Köln | Der Tag danach. Im Netz finden sich 1.210.000 Ergebnisse für die Suchanfrage „Tipp gegen Kater“ – da könnte man ja alleine davon schon einen Kater bekommen. Erst Weiberfastnachtsbräune, dann nassses Ringelhemd und die Jeckinnen und Jecken feierten weitestgehend friedlich und fröhlich, so die Bilanz der Rettungsdienste, Ordnungsamt und Polizei. Same procedure as last Wieverfastelovend, man pinkelt wild, lässt seinen Müll da fallen wo man ihn macht oder bleibt auf der Straße stehen, wenn ein Automobilist das jecke Treiben stört. So passiert in der Kölner Südstadt, was zu einem skurrilen Ausraster führte und zwei Leichtverletzten. Die Polizei spricht von gewohntem Bild als Kommentar zu ihren Einsatzzahlen.

Hier den Liveticker vom gestrigen Tag nachlesen in der digitalen Beilage von report-k.de der www.karnevalzeitung.de >

Wie gewohnt Assi?

Es ist kurz nach 21 Uhr mitten in der Südstadt auf der Straße „Im Ferkulum“. Ein 26-jähriger Kölner Autofahrer findet auch am Straßenkarneval shared Spaces blöd und titscht mit seinem Wagen mehrere Jecken an und lädt auch den ein oder anderen auf seine Motorhaube. Alles in langsamer Geschwindigkeit, dennoch werden zwei Jecke leicht verletzt. Als ihn andere bunte Straßenbesetzer auf sein Tun hinweisen wollen und wie wild an die Scheibe trommeln, steigt er aus und bedroht diese mit einem Hammer. Später flüchtet er, wird von der Polizei gestellt, sein Wagen und Führerschein sichergestellt. Die Polizei sucht jetzt weitere Geschädigte und Zeugen. (Kontakttelefon 0221 229-0) Mit einer ungewöhnlichen Headline kommentiert die Polizei fast schon gelangweilt das jecke Geschehen aus ihrer Sicht: „Weiberfastnacht insgesamt wie gewohnt“. Gewohnt sind 96 in Gewahrsamnahmen, 20 Festgenommene und darunter 11 Taschendiebe. Man fertigte 289 Strafanzeigen, davon 155 wegen Körperverletzung und 56 wegen Diebstahls. Dazu gesellen sich 247 Platzverweise, elf Mal Widerstand gegen Vollstreckungsbeamte und 13 Raubdelikte. Zwei Menschen, am Rudolfplatz und der Eifelstraße wurden schwer verletzt, weil sie in einen Unfall mit KVB-Bahnen verwickelt waren.

Frauen holen beim Wildpinkeln auf

Emanzipatorisch gibt sich die Jeckin beim Wildpinkeln. Hatte das städtische Ordnungsamt 2013 nur sechs Frauen beim Wildpinkeln erwischt holte 2014 das weibliche Geschlecht mächtig auf. Am Ende zählten die Ordnungshüter 47 Frauen und 201 Männer. Bei den Herren waren es 2013 sogar 65 mehr. Die Kölner Jugend langte beim Alkohol heftiger zu, statt 128 Jugendliche erwischten die Ordnungshüter 2014 176, die ihre Alkoholika ausschütten mussten. 22 Jugendliche rauchten auch. Der Rettungsdienst der Stadt Köln versorgte über 800 Jecke. Am Zülpicher Platz musste ein junger Jeck der gestürzt war, reanimiert werden. Er ist mittlerweile außer Lebensgefahr.

Fröhliche Jecken im Kölschfest

Aber es waren auch sehr viele, sehr fröhliche Jecke unterwegs, wie Renato und Justine aus der Kölner Südstadt, die zum ersten Mal das Kölschfest besucht hatten. Die fühlten sich richtig wohl und waren begeistert von der ausgelassenen Stimmung, der rund 6.500 Jecken in der größten Feierlocation Kölns. Viele Jecke feierten aber auch in den Kneipen als der Regen anfing. Ein ruhiger Moment in der ansonsten recht quirligen Kölner Südstadt, wo jetzt an fast jeder Kneipe wieder der Nubbel hängt, die Strohpuppe die in der Nacht auf Aschermittwoch wieder alles Schuld sein wird, war das Spiel um Jan und Griet. Eine große Zahl Menschen hatte sich eingefunden und lauschte dem kleinen Theaterstück auf offener Straße, in dem auch Uwe Modler vom Kölsche Rattepack und der Knubbelich vum Klingelpütz mitspielten. Und dann gab es auch zum ersten Mal Kamelle und Strüßjer für die Jecken.

Fotostrecken zu Weiberfastnacht:

Eröffnung des Straßenkarnevals: So schön feiern die Jecken am Alter Markt >

Domplatte und Heumarkt: Bunte Jecken feiern Weiberfastnacht >

Kölschfest 2014: So feierten 6.500 junge und junggebliebene Jecke Wieverfastelovend >

Das raderdolle Rathaus morgens an Weiberfastnacht – so feiern Kölns Kommunalpolitiker >

Das Spiel um Jan und Griet an der Vringspooz und der Weiberfastnachtsumzug >

Autor: Andi Goral
Foto: Renato und Justine gehörten im Kölschfest zu den fröhlichen Jecken, denn dort gab es laut Polizei gar keine Vorkommnisse