E-Scooter in Köln. | Foto: Bopp

Köln | In den deutschen Städten gibt es seit einiger Zeit Sharing-Angebote von E-Scootern und E-Bikes. Ein Anbieter aus der Sharing Economy beauftragte jetzt Fraunhofer-Institut für System- und Innovationsforschung ISI der Frage nachzugehen, ob diese Sharing Angebote dabei helfen die Emissionen städtischer Verkehrssysteme zu reduzieren. Dies bejaht Fraunhofer und untersuchte global in sechs Städten.

Köln war nicht unter den Städten in denen die Fraunhofer Experten Umfrageergebnisse zur Verkehrsmittelnutzung mit Emissionsdaten aus den sechs Städten kombinierten. Fraunhofer untersuchte allerdings Kölns Nachbarstadt Düsseldorf. Fraunhofer führte Fallstudien in den Städten Berlin, Düsseldorf, Paris, Stockholm, Melbourne und Seattle. Es wurden die Daten von insgesamt 4.167 Nutzer:innen ausgewertet. Der Auftraggeber der Studie, das Unternehmen Lime erhob die Daten und stellte sie Fraunhofer zur Verfügung. Die Forschenden beschreiben ihre Vorgehensweise so: „Um die Treibhausgas-Auswirkungen des individuellen Nutzer:innenverhaltens zu berechnen, wurden bestehende LCA-Daten mit von Anthesis im Auftrag von Lime erstellten LCA-Schätzungen für die neueste Generation der Lime-E-Scooter und -E-Bikes kombiniert und beides an die jeweiligen Charakteristika der betreffenden Städte angepasst.“

Das ist die Schlussfolgerung der Forscher

Die Fraunhofer-Studie kommt zu dem Ergebnis, dass die neueste Generation der geteilten E-Scooter und E-Bikes dabei helfen den Netto-Treibhausgasausstoß in den untersuchten Städten zu verringern. Diesen Nettoeffekt berechnet die Studie in dem sie Personenkilometer (pkm) vergleicht, wenn E-Scooter und E-Bikes im Sharing System nicht zur Verfügung gestanden hätten und dafür andere Verkehrsmittel genutzt hätten werden müssen.

Das sind die Effekte in den sechs untersuchten Städten

Die Forscher geben genau an, um wie viel sich der Ausstoß pro Personenkilometer verringert und das für jede der sechs untersuchten Städte.

Die Ergebnisse für E-Scooter bei den Emissionen

Melbourne; -42.4 g/pkm
Seattle; -37.7 g/pkm
Düsseldorf: -22,1 g/pkm
Paris und Stockholm: je -20,7 g/pkm
Berlin: -14,8 g/pkm

Die Ergebnisse für E-Bikes bei den Emissionen

Melbourne; -13,7 g/pkm
Seattle; -15,2 g/pkm
Düsseldorf: -20,4 g/pkm
Paris: -15,4 g/pkm
Berlin: +13,0 g/pkm

Diese Werte lassen sich so erklären, dass der Anteil der Fahrten mit E-Bikes aus Sharing-Systemen geringer ist. Zudem sind die Diebstahlsraten höher und die Nutzungsintensität ist geringer als bei E-Scootern.

Die Auswirkungen auf Stadtebene

Die Forschenden von Fraunhofer fanden heraus, dass vor allem der Umstieg von Ridehailing- oder Taxidiensten auf E-Scooter oder E-Bike zu einer Verringerung der Netto-Emissionen von bis zu 679,3 g Co2-Äquivalente pro Fahrt führen kann. Bei Fahrten mit privaten Verbrennerfahrzeugen würden im Maximum 334 g Co2-Äquivalente pro Fahrt eingespart. Aber die neuen Mobilitätsdienst können auch den genau umgekehrten Effekt bewirken, wenn etwa Fußgänger:innen verstärkt E-Scooter nutzen. Also eine Fahrt stattfindet, die vorher weder geplant, noch so in dieser Form durchgeführt worden wäre. Dann stiegen die Emissionen bei einem E-Scooter um 65,6 g Co2-Äquivalente pro Fahrt.

In einer Erklärung sagt Konstantin Krauß, Mobilitätsforscher am Fraunhofer ISI und Mitautor der Studie: „Unsere Ergebnisse zeigen, dass der entscheidende Faktor für die Nettoeffekte der geteilten Mikromobilität die Anzahl der Fahrten ist, die die emissionsstärksten Verkehrsmittel wie Ridehailing und Fahrten mit Verbrennern ersetzen. Diese müssen die Verlagerung von aktiven Mobilitätsformen, dem öffentlichen Verkehr oder Fahrten, die ohne Mikromobilität gar nicht unternommen worden wären, deutlich übersteigen.“ Allerdings erklärt Fraunhofer, dass es bei den Ergebnissen Unsicherheiten gebe, wie etwa, dass in den vorliegenden Daten lediglich die Präferenzen der Fahrer:innen, nicht aber deren tatsächliches Verhalten abgefragt worden sei. Zukunftsgewandt gibt das Fraunhofer Institut den Hinweis, dass zu beachten bleibe, wie sich die zunehmende Elektrifizierung der Mobilität auf die Nettoklimawirkung der Mikromobilität etwa von E-Scootern auswirke.

Die Forschenden geben Empfehlungen: So sollte die Lebensdauer der E-Scooter verlängert werden, abgesehen von deren illegalen Entsorgung etwa im Rhein, wie in Köln. Zudem müssen die Anbieter dieser Systeme darauf achten auch ihre Lieferketten zu dekarbonisieren.

red01