Die überfüllte Zülp am 11.11. Foto. Bopp

Köln | In vier Wochen ist es nach zwei langen Jahren Corona-Pause wieder soweit. Am 16. Februar steigt der Fastelovend in Köln! Endlich wieder schunkeln am Alter Markt, verkleiden, Karnevalsmusik hören, bützen, und ein leckeres Kölsch trinken.

Vor dem Start der ganz heißen Phase gab es die Premiere für „Loss mer schwade“ im Jahr 2023. Natürlich mit jeder Menge prominenter Talkgäste aus dem Karneval. Im Brauhaus Johann Schäfer in der Kölner Südstadt sprachen Hans Kölschbach, Präsident der Altstädter, Arena-Boss Stefan Löcher, Spaßsänger und Moderator Till Quitmann sowie Erry Stoklosa, Urgestein der Bläck Fööss bei Martin Schlüter über die bevorstehenden tollen Tage. Der Moderator war kurzfristig für den erkrankten Christian Krath eingesprungen.

Prominente Runde beim Köln-Talk Loss mer schwade

„Unsere Säle sind bei den Sitzungen voll, es läuft richtig gut. Die Menschen sind wieder heiß auf den Karneval“, freut sich Kölschbach über die große Resonanz des Publikums.

Massensituationen sind kritisch. Daher plädiere ich dafür, dass das Gelände permanent aus der Vogelperspektive beobachtet wird, um dann eventuell mit Gittern frühzeitig abzuriegeln

Stefan Löcher

Das findet auch Quitmann, der als Klappstuhl aktuell mit seinem Satire-Song „Prima Kleber“ durchstartet. „Kölsch und Karneval sind ein Grundrecht. Das lassen sich die Kölner nicht nehmen. Karneval ist Humor und dann darf man auch einige Leute mal auf die Schüppe nehmen.“

Till Quitmann (m.) startet aktuell mit dem Satiresong „Prima Kleber“, zum Karneval durch. Foto: Eduard Bopp

Jedoch gibt es auch in den kommenden Wochen noch einige Baustellen aus dem Weg zu räumen. Denn beim Elften im Elften gab es stellenweise chaotische Szenen in den Veedeln zu beobachten. Das Sicherheitskonzept der Stadt reichte nicht aus, um die Massen in den Karnevals-Hotspots zu bändigen. Auf der Zülpicher Straße war der Andrang so groß, dass Ordnungskräfte und aufgestellte Zäune überrannt wurden.

Dabei wurden die Sorgen von Wirten und Veranstalter zu wenig angehört. „Der Karneval ist ein Publikumsmagnet, die Urkraft des Karnevals ist zu groß“, betont Kölschbach, der sich den Schwarzen Peter von Seiten der Stadt nicht annehmen will. „Die Vereine können die Probleme nicht bändigen, obwohl diese uns gerne in die Schuhe geschoben werden soll. Die Verhältnisse werden zunehmend zum Problem. Das ist aber kein Problem des Kölner Karnevals, sondern ein soziales. Die Auswüchse werden uns aber zugeschrieben. “

Klappstuhl: „Karneval hat lange auf die Mallorca-Schiene gesetzt“

Ähnlich sieht es der Klappstuhl. Er moniert: „Der Karneval hat ein paar Jahre auf die Mallorca-Schiene gesetzt. Deshalb sind Massen von jungen Leuten aus ganz Deutschland während des Karnevals in Köln, obwohl sie die Bräuche nicht kennen und nur feiern wollen „, weiß Quittmann. „Aber das Phänomen sieht man auch in anderen Städten. Schaut man nach München ist es während des Oktoberfestes so, aber auch früher in Berlin bei der Loveparade.“

Auch Erry Stoklosa kennt die Situation vom Alter Markt aus eigener Erfahrung. Deshalb hatten die Bläck Fööss einen Auftritt für einige Jahre boykottiert. „Es machte einfach keinen Spaß mehr. Wir hatten keinen Bock mehr aufzutreten. Man hörte immer nur die Martinshörner. Das war nicht der Karneval, den wir kannten. Erst als das Konzept wieder umgestellt wurde, sind wir zurückgekommen“, erinnert sich der Sänger.

Die heutige Situation sieht er so: „Das ist nicht nur ein Problem des Karnevals, sondern ein ernstes, gesellschaftliches Problem. Das hat mit Köln und Fastelovend nichts zu tun. Die feiern ihre Party, geben Gas und dann steigt die Aggressivität.“

Bläck Fööss-Legende Erry Stoklosa zeigt bei Loss mer Schwade klare Kante. Foto: Eduard Bopp

Was also tun? Kölschbach: „Die Stadt muss schon etwas anbieten. Die jungen Leute, die zur Zülpicher Straße pilgern, bekommt man nicht umgelenkt. Dann müssten dort schon die Kneipen und Kioske geschlossen werden.“

Fastelovend: Beobachtung aus der Luft

Löcher hat einen weiteren Vorschlag: „Man braucht eine Beobachtung aus der Luft, wodurch dann gesteuert wird, wie mit den Menschenströmen umgegangen wird. Massensituationen sind kritisch. Daher plädiere ich dafür, dass das Gelände permanent aus der Vogelperspektive beobachtet wird, um dann eventuell mit Gittern frühzeitig abzuriegeln.“

Im Vorfeld der kommenden jecken Tage sollen nun Ersatzflächen geschaffen werden, wo ein Programm für die vielen jungen Leute geboten werden könnte. Im Gespräch sind die Jahnwiesen am RheinEnergieStadion. Das Landschaftsschutzgebiet soll mit Bodenplatten abgedeckt werden, Alkohol soll ebenfalls ausgeschenkt werden und ein DJ soll für Party sorgen.

Darüber hinaus wurde auch über das diesjährige Jubiläum der Lanxess-Arena gesprochen. Löcher freut sich auf besondere Highlights in den kommenden Monaten. Am Dienstag wurde verkündet, dass Superstar Madonna wieder einmal in unserer Stadt Station macht. „Wir versuchen immer wieder Topevents nach Köln zu holen. Die Leidenschaft für Live-Entertainment ist immer noch riesig. Die Basketball-EM im September war der Wahnsinn, jetzt freuen wir uns auf die Handball-EM im Januar 2024 bei uns. Und wir haben auch den Hut für die Eishockey-WM 2027 in den Hut geworfen.“

Zuvor wird aber auch im Henkelmännchen kräftig Karneval gefeiert. Ab Freitag gibt es 16 Karnevalsveranstaltungen der Lachenden Kölnarena inklusive der Pänz-Arena und der großen FC-Party zum Geburtstag. Löcher: „Die Menschen haben einfach Bock auf Karneval.“