keine Rechtfertigung was die Randalierer an Silvester getan haben. Es wird so sein, das sind Menschen, die kommen aus Kriegsgebieten, für die ist die deutsche Polizei eine Lachnummer. Es dauert ja z.B. jahrelang, bis es zu Gerichtsprozessen kommt.

Aber wir sind ein Einwanderungsland. Wenn keiner mehr käme, hätten wir in zehn Jahre keine Leute mehr. Ich frage mich auch: Warum greifen die Berliner in Sachen Böllerei da nicht durch, warum ist überhaupt noch Feuerwerk erlaubt?

Zurück nach Köln. Ist die „Lecker Mädsche“-Diskussion übertrieben?

Brings: Ich nehme sowas nicht ernst. Habt ihr nichts zu schreiben? Das war eine einzige Person, die sich über den Begriff aufregt. Ich habe den Ausdruck nie als sexistisch empfunden. Die meisten Frauen schreiben ja selbst, dass es ein Kompliment ist.

Er wäre ein Phil Collins gewesen, wenn er nicht nur kölsch gesungen hätte.

Peter Brings über Tommy Engel

Wie erleben Sie jetzt die Stimmung in den Sälen?

Brings: Der Mensch merkt erst, wenn einem was genommen wird wie wichtig es ist. Es ist ein Feeling der Glückseligkeit.

Ich bin jetzt die erste Runde im Karneval jetzt zurück, und bin abgeleckt worden und bin gesund. Inzidenzen sind kein Thema mehr, obwohl wir so nah beieinander sind.Der Karneval ist wie eine zweite Familie. Wir hatten am meisten Angst, dass das Ehrenamt auf der Kippe steht. Noch ein Sessionsausfall wäre für viele Vereine tödlich geworden. Das ist zum Glück nicht so gekommen. Wenn der Saal nur halb voll ist, spielen wir für weniger Gage, da einigen wir uns immer.

Es findet ein Generationenwandel bei vielen Kölner Bands statt. Wie lange wird es Brings noch geben?

Brings: Die Bands hören ja nicht auf, die machen weiter. Es ist kein einfacher Job in die nächste Generation zu gehen. Ich hab es z.B. nie überwunden, dass Tommy Engel bei den Fööss gegangen ist. Er ist auch mit über 70 der beste Sänger und Entertainer, das ist ein richtiger Popstar. Er wäre ein Phil Collins gewesen, wenn er nicht nur kölsch gesungen hätte. Ich will nicht sagen, dass die neuen nicht einzigartig sind. Aber sie müssen sich beweisen. Man kann nur Glück wünschen.

Peter Brings ist ein kölsches Original. Foto: Bopp

Und wie ist es bei Brings?

Brings: Ich sag mal arrogant: So schnell kannste mich auch nicht ersetzen. Alle 5 sind wir Brings, wenn einer weg ist, dann sind wir nicht mehr Brings. Das Thema steht auch nicht an, ich bin 58, zehn Jahre schaff ich das noch. Es ist immer so, dass es einen Wandel gibt, das ist auch richtig so. Als ich in den Karneval kam, war der größte Hit „Die Hände zum Himmel“. Mit „superjeile Zick“ entstand eine andere Sprache im Karneval. Das war vorher mit den Fööss ähnlich. Es ist gut, dass sich der Karneval wandelt.

Was hat es euch bedeutet, dass Rolly den Karl Küpper Preis verliehen bekommen hat?

Brings: Ich fand das für den Rolly eine totale Ehre. Der Karl Küpper Preis ist ja für ihn wie erfunden. Wir haben uns klar für den Vater gefreut. So ein Preis, das heißt auch, dass der Karnevals sich politisch bekennt.

Haben Sie eigentlich TikTok?

Brings: Durch die Power des Internets haben manche Monopole ihre Macht verloren. Es gibt auch viele positive Geschichten damit. Wir selbst erreichen die Leute mit Facebook und Instagram.