"Wo sind die Wochen hin? Die Session bis jetzt war wie ein Rausch und fühlte sich an wie ein einziger Traum", so führte Prinz Marcus II die Rede des Dreigestirns ein. Trotzdem gab er zu, dass die Session mit der Angst begann, dem Anspruch des Prinzen nicht gerecht werden zu können. "Vor der Proklamation war ich starr vor Angst. Erst der herzliche Empfang konnte uns die Angst nehmen". In einem Rückblick über die bisherige Session sprach Prinz Marcus von besonderen Erlebnissen, die viel mehr seien als feiernde Jecke." Mich haben besonders die sozialen Termine berührt", so Prinz Marcus. Die Begegnung mit einer 90-jährigen Dame im Altersheim Severinsstraße ist nachthaltig in Erinnerung geblieben, wie sie den Prinzen bei dem Lied: "Wir kommen alle in den Himmel, weil wir so brav sind" zu sich winkte und ihm zuflüsterte "Schatz, ich will gar nicht brav sein." Und, wie um es zu beweisen, dem Prinzen einen dicken Schmatzer auf den Mund verpasste.


Standing Ovations für das Dreigestirn
Wie das letzte Dreigestirn, sprach das diesjährige närrische Regiment auch die Schattenseiten des Karnevals an, die in Form von Trinkbolden den Sinn des Karnevals verfehlen. "Genau wie der Bauer Thorsten Schmidt uns vor Menschen in unserer Stadt schützen soll, die schlechtes im Schilde führen, sollen auch im Karneval nur Menschen mitfeiern, die der wegen Tradition des Karnevals kommen." Einen besonderen Dank richtete Prinz Marcus an seinen Freund und Adjutaten und besonders an den Visagisten. "Wenn unser Visagist nicht wäre, dann glauben Sie mir, Sie würden alle weglaufen". Das ist unschwer zu glauben, wenn man den strammen Terminplan des Dreigestirns in der bisherigen Session bedenkt. Die geladenen Gäste dankten dem närrischen Regiment für die ehrlichen Worte mit minutenlangen Applaus und Standing-Ovation.

Im Wallraf- Richartz Museum wurde das Festmahl mit einem Gang durch die mittelalterliche Ausstellung verbunden. Andreas Blühm, Direktor des Museums Wallrafs, erklärte, warum gerade das Wallraf ein geeigneter Ort für das Festmahl sei. Der erste Kurator des Museums, Matthias Joseph de Noel, unter dessen Führung das Museum bis 1842 stand, wirkte bei der Erneuerung des Kölner Karnevals mit und komponierte selbst Kölsche Mundartlieder. "Da hört zwar die Verbindung zwischen dem Kölner Karneval und dem Museum schon auf. Aber das wichtigste ist, dass der Karneval genau wie das Wallraf örtlich, den Mittelpunkt Kölns bildet."


Die Sopranistin Yuriko Bernhöft-Schulte forderte Prinz Marcus zum Tanz auf, während Sie ihr Stück weitersang

Ein Tanz mit dem Prinzen
Das Trio Berghöften sorgte in den Räumlichkeiten des Wallraf für die besondere musikalische Stimmung. Aufmerksam lauschte das Dreigestirn und Oberbürgermeister Rosters der Sopranistin, die in einer unglaublichen musikalischen Fülle den Raum erfüllte. Da ließ sich Prinz Marcus nicht lange bitten, als er zum Tanz aufgefordert wurde.


Wolfgang Oelsner über die Tradition des Karnevals

Tradition und Moderne sind vereint

Pädagogoe und Psychotherapeut Wolfgang Oelsner ließ in einer besonderen Rede die Session rund um das Dreigestirn Revue passieren und betonte "Das Jahr 2012 ist reif, um Moderne und Tradition miteinander zu vereinen". Das diesjährige Dreigestirn habe das Übrige getan, damit die moderne Gesellschaft und eine jahrelange Tradition miteinander vereint werden können. Das Medienverhalten, die Berufe und die Lebensweise des Dreigestirns seien repräsentativ für die reale, moderne Welt. Und genau deswegen seien sie die Richtigen gewesen, um dieses Amt zu bekleiden. Vor ein paar Jahren hätte schon die Konfession des Dreigestirns für Aufruhe gesorgt. "Das gesamte Regiment ist evangelisch". Nebenbei ließ Oelsner in dem Zusammenhang einfließen, dass dies ein Anfang für einen ökumenischen Sessionsauftakt sein könne. Genau wie das Dreigestirn, betonte Oelsner weiter, dass nicht die Darsteller, sondern das Amt an sich die Illusion bilde, die das feiernde Volk so fasziniere. Die Ornate würden behandelt wie Sakrale. "Das Volk bekommt nicht mit, wie sich der Prinz neue weiße Handschuhe anzieht. Sie sehen nur die glänzende Illusion, die so wichtig ist, um der realen Welt für ein paar Stunden entfliehen zu können", so Oelsner.

Henriette Hohm für report-k| Kölns Internetzeitung