Köln | aktualisiert |Die weltbesten Fahrer messen sich am kommenden Wochenende bei den BMX Worlds, den Weltmeisterschaften im BMX Freestyle. In fünf Disziplinen treten etwa 400 Amateure und Profis im Kölner Jugendpark gegeneinander an. Zu den Profis zählt seit vier Jahren der Wuppertaler Markus Reuss, der mit Dirt, Park und Street gleich in drei Disziplinen um den Titel kämpft. Aktualisiert: Nur wenige Stunden nachdem unser Reporter Stephan Eppinger Markus Reuss traf, verletzte er sich im Training schwer, sogar eine Operation muss in Betracht gezogen werden. Wir wünschen Markus Reuss gute Besserung und dass er bald wieder auf den Beinen ist. Ein Start in Köln scheint derzeit eher unwahrscheinlich.

Warten auf Übersee

Begonnen hat bei ihm die Leidenschaft für die kleinen Räder schon früh. „Mit sechs Jahren habe ich in Kassel zum ersten Mal meinem Nachbarn beim BMX-Fahren zugesehen. Er sich mit seinen Freunden immer direkt vor unserem Haus getroffen“, erinnert sich der heute 19-Jährige. Fast hätte er damals schon sein erstes eigenes Rad bekommen: „Mein Nachbar hatte den Rahmen schon besorgt, dann sind wir aber nach Wuppertal umgezogen.“

In der neuen Umgebung ebbt das Interesse für den Sport erst einmal ab. Mit zwölf entdeckt Reuss das BMX-Fahren wieder neu. Inzwischen bekommt er das Rad und seine Klamotten von mehren Sponsoren gestellt. Ermöglicht hat ihm das Mike Emde, der in Wuppertal einen Laden für  die BMX-Fans hat. „Er war von mir und meinem Talent begeistert und hat mir den ersten Sponsor vermittelt.“ Inzwischen unterstützen sechs Unternehmen den Wuppertaler bei den Wettbewerben und stellen ihm auch ein Reisebudget zur Verfügung. „Bislang war ich nur in Europa unterwegs. Aber die Chance in Übersee zu starten ist da, ich will nur noch den richtigen Zeitpunkt abwarten, bis ich dort auch wirklich was erreichen kann. Außerdem will ich mindestens einen meiner BMX-Freunde dabei haben.“

„Ich nenne das nur ungern Training“

Sein Rad stellt sich Reuss selbst aus den Einzelteilen zusammen, damit es perfekt auf ihn abgestimmt ist. Zwischen 1.500 und 1.800 Euro kostet ein Profirad, Einsteigermodelle gibt es ab 500 Euro. Vier bis fünf Mal in der Woche ist mit dem BMX-Rad unterwegs. „Ich nenne das allerdings nur ungern Training. Ich fahre einfach und dabei ergeben sich dann die Ideen für die Tricks, die ich bei den Contests zeige“, berichtet der Rider, wie die Fahrer bei den BMX Worlds genannt werden. Während Reuss in den kälteren Jahreszeiten viel in Hallen wie Wicked Woods in Wuppertal oder den Abenteuer-Hallen in Kalk unterwegs ist, bevorzugt er im Sommer das Fahren unter freiem Himmel. „In Vohwinkel, Witten, Essen und Duisburg gibt es dazu gute Möglichkeiten. Manchmal kann man auch einfach im Wald fahren.“ Als Ausgleich geht er noch regelmäßig ins Fitnessstudio.

Normalerweise stehen pro Jahr bis zu 15 Wettbewerbe an. „Im vergangenen Jahr musste ich mich zurückhalten, weil ich mehrfach verletzt war. Einmal waren alle Bänder in der Schulter kaputt.“ Gefährlicher als Fußball ist sein Sport für ihn aber trotzdem nicht. „Wenn man wirklich konzentriert fährt, passiert nicht. Nur wenn man zu viel Routine bekommt und nachlässig wird, kann es gefährlich werden.“

„Ich brauche kein dickes Auto vor der Tür“

In Köln wird Reuss gegen die besten Rider der Welt antreten. Dabei steht für ihn nicht nur der Sieg im Vordergrund: „Eine gute Platzierung wäre schon gut. Aber ich möchte vor allem Spaß haben und mit den Leuten feiern. Viele davon sehe ich nur bei den Contests.“ Das Berufskolleg hat er im Moment erst einmal zurückgestellt. „Ich möchte meine einmalige Chance nutzen und mich voll aufs BMX-Fahren konzentrieren“, sagt der Profi. Allerdings ist es nicht gerade leicht, nur vom Sport zu leben: „Ich komme aber mit dem, was ich habe zurecht. Ich brauche kein dickes Auto vor der Tür.“, sagt Reuss, bevor er die Rampen im Jugendpark genau unter die Lupe nimmt.

Infobox

BMX Worlds
13. bis 15. Juli 2012
Kölner Jugendpark
Sachsenbergstraße  (Zoobrücke)
Vom Deutzer Bahnhof ist der Jugendpark zu Fuß oder mit dem Rad erreichbar

Am Donnerstag ist bei den BMX Worlds bereits ein freies Training geplant. Richtig los geht es am Freitag ab 11 Uhr mit den Qualifikationen. Weiter geht es am Samstag und am Sonntag jeweils ab 11 Uhr. Gestartet wird bei den Amateuren und den Profis in den Disziplinen Dirt, Street, Park, Flatland und Vert.

Eintritt:
Freitag: 8 Euro
Samstag und Sonntag: 10 Euro
Drei-Tages-Ticket: 25 Euro
Kinder bis zu einer Größe von einem Meter haben freien Eintritt

Autor: Stephan Eppinger
Foto: Markus Reuss will bei den BMX Worlds in Köln durchstarten